Die Leistungselite lebt gern ihr ganzen Potential aus

Zur Leistungselite zählen Menschen, die gerne deutlich mehr leisten als das Nötigste, Übliche, das Minimum. Weil sie gerne ihre ganzes Leistungspotential ausleben, gerne in die Vollen gehen, nichts von unnötiger Schonung halten. Man darf diesen Willen zur Leistung auf keinen Fall mit „Competitiveness“, also dem Hunger nach Medaillen verwechseln. Evi Hartmann erklärt: „Der Erfolgshungrige liebt den Erfolg. Er möchte die Medaille, den „Verkäufer des Monats“, den „besten Papa der Welt“. Leistung ist für ihn Mittel zum Zweck. Zum Zwecke des Erfolgs.“ Nichts dagegen! Auch Evi Hartmann mag Erfolg mehr als Misserfolg. Das erklärt jedoch nicht, warum die Leistungselite auch da leistet, wo es keinen Erfolg zu ernten gibt. Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Supply Chain Management, an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

Echter Leistungswille immunisiert vor Burn-out

Die Leistungselite ist überall – nicht nur in Harvard, an der Wall Street oder an der Spitze des eigenen Unternehmens. Um zur echten Elite zu gehören, muss man nicht mit einem Adelstitel geboren sein. Leistung adelt, nicht nur Stand, Geburt oder Status. Wer über Leistungsliebe diskutiert, landet fast zwangsläufig bei drei Extremen: Perfektionismus, Pedanterie und Burn-out. Bezeichnenderweise fallen Evi Hartmann auf Anhieb keine Mitglieder der Leistungselite ein, die jemals einen Burn-out erlitten hätten oder als notorische Pedanten bekannt wären.

Evi Hartmann würde sogar die These wagen, dass echter Leistungswille weitgehend vor Burn-out und anderen Malaisen immunisiert. Das mag daran liegen, dass Leistungsträger wissen oder ahnen: Pedanterie ist keine Leistung, sondern verhindert sie. Die Leistungselite ist nicht leistungsgetrieben, sondern leistet aus freien Stücken. Weil sie gerne leistet. Weil es ihr um Leistung geht und nicht um Pedanterie, Gratifikation oder Selbstaufopferung. Warum leistet die Leistungselite so gerne. Evi Hartmann kennt dafür viele Gründe.

Machen macht Menschen glücklicher als Haben

Weil Leistung eine exzellente Chance aus Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung bietet. Leistung ist zudem auch die beste Chance auf Authentizität: Indem ein Mensch sich leistend artikuliert und entfaltet, drückt er nicht nur etwas aus, das „seins“ ist, sondern stärkt damit auch das, was ihn im Innersten ausmacht. Evi Hartmann ergänzt: „Was die Happyologie, die Wissenschaft vom Glück, herausgefunden hat: Machen macht Menschen glücklicher als Haben. Eine freundvolle Tätigkeit macht länger und tiefer glücklich, als etwas Schönes einzukaufen.“

Weil die Elite es einfach schön findet, nach erledigtem Job ein Häkchen an eine Aufgabe zu machen: geiles Gefühl. Wieder etwas geschafft. Hat das nicht tadellos funktioniert. Wer sich nach getaner Arbeit solche wärmenden Gedanken macht, erlebt einen intensiven Endorphinstoß. Evi Hartmann behauptet: Es gibt kein besseres Gefühl. Sie weiß, dass die Erfolgsliteratur das vom Erfolg behauptet. Das gilt unzweifelhaft auch für jene Menschen, die den Lorbeerkranz brauchen. Aber wenn man nicht gut genug ohne einen ist, ist man niemals gut genug mit einem. Quelle: „Ihr kriegt den Arsch nicht hoch“ von Evi Hartmann

Von Hans Klumbies