Hegel ist der Philosoph der Drei

Der Georg Wilhelm Friedrich Hegel der Ordnung und des Systems ist der Philosoph der Drei: des dialektischen Dreischritts von These, Antithese und Synthese. Patrick Eiden-Offe stellt fest: „Und tatsächlich ist die „Logik“ ein Buch – ein Buch aus drei Büchern natürlich – das von einer regelrechten Triadomanie strukturiert wird.“ Die Drei ist die obsessive Ordnungsmacht, die dem Leser schon bei einer oberflächlichen Betrachtung der Gliederung entgegenkommt. Und in der Tat verrät diese ubiquitäre Dreiteilung viel über Struktur und Funktionsweise dieses Denkens. „Die Logik der Triaden“ setzt sich aus drei Büchern zusammen. Nämlich aus der „Lehre vom Sein“, der „Lehre vom Wesen“ und der „Lehre vom Wesen“. Alle drei Bücher sind jeweils auf mindestens drei Stufen wiederum triadisch gegliedert. Patrick Eiden-Offe ist Literatur- und Kulturwissenschaftler.

Die „Logik“ ist triadisch eingeteilt

Es gibt dabei immer drei Abschnitte mit je drei Kapiteln, die sich dann wiederum in drei Unterabschnitte gliedern. Diese sind mit A, B und C markiert. In vielen, aber nicht allen dieser Unterabschnitte gibt es dann wieder eine Untergliederung. Georg Wilhelm Friedrich Hegel bezeichnet sie mit a, b und c. Die triadischen Einteilungen sind nicht als statische Klassifikation zu verstehen, sondern stehen auf allen Ebenen für dialektische Dreischritte. Durch diese hält der Philosoph seine Konstruktion dynamisch zusammen und führt sie fort.

Das dialektische Schema strukturiert auch die Abfolge der drei Bücher. Wobei hier noch mindestens zwei weitere Konstruktionsprinzipien zu beachten sind. Patrick Eiden-Offe erklärt: „Zunächst macht sich eine Abweichung von der strengen triadischen Anlage bemerkbar. Denn die Abfolge der drei Bücher ist unregelmäßig akzentuiert durch die übergeordnete Einteilung in zwei Bände.“ Der erste Band umfasst die ersten beiden Bücher und ist mit dem Titel „Erster Band: Die objektive Logik“ überschrieben.

Hegel will den Dualismus von Ding und Denken überwinden

Dem folgt der „Zweite Band: Die subjektive Logik“, der nur vom dritten Buch, der „Lehre vom Begriff“ eingenommen wird. Das Ineinander von Zweier- und Dreiergliederungen ist sprechend. Denn es geht hier um die Überwindung einer großen Spaltung. Es geht um die Überwindung des Dualismus von Ding und Denken, von Objekt und Subjekt, von Sein und Begriff. Und diese Überwindung wiederum lässt sich nur durch die Einschaltung eines dritten Terms bewerkstelligen.

Dieser schiebt sich dazwischen und ihm wird in der Architektur des Werks eben auch ein ganzes Buch gewidmet: das zweite, die „Lehre vom Wesen“. Die Spaltung von Sein und Begriff lässt sich nur überwinden, wenn man ein Wesen einführt, durch welches das Eine – das Sein – ins Andere – den Begriff – übergeht. Wesen ist demnach bestimmt als Zwischenglied. Und das zweite Buch arbeitet sich dann auch daran ab, verschiedene Verständnisweisen des Worts und des Begriffs „Wesen“ zu entfalten. Über die kann dann dessen Vermittlungslogik erst wirksam werden. Quelle: „Hegels Logik lesen“ von Patrick Eiden-Offe

Von Hans Klumbies