Konfuzius wurde in China wie ein Gott verehrt

Konfuzius wurde angeblich 551 v.Chr. in der Grafschaft Lu in Südwest-Shantung geboren. Der Überlieferung zufolge soll er erst als Beamter im niederen Dienst und als Lehrer gearbeitet haben. Der er sich sehr schnell einen großen Ruf als Gelehrter erworben hatte, holte man ihn als Minister für öffentliche Arbeiten und später als Justizminister in die Regierung. Durch Intrigen verlor er die Gnade des Herrschers, musste seine Ämter niederlegen und verließ die Heimat. Auf seinem langen, unruhigen Wanderleben begleiteten ihn seine Schüler. Erst 483 kehrte er in seine Heimat zurück und beschäftigte sich bis zu seinem Tod im Jahr 479 der Redaktion der klassischen Schriften.

Konfuzius ist der König der chinesischen Philosophen

Seinen Schülern trug Konfuzius seine Ethik vor, in der er die patriarchalische Ordnung der Sippen der Feudalzeit zu ersetzen suchte. Von ihm selbst sind keine Bücher überliefert, seine Schüler aber haben in vier Bänden seine Aussprüche herausgegeben. Seine herausragende Stellung in der Geistesgeschichte Chinas verdankt er der Han-Dynastie, die 300 Jahre nach seinem Ableben, einen Kult um ihn förderte, der gottähnliche Verehrung annahm.

Unter dem Einfluss der Missions-Literatur verbreitete sich das Wissen über Konfuzius am Ende des 17. Jahrhunderts auch in Europa. Gottfried Wilhelm Leibniz zum Beispiel betrachtete den Weisen als König unter den chinesischen Philosophen und meinte bei ihm Ähnlichkeiten mit seiner Idee von der prästabilierten Harmonie und der vollkommenen Vernunftmäßigkeit des Universums zu entdecken.

Das Volk soll den Herrschern gehorchen

Christoph Martin Wieland betrachtete Konfuzius neben Minos und Lykurg als einen der vortrefflichsten Gesetzgeber und Lehrer ein. Georg Wilhelm Friedrich Hegel dagegen lehnt Konfuzius ab. Er findet bei ihm nur gute, tüchtige Morallehren, denen er aber keine besondere Bedeutung beimisst. Er geht sogar soweit zu behaupten, es wäre für den Ruhm des Konfuzius besser gewesen, wenn er nicht übersetzt worden wäre.

Der Durchbruch der Lehre des Konfuzianismus begann in der Han-Zeit. Sie setzt sich aus Grundsätzen des Konfuzius zusammen. Die Lehre war auf die Stärkung einer Gesellschaftsordnung gerichtet, in der das verarmte Volk in Gehorsam gegenüber den Herrschern gehalten werden konnte. Den Kern bildete die im Interesse der Herrschenden liegende Ordnung der Unterordnung. Dieser Kodex blieb in seinem sozialpolitischen Kern über tausend Jahre gültig. Eine neue Gestalt erhielt die Staatslehre als Neo-Konfuzianismus in der Sung-Zeit (960-1280), die sie bis zur Revolution von 1912 beibehielt.

Als Weiser von Lu ging Konfuzius in die Weltgeschichte ein

Viele Aussprüche und Sätze des Konfuzius flossen später zu der von Chinas Herrschern zur Staatsdoktrin erhobenen Ideologie zusammen. Legende und Geschichte sind bei der Entwicklung eines Konfuziusbildes untrennbar miteinander verwoben. Otto Franke beschreibt den Zusammenhang wie folgt: „Und je tiefer die Sonne des kritischen Denkens sank, um so mehr wuchs der Schatten dieser Durchschnittspersönlichkeit ins Riesenhafte; je größer der Zeitabstand wurde, umso eifriger schmückten die Epigonen das Bild des Meisters mit dem Strahlenkranze göttlicher Erleuchtung, bis man den Schatten für die Person selbst, das Bild für die Wirklichkeit nahm.“ Als Weiser von Lu ist Konfuzius dennoch in die Weltgeschichte eingegangen.

Von Hans Klumbies