Robert Edwards erfindet die künstlichen Befruchtung

Louise Brown war das erste Kind, das dank der von Robert Edwards entwickelten Methode der künstlichen Befruchtung auf die Welt kam. 32 Jahre später erhielt der Wissenschaftler dafür in diesem Jahr den Medizinnobelpreis. Louise Brown wurde am 25. Juli 1978 geboren. Ohne Robert Edwards hätte das Kind nie das Licht der Welt erblickt. Das Mädchen war das erste Retortenbaby auf der Erde, das ohne den natürlichen Sexualakt zwischen Frau und Mann entstand. Robert Edwards und sein Wissenschaftskollege Patrick Steptoe vermischten das Sperma des Vaters und die Eizellen der Mutter in einem Gefäß im Labor. Aus dieser Mischung wuchs ein Embryo heraus, den sie der Mutter in den Bauch verpflanzten, um das Kind auf natürliche Weise austragen zu lassen.

Robert Edwards erhält den Medizinnobelpreis 2010

Seit 1978 wurden inzwischen rund vier Millionen Babys durch die Befruchtung im Reagenzglas gezeugt. Die Methode zur künstlichen Befruchtung, die Robert Edwards und der inzwischen verstorbene Patrick Steptoe entwickelt hatten, wird auch In-Vitro-Fertilisation (IVF) genannt. Den Medizinnobelpreis 2010 erhielt Robert Edwards unter anderem auch dafür, dass er ein neues Feld der Medizin eröffnet habe. Er habe es von den ersten Versuchen bis zu einer erfolgreichen Anwendung fortentwickelt.

Christer Höög von der Nobel-Versammlung begründet die Verleihung des Medizinnobelpreises an Robert Edwards: „Heute ist Robert Edwards` Vision Wirklichkeit und bereitet in der ganzen Welt Freude. Edwards` Entdeckung ist ein monumentaler medizinischer Fortschritt, von dem man gewiss sagen kann, dass er zum größten Nutzen der Menschheit ist. Mehr als zehn Prozent aller Paare weltweit sind ungewollt kinderlos.“

Fast jedes hundertste Kind in Deutschland ist ein Retortenbaby

Doch Robert Edwards war klar, dass ihm die Entwicklung der künstlichen Befruchtung nicht nur Bewunderung und Ehren einbringen würde, sondern auch viel Gegenwehr und Feindschaft. So verwehrte ihm beispielsweise der britische Medical Research Council jegliche finanzielle Hilfe. Er konnte nur durch private Spenden weiterforschen. Bei der Geburt des ersten Retortenbabys erreichten die Angriffe gegen Robert Edwards einen Höhepunkt. Das Selbstverständnis vieler Menschen geriet damals aus den Fugen. Der Spiegel schrieb damals: „Ein Schritt in Richtung Homunkulus“.

Auf der anderen Seite meldeten sich sofort 5.000 Paare, die auf natürlichem Weg kein Baby zeugen konnten. Sie wollten auch so ein Kind aus dem Reagenzglas. Inzwischen ist mehr als jedes hundertste Kind, das in Deutschland geboren wird, eine In-Vitro-Fertilisation. Die Babys, die künstlich befruchtet werden, sind genau so normal und gesund wie die Kinder, die auf natürliche Weise gezeugt werden. Zur Preisverleihung des Medizinnobelpreises am 10. Dezember wird Robert Edwards wahrscheinlich nicht nach Stockholm reisen können. Er ist inzwischen 85 Jahre alt und lebt schwer krank in einem britischen Seniorenheim.

Von Hans Klumbies