Alles hängt mit allem zusammen

Das Prinzip ist klar: Wo Leben existiert, da gibt es sichtbare Konsequenzen. Früher oder später. Mehr oder weniger. Insgesamt hängt ja alles mit allem zusammen. Das Ökosystem der Erde funktioniert bereits seit Milliarden von Jahren. Manchmal wurde es in seinem Gleichgewicht gestört. Entweder durch einen Meteoriteneinschlag, Vulkanausbrüchen, Erdbeben oder eben durch menschengemachte Eingriffe in dieses System. Dennoch hat es sich immer wieder in einem neuen Gleichgewicht eingependelt. Malte Rubach ergänzt: „Natürlich, Landschaften und Lebewesen sind verschwunden oder sogar ausgestorben, neue sind entstanden.“ Was aber schon im Kleinen passiert, wenn ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht gerät, lässt sich an einem Ereignis aus den 50er Jahren sehr gut erklären. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

In China geriet ein Ökosystem aus dem Gleichgewicht

Insbesondere, weil es sich auch hier um einen Eingriff des Menschen handelte, der am Ende auch Millionen von Menschen den Tod brachte. Im Jahr 1958 spielte sich in China ein weltweit einmaliges Desaster ab. Das Zentralkomitee beschloss, die großen „vier Plagen“ mit einer beispiellosen Aktion aller chinesischen Bürger zu bekämpfen. Die Plagen wurden für Hungersnöte, Gesundheitsprobleme und Missernten verantwortlich gemacht. Es waren die durch Mücken übertragene Malaria, die durch Ratten verbreitete Pest und Fliegen, die ebenfalls Keime verbreiteten.

Die vierte Plage waren die Feldsperlinge, die Saatgut von den Feldern pickten und so die Ernte minderten. Daraufhin trieben Millionen von Chinesen circa zwei Milliarden Sperlinge in den Tod. Diese Aktion endete allerdings tragisch. Die Feldsperlinge pickten nämlich nicht nur Saatgut von den Äckern, sondern auch Heuschrecken. Sperlinge sind der natürliche Feind, und ohne diesen konnten sich die Heuschrecken ungebremst vermehren. Malte Rubach erklärt: „Unvorstellbar große Schwärme fraßen die Reisfelder leer, noch bevor die Menschen überhaupt die Zusammenhänge einordnen konnten.“

Das Ökosystem der Welt gibt immer noch Rätsel auf

Was folgte, war die große chinesische Hungersnot. Diese wurde außer durch die planwirtschaftlichen Fehlentscheidungen noch durch diese ökologische Katastrophe verschärft. Diese endete für geschätzt 30 bis 50 Millionen Chinesen tödlich. Nun ist das natürlich eine Ausnahmeerscheinung. Aber mit jedem zusätzlichen Erdbewohner dreht die Menschheit ein bisschen weiter an einer Schraube. Diese bedeutet auf der einen Seite mehr an Ressourcenverbrauch von Land, Wasser und Energie.

Auf der anderen Seite bedeutet es ein mehr an Umweltwirkungen durch Treibhausgase, Abwässer, Boden- und Luftschadstoffe. Malte Rubach stellt fest: „Die Veränderungen sind schleichend und finden an so vielen Punkt der Erde gleichzeitig statt, dass der Einzelne kaum in der Lage ist, die Gesamtheit zu erfassen.“ Selbst die zahllosen Messungen von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt liefern noch immer nicht ausreichend Daten, um alle Zusammenhänge des weltweiten Ökosystems vollständig zu begreifen und ohne Fehler zu interpretieren. Quelle: „Die Ökobilanz auf dem Teller“ von Malte Rubach

Von Hans Klumbies