Anpassung erhöht die Widerstandsfähigkeit

Effizienz ist ein zeitlicher Wert, Resilienz ein Zustand. Eine Effizienzsteigerung geht oft auf Kosten der Widerstandsfähigkeit, doch das Gegenmittel ist nicht mehr Effizienz, sondern Anpassungsfähigkeit. Jeremy Rifkin erläutert: „Die Anpassungsfähigkeit hat große Ähnlichkeit mit dem Konzept der „Harmonisierung“ der Natur, das für östliche Religionen und Philosophien typisch ist.“ Die Effizienz zielt auf die Beseitigung von Reibungsverlusten. Dabei handelt es sich um Redundanzen, die Geschwindigkeit und Optimierung von wirtschaftlichen Aktivitäten bremsen könnten. Während die Effizienz eine zeitliche Größe ist, handelt es sich bei der Produktivität ganz einfach um das Verhältnis von erzielten Erträgen und den eingesetzten Mitteln. Damit sind vor allem technische Mittel und innovative Unternehmenspraktiken gemeint. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.

Biologische Systeme zeichnen sich durch Anpassungsfähigkeit aus

Sowohl Effizienz als auch Produktivität sind lineare Prozesse und zeitlich begrenzt auf die jeweilige Produktionskette und den Markvorgang. Die negativen Nebenwirkungen, die in jeder Phase des Prozesses entstehen und weit über die Produktion und Lieferung des jeweiligen Guts hinausgehen können, werden dabei kaum oder gar nicht berücksichtigt. Jeremy Rifkin stellt fest: „Und natürlich sind es gerade diese negativen externen Effekte, die durch die Effizienz- und Produktivitätssteigerungen entstehen, die den Unternehmen ihre Ertragssteigerungen ermöglichen.“

Biologische Systeme funktionieren ganz anders. Sie zeichnen sich nicht durch Effizienz aus, sondern durch Anpassungsfähigkeit. Und ihre Leistung misst man nicht anhand der Produktivität, sondern anhand ihrer Erneuerbarkeit. Anpassungsfähigkeit und Erneuerbarkeit gehen in allen Organismen und Ökosystemen Hand in Hand. In jüngster Zeit ist es in sämtlichen Bereichen der Wirtschaft in Mode gekommen, die Selbsterneuerung von biologischen Systemen nachzuahmen. Man baut dabei die „Kreislaufwirtschaft“ in fast alle Phasen des wirtschaftlichen Prozesses ein.

Eine Kreislaufwirtschaft minimiert Umweltkosten

Dieser Kreislauf verwendet möglichst alles wieder und produziert kaum Abfälle, womit der die Umweltkosten minimiert. Denn die großen Gefahren für die Existenz der Menschheit sind immer rascher aufeinander folgende und immer größere globale Pandemien sowie die exponentielle Erderwärmung, die das sechste Massenartensterben auf der Erde beschleunigt. Die letzte Krise, die auch nur entfernt an die Ausmaße der aktuellen heranreicht, liegt sieben Jahrhunderte zurück. Dabei handelte es sich um die Beulenpest, die Europa und Teile Asiens heimsuchte.

Jeremy Rifkin blickt zurück: „Die erste Welle begann 1346, danach flammte sie jahrhundertelang immer wieder auf und forderte in Eurasien geschätzte 75 bis 200 Millionen Menschenleben.“ Das gesellschaftliche und politische Chaos, das die Pest anrichtete, führte zu einer massenhaften Verdrossenheit gegenüber der katholischen Kirche. Diese hatte über ein Jahrtausend lang den Gläubigen Trost gespendet und die Geschicke der westlichen Welt gelenkt. Quelle: „Das Zeitalter der Resilienz“ von Jeremy Rifkin

Von Hans Klumbies

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