Stephen Hawking forscht in der Kosmologie

Stephen Hawking war noch nie wie die meisten anderen Physiker. Von der riesigen Fülle an Ideen in der Physik begeisterte er sich von Anfang an für die Allgemeine Relativitätstheorie. Das galt vor allem für ein Untergebiet, die Kosmologie, in der man die Allgemeine Relativitätstheorie einsetzt, um den Ursprung und die Entwicklung des Universums zu verstehen. Leonard Mlodinow fügt hinzu: „Stephen Hawking fühlte sich zur Kosmologie hingezogen, weil nur dieses Gebiet das Versprechen barg, die existenziellen Fragen zu beantworten, die ihn inzwischen am meisten interessierten.“ Der britische Astronom und Mathematiker Fred Hoyle, Stephen Hawkings erste Wahl als Doktorvater, war ein großer Name in der Kosmologie. Er war Mitbegründer einer Theorie des Universums, die als Steady-State-Theorie (Gleichgewichtstheorie) bekannt wurde. Leonard Mlodinow, Physiker und Autor, lehrte am California Institut of Technology in Pasadena.

Stephen Hawking wird Dennis W. Sciama zugewiesen

Stephen Hawking war enttäuscht gewesen, als er stattdessen dem britischen Physiker Dennis W. Sciama zugewiesen wurde. Einmal mehr in seinem Leben stellte sich allerdings ein vermeintlicher Rückschlag als Segen heraus. Denn je mehr er über die Steady-State-Theorie lernte, desto weniger gefiel sie ihm. Tatsächlich erregte Stephen Hawking Aufsehen, als er in der Diskussion nach einem Forschungsseminar, das Fred Hoyle bei der Royal Society gab, aufstand und verkündete, er habe einen Fehler in Fred Hoyles Berechnungen gefunden.

Fred Hoyle war ein großer Physiker, der Pionierarbeit bei der Antwort auf die Frage leistete, wie sich in Sternen schwere Elemente durch Kernreaktionen aus Wasserstoff und Helium bilden. Als Wissenschaftler besaß er jedoch eine ernsthafte Schwachstelle. Er war nicht fähig zu erkennen, dass seine Lieblingstheorie, die Steady-State-Theorie, durch die Fakten völlig unterminiert worden war. Dennis W. Sciama war ebenfalls ein führender Kosmologe, doch er machte sich längst keine Illusionen mehr über Fred Hoyles Theorie.

Die Physik fasst Erfahrungen in kompakter Form zusammen

Bei Stephen Hawkings Spezialisierung gab es ein Problem: Er wusste nur wenig über Kosmologie. Er hatte zwar als Undergraduate Physik in Oxford studiert, aber nicht viel gelernt. Dass er anschließend so rasche Fortschritte machen konnte, sagt einiges über seine Brillanz aus. Innerhalb weniger Jahre machte er sich in der Forscherwelt einen Namen. In der theoretischen Physik kann man rasch lernen, weil man eher Konzepte verstehen muss, als Fakten zu lernen.

Stephen Hawking erklärte einmal mit einem Grinsen: „Man muss nichts behalten. Man kann es ableiten.“ Laut Leonard Mlodinow funktioniert das, weil die Physik Erfahrung in einer kompakten Form zusammenfasst. Albert Einsteins Gleichungen lassen sich beispielsweise in einer einzigen Zeile unterbringen, doch sie sind eine Kurzschrift für das Verhalten und die Eigenschaften zahlloser Systeme. Angefangen bei den Umlaufbahnen der Planeten über die Flugbahn eines Fußballs bis zum Kollaps von Sternen zu Schwarzen Löchern. Quelle: „Stephen Hawking“ von Leonard Mlodinow

Von Hans Klumbies