Crazy Gefühle sind total weit verbreitet

In ihrem Buch „Psychologie to go! Wie verrückt sind wir eigentlich?“ erklärt die Psychotherapeutin mit eigener Praxis und Podcasterin Franca Cerutti, was im Körper eines Menschen bei psychischen Erkrankungen, die oft unseren Alltag erschweren, konkret passiert. Unter „verrückt“ versteht die Autorin eine leichte Verrückung aus der Norm heraus. In ihrem Buch möchte Franca Cerutti zeigen, dass einiges, was man selbst an seinem Denken, seinen Gefühlen oder seinem Verhalten ganz schön crazy findet, eigentlich total verbreitet ist. Alle Fragen, die der Psychotherapeutin je zu seelischen Schieflagen gestellt wurden, beantwortet sie in „Psychologie to go!“. Mehr als jeder vierte Erwachsene erfüllt die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Etwa 18 Millionen Deutsche leiden unter Symptomen, die so gravierend sind, dass eine ausgeglichene, stabile Alltagstauglichkeit nicht mehr gegeben ist.

Häufig treten psychische Störungen parallel auf

Franca Cerutti weiß: „Zu den verbreitetsten Seelenleiden gehören Angststörungen, Depressionen und Suchterkrankungen, hier vor allem Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit. Häufig treten psychische Störungen parallel und ineinander verzahnt auf.“ In ihrem Buch stellt die Autorin unverblümte Fragen und gibt ehrliche Antworten zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, unterfüttert mit Fallbeispielen aus ihrer therapeutischen Praxis.

„Wie verrückt sind wir eigentlich?“ soll über psychische Schieflagen aufklären, sie einsortieren, entstigmatisieren, normalisieren und die Angst vor einer Behandlung nehmen. Und übrigens kommt es gar nicht so selten vor, dass nicht die Betroffenen selbst belastet sind, sondern ihre Mitmenschen. Manchmal zeigen Menschen Tendenzen einer Störung, aber eben nicht das Vollbild. Daher möchte Franca Cerutti ihre Leser dazu ermuntern, allzu starre gedankliche Kategorien zu verlassen und eher in einem Kontinuum und einem Raum der Möglichkeiten zu denken.

Scheißtage sind auch einfach mal okay

Vielen Suchtproblemen liegt eine Angst zugrunde. Die Angststörung kann aber ebenso die Folge der Sucht sein. Genau wie die Depression! Nicht umsonst bezeichnet man Alkohol gelegentlich als „flüssiges Depressivum“. Aus Angsterkrankungen werden im Verlauf häufig depressive Störungen, aber auch das ist umgekehrt möglich und denkbar. Die Tipps, Tools und Therapiehinweise in „Psychologe to go!“ sind teilweise störungsspezifisch, teilweise auch universell einsetzbar.

Das Leben ist so gut wie nie einfach gut. Es gibt immer wieder einmal schlechte Tage und miese Gefühle. Menschen, die eine psychische Erkrankung hinter sich gelassen haben, erschrecken oft, wenn ihre Stimmung abrauscht. Sie befürchten, dass sie jetzt wieder haltlos in die Angst oder in die Depression hineinrutschen. Franca Cerutti betont: „Einen Rückfall kannst du nicht unter allen Umständen vermeiden, aber mit der Zeit lernst du, die Vorzeichen zu lesen.“ Scheißtage sind auch einfach mal okay.

Psychologie to go!
Wie verrückt sind wir eigentlich?
Franca Cerutti
Verlag: Knaur
Gebundene Ausgabe: 303 Seiten, Auflage: 2023
ISBN: 978-3-426-67626-4, 20,00 Euro

Von Hans Klumbies