Ein Nachschlagewerk über 73 Pioniere der Psychologie

Gegliedert nach Epochen und ihren Autoren liefert das Buch „Meilensteine der Psychologie“ einen umfassenden Überblick über die Geschichte der Psychologie, der sowohl die Anfänge bei Sokrates bis zur Kognitiven Psychologie eines Ulric Neisser seinen Bogen spannt. Das Autorenteam orientiert sich an den jeweils wichtigsten Werken der Psychologen, stellt aber darüber hinaus Verbindungen und Gegensätzlichkeiten zwischen ihnen her, das sich für den Leser ein Ordnungssystem ergibt, das die Entwicklungsströme in der Psychologie nachvollziehbar macht.

Schon vor Aristoteles befasste sich die Philosophen mit der Seele

Das Autorenteam setzt sich wie folgt zusammen: Professor Dr. Mark Galliker lehrt an der Universität Bern Psychologiegeschichte und Gesprächsführung. Diplom-Soziologin Margot Klein ist Leiterin der Beratungsstelle Viva für ältere und verwirrte Menschen und ihre Angehörigen in Mannheim. Sibylle Rykards Schwerpunkte liegen in der Erwachsenenbildung.

Für den Band wurden nur jene Philosophen und Psychologen ausgewählt, die wichtige Beiträge zur Entwicklung der Psychologie geleistet haben. Einzelne Wissenschaftler wurden wegen ihrer Pionierleistungen ausgewählt, andere aufgrund von Forschungsarbeiten, die weit reichende Konsequenzen hatten. Das Buch konzentriert sich auf die Allgemeine Psychologie, die Entwicklungspsychologie sowie auf die Anfänge der Klinischen Psychologie.

In ihrem Vorwort schreiben die Autoren, dass sich schon bei Aristoteles eine Darstellung früherer Philosophen findet, die sich mit der Seele befassten. Dennoch wird Aristoteles von einigen Historikern als erster Psychologe betrachtet. Andere sehen den Beginn der wissenschaftlichen Psychologie in Johann Friedrich Herbarts Untersuchung „Psychologie als Wissenschaft (1824-25). Wieder andere Historiker haben den Beginn der Psychologie in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts verlegt, in die Zeit, als Forscher wie Max Weber, Gustav Theodor Fechner und Wilhelm Wundt die ersten psychologischen Experimente in die Tat umsetzten.

John Dewey machte das Subjekt nicht vollständig zum Objekt

Der Aufbau eines Kapitels sei an dem Beispiel John Deweys exemplarisch dargestellt. Es beginnt immer mit den Ausgangspunkten, bei John Dewey heißt es, dass er Georg Wilhelm Friedrich Hegel studierte, sich aber allmählich von ihm löste. Es folgt eine Zeittafel mit den wichtigsten biographischen Lebensdaten des jeweiligen Psychologen. Es folgt eine kurze Inhaltsbeschreibung eines wichtigen Buches oder Artikels. Im Abschnitt „Methode“ heißt es über Dewey: „dass er das Gehirn nicht als eigentümliches physisches Substrat des Geistes ansah, sondern es als einen Teil des Körpers einstufte, den er wiederum als Werkzeug der Anpassung an die Umwelt betrachtete.“

Das Kapitel schließt mit den Unterpunkten „Rezeption“, „Theoretische Nachwirkungen“ und „Praktische Auswirkungen“. Bei den theoretischen Nachwirkungen heißt es beispielsweise über John Dewey, dass er zu den wenigen Psychologen gehörte, die den Objektbezug des Subjekts berücksichtigten und zugleich das Subjekt nicht vollständig zum Objekt machten. Das verständlich geschriebene und daher gut lesbare Buch ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk für Studenten, Fachleute und für psychologisch Interessierte.

Meilensteine der Psychologie
Die Geschichte der Psychologie nach Personen, Werk und Wirkung
Mark Galliker/ Margot Klein/ Sibylle Rykart
Verlag: Kröner
Gebundene Ausgabe: 501 Seiten, Auflage: 2007
ISBN: 978-3-520-33401-5, 25,00 Euro

Von Hans Klumbies