Die Forschung tut sich erstaunlich schwer damit, die Frage zu beantworten, wie lange Menschen schlafen müssen und einen genauen Wert dafür exakt zu ermitteln. Die Unterschiede zwischen den Individuen sind so groß, und es ist kaum möglich, Probanden ohne jedes Schlafdefizit zu finden. Dabei ist es sogar egal, ob man den Schlaf im Stück nimmt oder auf mehrere Etappen verteilt. Peter Spork erklärt einen Aspekt der Länge des Schlafs: „Extreme Lang- oder Kurzschläfer sind allerdings sehr selten: Nur etwa zwei Prozent der gesunden Bevölkerung reichen fünf Stunden, und ähnlich wenige benötigen zehn Stunden oder mehr Im Mittel schlafen Menschen, wenn man sie über einen längeren Zeitraum ausschlafen lässt, siebeneinhalb bis acht Stunden. Es gibt aber Hinweise, dass das tatsächliche durchschnittliche Schlafbedürfnis etwas höher liegt. Der Neurobiologe Peter Spork ist Wissenschaftsjournalist.
Ohne Schlafdruck kommt es zu Schlafstörungen
Ein wenig unter dem idealen Schlafbedürfnis zu liegen, schadet in der Regel nicht. Im Gegenteil erhöht es abends da, was Schlafforscher anschaulich den Schlafdruck nennen, und erleichtert so das Einschlafen. Gerade bei älteren Menschen, die morgens so lange schlafen, wie sie können, und oft noch einen ausgiebigen Mittagsschlaf machen, kommt es vor, dass sie abends Einschlafprobleme haben, wenn der Schlafdruck zu gering ist. Das ist dann aber per Definition keine Schlafstörung, weil die Betroffenen im Wachzustand nicht unter Schlafmangel leiden.
Der Chronobiologe Mathias Basner aus Pennsylvania behauptet: „Im Grunde wissen wir gar nicht mehr, wie gut es uns gehen könnte, wenn wir so richtig ausgeschlafen wären.“ Er bezieht sich dabei auf Experimente und Untersuchungen, in denen völlig gesunde Menschen ohne Schlafprobleme sich mal richtig über mehrere Tage ausschlafen mussten. Die Teilnehmer sprachen danach von einem glasklaren Bewusstsein. Schwimmer wurden auf fünfzehn Meter eine halbe Sekunde schneller, Reaktionszeiten verkürzten sich, Stimmungen hellten sich auf.
Der Tiefschlaf ist besonders wichtig für die Erholung
Peter Spork weist auf ein weiteres Ergebnis hin, das die Schlafforschung herausgefunden hat: „Nicht nur das Schlafbedürfnis ist übrigens individuell verschieden, auch die Schlaftiefe schwankt deutlich von Mensch zu Mensch.“ Bei der Frage, wie erholsam Schlaf ist, antwortet der Schlafmediziner Jürgen Zulley wie folgt: „Es kommt nicht alleine auf die Dauer an, sondern entscheidend sei vor allem, wie viel des besonders wichtigen Tiefschlaf ein Mensch bekommt.“ Bei manchen Schlafstörungen fallen gerade die Tiefschlafphasen völlig aus.
Die Betroffenen wachen dann manchmal selbst nach zwölf Stunden Schlaf wie gerädert und völlig übermüdet auf. Deshalb ist die Schlafdauer kein wirklich geeignetes Kriterium zur Diagnose eines Schlafproblems. Viel wichtiger ist das Befinden am Tag. Ist das in Ordnung, kann der Schlaf nicht so schlecht gewesen sein. Die Deutschen schlafen werktags nur noch durchschnittlich sieben Stunde und eine Minute pro Nacht. Dabei ist noch nicht einmal berücksichtigt, dass gerade gesunde Schläfer ihr Pensum tendenziell überschätzen. Quelle: „Wake up!“ von Peter Spork
Von Hans Klumbies