Die Zukunft steckt voller Ungewissheiten

Planung ist wichtig. Aber der wichtigste Teil jedes Plans besteht darin, für den Fall zu planen, dass nicht alles nach Plan verläuft. Wie heißt es so schön? „Willst du Gott zum Lachen bringen, erzähl ihm deine Pläne.“ Natürlich sind Finanz- und Anlagepläne wichtig, weil sie aufzeigen, ob das eigene aktuelle Verhalten sich im Rahmen des Vernünftigen bewegt. Morgan Housel weiß: „Doch die wenigsten Pläne überleben den Kontakt mit der Wirklichkeit lange.“ Ein Plan hilft nur, wenn er den Kontakt mit der Wirklichkeit überlebt. Alle Menschen müssen mit einer Zukunft voller Ungewissheiten leben. Ein guter Plan täuscht darüber gar nicht hinweg. Er lässt bewusst Raum für Irrtümer. Je dringender man auf bestimmte Elemente des eigenen Plans angewiesen ist, desto mehr wackelt die persönliche finanzielle Zukunft. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

Fehlertoleranzen sind im Finanzwesen extrem wichtig

Viele Wetten scheitern, nicht weil man total danebenlag, sondern weil man in Situationen fast richtig lag, in denen man absolut richtig hätte liegen müssen. Fehlertoleranzen – oft auch Sicherheitsmargen genannt – gehören zu den am stärksten unterschätzten Kräften im Finanzwesen. Sie können die unterschiedlichsten Formen annehmen: sparsame Lebensführung, geistige und zeitliche Flexibilität – alles, was einen Menschen mit einer Spannweite von Ergebnissen gut leben lässt.

Das hat nichts mit konservativem Handeln zu tun. Morgan Housel erklärt: „Konservativ anzulegen heißt, ein gewisses Risikoniveau zu vermeiden. Ein Sicherheitspuffer hingegen steigert die Erfolgswahrscheinlichkeit bei gegebenen Risikoniveau, weil er die eigene Überlebenschance erhöht.“ Seine Magie besteht darin: Je größer der eigene Sicherheitspuffer ist, desto geringer muss der errungen Vorteil sein, damit man Erfolg hat. Eine gewissen Schizophrenie ist für Morgan Housel unerlässlich, um optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Auf lange Sicht gleicht sich vieles aus

Aber gleichzeitig sollte man paranoid gegenüber dem sein, was einen daran hindern könnte, in diese Zukunft zu gelangen. Optimismus wird üblicherweise als der Glaube definiert, es werde schon alles gut gehen. Jedoch fehlt bei dieser Definition etwas. Vernünftiger Optimismus bedeutet, überzeugt zu sein, dass die Chancen zu den eigenen Gunsten stehen. Denn auf lange Sicht gleicht sich vieles aus und letztlich kommt etwas Gutes heraus. Selbst wenn es zwischendrin zappenduster aussehen mag.

Morgan Housel stellt fest: „Und tatsächlich wissen wir, dass zwischendrin Schlimmes passieren wird.“ Die Vorstellung, dass etwas langfristig besser wird, auch wenn es kurzfristig grottenschlecht aussieht, widerspricht der menschlichen Intuition. Aber vieles im Leben läuft so. Ein Zwanzigjähriger hat im Durchschnitt die Hälfte aller Synapsen in seinem Gehirn verloren, die er als Zweijähriger noch hatte. Allerdings wurden dabei nur ineffiziente und überflüssige neuronale Pfade gelöscht. Quelle: „Über die Psychologie des Geldes“ von Morgan Housel

Von Hans Klumbies