Der Philosoph Julian Baggini beschäftigt sich unter anderem mit der Idee, dass Erfolg und Leistung dem Leben einen Sinn geben, egal, wie glücklich sie einen Menschen machen oder welches Vergnügen sie ihm bereiten. Ein Erfolg kann relativ oder absolut sein. Es gibt für den Menschen zwei Möglichkeiten, diese beiden Arten des Erfolgs zu betrachten. Die eine konzentriert sich auf die Bedeutung bestimmter Leistungen. Baggini fühlt sich dabei an einen Satz Jean-Paul Sartres erinnert, dass der Mensch nichts anderes sei als sein Entwurf und nur in dem Maße existiere, in dem er sich verwirklicht. Er ist also nichts anderes als die Gesamtheit seiner Handlungen, nichts anderes als sein Leben.
Nur der Handelnde kann seine Fähigkeiten erkennen
Die zweite Sichtweise konzentriert sich auf die Entwicklung einer bestimmten Persönlichkeit, die ein Mensch sein will. Hier sind die äußeren Zeichen des Erfolges lediglich der sichtbare Beleg einer wichtigeren inneren Wandlung. Wichtig ist dabei der Akt des Werdens, der vollständigen Nutzung des eigenen Potentials. Laut Julian Baggini widersprechen sich diese Sichtweisen nicht unbedingt. Jean-Paul Sartres Aussage scheint die Elemente beider zu vereinen. Für ihn ist die verwirklichte Handlung die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob man zu dieser Handlung fähig war.
Die Anatomie des Erfolgs differenziert sich für Julian Baggini zwischen mehreren Arten. Da gibt es einmal den Unterschied zwischen relativen und absoluten Erfolg – zwischen der für einen Menschen persönlich erreichbaren Meßlatte und der Topleistung bei allem was ein Mensch anpackt. Dann gibt es zwischen dem Erreichen bestimmter Ziele und der Entwicklung zu einer bestimmten Person sowie eine Kombination aus beidem. Außerdem existieren unterschiedliche Formen des Erfolgs, darunter die berufliche, die künstlerische und die persönliche.
Auch ein Durchschnittsleben kann Bedeutung haben
Unzufriedenheit über einen relativen Erfolg kann ganz schnell in Verzweiflung umschlagen. Der Wunsch des Menschen nach Erfolg lässt sich nicht befriedigen, wenn er seine eigenen Leistungen immerzu mit denen anderer Menschen vergleicht, die ein bisschen mehr Erfolg haben als er selbst. Nur die Allererfolgreichsten können bei einer solchen Betrachtungsweise zufrieden werden.
Wenn Menschen, denen es nie gelingen wird, ihre sich ständig verändernden Kriterien für den Erfolg zu erfüllen, heißt das laut Julian Baggini natürlich nicht, dass das Streben nach Erfolg nicht der Sinn des Lebens sein kann. Er plädiert allerdings dafür, sich lieber wieder dem Gedanken zuzuwenden, dass auch ein Durchschnittsleben Bedeutung haben kann.
Kurzbiographie: Julian Baggini
Der Philosoph Julian Baggini ist 1968 in Dover/ Kent geboren. Er ist Mitbegründer und Herausgeber des „Philosopher´s Magazine“. Er schreibt regelmäßig für große Zeitungen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines seiner Bücher trägt den Titel „Der Sinn des Lebens“ und ist 2005 im Piper Verlag erschienen.
Von Hans Klumbies