Isabel Allende ist die berühmteste Schriftstellerin Chiles

Die chilenische Schriftstellerin Isabel Allende, die 2003 die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hat, wurde gleich durch ihren Debütroman „Das Geisterhaus“ (Suhrkamp) weltberühmt. Im Zentrum des Romans steht ihre Heimat Chile und ihre eigene große Familie. Er erzählt die Geschichte von vier Generationen einer Grundbesitzerfamilie von der Jahrhundertwende bis zum Putsch Augusto Pinochets. Später hat sie das Werk mit den Büchern „Fortunas Tochter“ (1999, Suhrkamp) und „Portrait in Sepia“ (2001, Suhrkamp) zu einer Trilogie erweiterte. Nach dem Staatsstreich Augusto Pinochets, bei dem ihr Onkel Salvador Allende, der damalige Regierungschef Chiles ums Leben kam, ging Isabel Allende 1974 ins Exil nach Venezuela.

Der Roman „Von Licht und Schatten“

Isabel Allende erzählte einmal, dass sie deswegen Schriftstellerin geworden sei, weil sie alles hinter sich gelassen und Heimweh hatte. Sie wollte diese Sehnsucht in Literatur verwandeln, die ihr das verlorene Land zurückbringen sollte. In ihrem zweiten Roman „Von Licht und Schatten“ (1984) beschreibt Allende die grausame Realität im geknechteten Chile nach Beginn der Diktatur.

Sie verarbeitet darin unter anderem die Geschichte des ersten öffentlich aufgedeckten Massakers während des Militärputsches, der 1973 stattfand. Eine nicht enden wollende Spirale von Rache und Gewalt durchzieht die Handlung, die nur durch die liebende Vergebung der weiblichen Hauptfiguren aufgehalten werden kann.

Isabel Allende beschreibt die Gewalt und das Leiden in Chile

Die weiblichen Hauptfiguren in Allendes Romanen stellen oft eine magische Gegenwelt zum harten und engstirnigen Patriarchat dar, das in Allendes Romanen meist die Macht ausübt. Außerdem bilden die Frauen einen milden Kontrast zum oft brutalen Realismus der Darstellung von Gewalt und Leiden im Werk Isabel Allendes. Und dennoch kommt sogar der Humor in ihren Büchern nicht zu kurz.

Es ist eine sanfte Ironie, die von einer Menschlichkeit und vom Verständnis für die Schwächen und Stärken der menschlichen Natur getragen wird. Zu Isabel Allendes offen autobiografischen Werken zählen „Paula“ (1994, Suhrkamp), den die Schriftstellerin ihrer ältesten Tochter widmete, die 1992 an Porphyrie gestorben war. In dem Buch „Mein erfundenes Land“ (2003, Suhrkamp) erzählt die Autorin von ihrer Heimat und ihrer Familie.

Es ist ein subjektiver Blick auf ein Land und ihre Angehörigen, ein Kaleidoskop, in dem sich die Realität mit einer Traumwelt vermischt. In das Gemisch sind Erinnerungen eingewoben, die ein nicht auflösbares Ganzes bilden. Isabel Allendes chilenische Wurzeln sind in ihrem gesamten Werk zu entdecken, nicht nur in ihren persönlichsten Büchern.

Die historischen Romane von Isabel Allende

IIn der jüngeren Zeit hat sich Allende dem historischen Roman verschrieben und die Werke „Inés meiner Seele“ (2006, Suhrkamp) und „Zorro“ (2005, Suhrkamp) veröffentlicht. Die Schriftstellerin besitzt die Fähigkeit, durch ihren farbenprächtigen Schreibstil, vergangene Epochen und Kulturen zu einem blühenden Leben zu erwecken.

In Zorro wendet sie auch wieder geschickt das Stilmittel der leichten Ironie an, mit dem sie die Absonderlichkeiten patriarchalischer, harter Männer und starker Frauen, die einen Hang zur Romantik haben und in sich selbst verliebt sind, offen legt. Zu den weiteren Werken der Autorin Isabel Allendes zählen „Eva Luna“ (1987, Suhrkamp) und „Die Stadt der wilden Götter“ (2002, Suhrkamp).

Von Hans Klumbies