Chronische Krankheiten nehmen stark zu

In den modernen Staaten des Westens gibt es sehr viele chronische Erkrankungen. Inzwischen sind es nicht mehr die im letzten Jahrhundert noch vorherrschenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sondern es sind die gegenwärtig immer häufiger auftretenden psychischen Erkrankungen. Also Angst-bedingte Störungen, Depressionen, Psychosen und natürlich auch zunehmend dementielle Erkrankungen. Gerald Hüther fügt hinzu: „Aber auch immer mehr chronische körperliche Erkrankungen breiten sich überall auf der Welt aus.“ Die Lunge, das Herz, der Darm, die Leber, die Haut, das Immunsystem, das Herz-Kreislauf-System, das Hormonsystem oder das vegetative Nervensystem. Alles kann auf die eine oder andere Weise nachhaltig, also chronisch in seiner normalen Funktionsweise beeinträchtigt werden. Diese Störungen bezeichnet man auch als „Zivilisationskrankheiten“. Denn sie haben mit den in den westlichen Ländern verbreiteten Lebensstilen und Lebensgewohnheiten zu tun. Gerald Hüther ist Neurobiologe und Verfasser zahlreicher Sachbücher und Fachpublikationen.

Das Gehirn existiert nicht für sich allein

Dieses ungesunde Leben ist es, was die meisten Menschen heutzutage, hier im Westen und überall auf der Welt, krank macht. Gerald Hüther stellt fest: „Selbst Regenwürmer würden, wenn sie denken könnten, an unserem Verstand zweifeln. Da hat es eine Spezies geschafft, den ganzen Erdball zu bevölkern und sogar auf den Mond zu fliegen. Aber die Mehrzahl der Vertreter dieser Spezies ist dennoch außerstande, ihr Leben so zu gestalten, dass sie gesund bleiben.

Und es ist ja nicht so, als wüssten diese vielen Menschen nicht, was sie tagtäglich tun und dass sie davon über kurz oder lang krank werden. Das menschliche Gehirn existiert ja nicht für sich allein. Gerald Hüther erklärt: „Es ist mit dem Körper auf untrennbare Weise verbunden und als soziale Wesen sind wir ebenso untrennbar mit anderen Menschen verbunden. Deshalb ist es nicht nur unser Gehirn, sondern es ist gleichzeitig auch unser ganzer Körper wie auch die jeweilige Gemeinschaft, in die wir eingebettet sind, die sich so organisieren müssen, dass alles möglichst gut zusammenpasst.“

Nie passt alles so richtig gut zusammen

Und genau das ist das große Problem, das vielen Menschen so sehr zu schaffen macht. Denn so richtig gut passt das alles nie zusammen. Hat man zum Beispiel Bauchweh oder Rückenschmerzen, so kommt auch im Hirn alles durcheinander. Und dann fällt es schwer, sich auf etwas zu konzentrieren und noch irgendwelche anderen Probleme zu lösen. Und wenn man nun noch einen wichtigen Termin hat, zur Arbeit muss oder sich um die Kinder kümmern will, ist das Chaos im Kopf kaum noch auszuhalten.

Gerald Hüther erläutert: „Jetzt kommen dort oben auch all jene Netzwerke und Verschaltungen durcheinander, die für die Steuerung der im Körper ablaufenden Prozesse zuständig sind.“ Statt im Bauch oder im Rücken kann das Durcheinander aber auch durch einen Streit mit dem Lebenspartner oder den Kollegen in der Arbeit ausgelöst werden. Und natürlich, man ahnt es schon, kann das Durcheinander auch gleich ganz oben, im eigenen Kopf losgehen. Quelle: „Lieblosigkeit macht krank“ von Gerald Hüther

Von Hans Klumbies