Die Klimaerwärmung verursacht hohe Kosten

Aus ökonomischer Sicht spricht für Clemens Fuest wenig dafür, bei den Anstrengungen zur Eindämmung des Klimawandels nachzulassen. Man sollte sich jedoch dabei stärker darauf konzentrieren, Klimaziele kosteneffizient zu erreichen und das Verursacherprinzip in den Vordergrund zur rücken. Dabei geht es darum, diejenigen, die den Klimawandel vorantreiben, finanzielle in die Verantwortung zu nehmen. Wirtschaftlich liegt die wichtigste Folge der Coronakrise darin, dass sie in allen betroffenen Ländern den Lebensstandard senkt. Clemens Fuest fordert: „Die Folgen dieses Wohlstandsverlusts für den Klimaschutz kann man ökonomisch aus zwei Perspektiven betrachten.“ Die erste Perspektive betrachtet den Klimaschutz als ein Gut, das bei steigendem Einkommen zunehmend nachgefragt wird. Diese Überlegung führt zu dem Ergebnis, dass künftig eher weniger Ressourcen als bisher geplant für den Klimaschutz eingesetzt werden sollten. Clemens Fuest ist seit April 2017 Präsident des ifo Instituts.

Von zentraler Bedeutung ist der CO2-Preis

Die zweite Perspektive geht davon aus, dass die Klimaerwärmung Kosten verursacht. Es lohnt sich deshalb auch rein aus wirtschaftlicher Sicht, den Klimawandel einzudämmen. In diesem Fall hängt die richtige Höhe der klimapolitischen Investitionen nicht vom Wohlstandsniveau ab. Die These, dass angesichts der Kosten der Coronakrise der Klimaschutz weniger wichtiger ist als vorher, kann laut Clemens Fuest aus ökologischer Sicht nicht überzeugen.

Eine Konsequenz hat der Verlust an Wohlstand durch die Coronakrise allerdings schon. Es spricht alles dafür, stärker als bisher zu klimapolitischen Instrumenten zu greifen, die es erlauben, Klimaziele zu möglichst geringen Kosten zu erreichen. Clemens Fuest betont: „von zentraler Bedeutung ist dabei das Konzept des einheitliche CO2-Preises.“ Statt einzelnen Sektoren direkt vorzuschreiben, welche Mengen an Emissionen zulässig sind, sollten möglichst alle Sektoren durch einen einheitlichen CO2-Preis gekoppelt werden.

Der CO2-Preis reicht für die Klimapolitik nicht aus

Mit dem europäischen System für den Handel von Emissionszertifikaten besteht dafür bereits ein institutioneller Rahmen. In diesen Rahmen muss man alle Sektoren integrieren, vor allem den Straßenverkehr und den Gebäudesektor. Ein einheitlicher CO2-Preis allein reicht als Instrument für die Klimapolitik nicht aus. Aber er sollte ihre Basis sein. Zusätzliche Eingriffe müssen wohl durchdacht und auf den CO2-Preis abgestimmt sein. Man benötigt sie in Fällen, in denen der CO2-Preis keine Wirkung entfaltet.

Das kann in Märkten passieren, in denen Preismechanismen durch Regulierungen außer Kraft gesetzt sind. Ein Beispiel dafür ist der Mietmarkt, der in vielen Ländern stark reguliert ist. Bessere Wärmedämmung von Gebäuden bietet ein erhebliches Potenzial zur kosteneffizienten Senkung von CO2-Emissionen. Ein höherer CO2-Preis setzt im Prinzip die richtigen Anreize, Gebäude besser zu isolieren. Das sollte aber nur für den Fall gelten, insofern derjenige, der die Kosten für die Dämmungsmaßnahmen trägt, auch die Vorteile in Form niedrigerer Heizkosten hat. Quelle: „Wie wir unsere Wirtschaft retten“ von Clemens Fuest

Von Hans Klumbies