Die Flusslandschaft des Po ist in Italien einzigartig

Eine Landschaft, die derart vom Fluss geprägt ist wie die Flusslandschaft des Po und seiner Zuflüsse, wird man auf der italienischen Halbinsel ein weiteres Mal nicht finden. Wer die Regionen Italiens in ihrer charaktervollen Vielfalt vor Augen hat, dem werden auch zu dieser Landschaft die eigentümlichen Züge gleich in den Sinn kommen. Es handelt sich dabei um eine Region, die in allen Phasen der italienischen Geschichte dem Historiker große Beispiele bietet. Arnold Esch weiß: „Von den großen Mächten so begehrt, dass sie am ehesten hier ihren Kampf um die europäische Hegemonie austrugen.“ Zudem ist sie eine hochproduktive Region in allen wirtschaftlichen Sektoren. Arnold Esch ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und war bis zu seiner Emeritierung Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom.

In der Poebene gibt es glühende Sommer

Und eigentümlich auch in ihrer Erscheinung. Nirgends eintönig wie eine Ebene doch wirken kann, wenn sie endlos ist und nicht so schön begrenzt wie diese. Die Städte sind durch und durch städtisch und doch mit ihrem agrarischen Umland noch innig verbunden. Die glühenden Sommer sind in schattigen Bogengängen in den Städten erträglich. Eines dieser Städtchen der Bassa Padana ist San Benedetto Po. Es handelt sich dabei um ein centro agricolo, wie man solche unscheinbaren aber geschäftigen Orte nennt.

San Benedetto Po wirkt noch heute wie das bloße Gefolge der einst berühmten Abtei von Polirone. Diese wurde hier 1007 von den mächtigen Marktgrafen von Canossa gegründet. Der große romanische Kirchenbau, im Spätmittelalter gotisiert wurde dann noch von Giulio Romano in manieristischem Geschmack verbildet. Mit seinen drei großen Kreuzgängen füllt er das Zentrum des Ortes aus. Im Inneren der Kirche blickt vom rechten Seitenschiff Papst Pius II. auf die Besucher herab.

Die Via Claudia Augusta begann in Ostiglia

Ursprünglich errichtet man die Abtei auf einer Landzunge zwischen Po und Lirone errichtet worden. Der Fluss hat hier vieles umgestaltet. Für die letzten 150 Kilometer zum Meer bleiben nur noch 20 Meter Gefälle. Darum ist der Po sehr windungsreich und schiebt seinen Deich von Westen an die kleine Stadt. Doch ist auch auf der Straße nach Norden der Po mit seinen schneeweißen Sandbänken bald erreicht. Der Weg führt zum kleinen Ort Govérnolo und zur Mündung des Mincio.

Die Po-Landschaft sah gerade in dieser Gegend im Laufe der Geschichte mehrere dramatische Übergänge über den Fluss. Im nahen Ostiglia, keine 20 Kilometer flussabwärts, war im Übrigen einer der ältesten und bekanntesten Po-Übergänge. Hier begann die Via Claudia Augusta, die in römischer Zeit vom Po zur Donau führte. Nämlich über Verona, die Etsch aufwärts durch den Vintschgau und über den Reschenpass nach Augsburg. Und noch heute führt die Autostraße wie die Eisenbahn Verona – Bologna über Ostiglia. Quelle: „Von Rom bis an die Ränder der Welt“ von Arnold Esch

Von Hans Klumbies