Die amerikanische Jazzsängerin Melody Gardot

Die Karriere der Songwriterin und Jazzsängerin Melody Gardot nahm vor fast sieben Jahren durch einen tragischen Unfall eine unerwartete Wende. Nachdem sie von einem Auto überfahren worden war, musste sie etwa ein Jahr im Krankenhaus liegen, um sich von ihren schwersten Verletzungen zu erholen. Noch heute leidet sie unter grellem Licht und ist empfindlich gegenüber Geräuschen. Außerdem ist sie beim Gehen auf einen Stock angewiesen. Während Melody Gardot ans Krankenbett gefesselt war, machte sie eine Musiktherapie und brachte sich das Gitarrespielen bei. Sie fing an eigene Lieder zu komponieren und zählt heute zu den weltbesten Jazzsängerinnen. Sie hat inzwischen Starkult wie Diana Krall oder Norah Jones erreicht.

Die geheimnisvolle Stimme der Melody Gardot

Vor ihrem schrecklichen Unfall in Philadelphia war Melody Gardot in diversen Klubs als Barpianistin aufgetreten, die ein Standardrepertoire abspulte. Sie war mit ihrer damalige Engagements alles andere als zufrieden: „Niemand hört in einer Bar der Musik zu.“ Zurzeit lebt die Jazzsängerin Melody Gardot in Lissabon, wo sie seit mehr als vier Wochen neue Lieder schreibt. Sie wohnt allein in einer riesigen Wohnung und bezeichnet sich selbst als Einsiedler. Ihr Domizil in Philadelphia hat sie aufgegeben und reist mit zwei Koffern von einem Konzert zum nächsten.

In Deutschland tritt Melody Gardot am 24. September in Berlin, am 25. September in München und am 28. September in Frankfurt auf. Für Melody Gardot gibt es zwei Arten, jemanden mit Musik zum Zuhören zu bewegen. Man kann entweder aufdringlich sein, oder den Zuhörer wie mit einer kleinen Bewegung des Zeigefingers anlocken. Melody Gardot bevorzugt die zweite Methode. Ihre Songs sind federleicht und von einer großartigen Verspieltheit. Geschickt entzieht sie sich ihren Zuhörern, wenn ihre Lieder dramatisch werden. Ihre Stimme klingt manchmal wie ein Lufthauch, ohne dabei ihre magische Anziehungskraft zu verlieren.

Melody Gardot: „Aus dem Blues geht alles hervor, weil er vom Schmerz handelt“

Obwohl sie heute noch immer eine Box mit sich herumtragen muss, die mit elektronischen Impulsen ihre Schmerzen bekämpft, ist Melody Gardot dem Unfallverursacher nicht böse und sagt: „Tatsächlich schulde ich dem Jeepfahrer großen Dank. Der Unfall hat viel Gutes ermöglicht. Was ich tun darf, ist ein Geschenk. Da muss man auch das, was sich noch geändert hat, akzeptieren.“ Zu ihren größten Erlebnissen in ihrer Musikkarriere zählt Melody Gardot ihren Auftritt mit 70 Musikern eines Symphonieorchesters. Ihr Gesang, obwohl nur hingehaucht, konnte sich selbst gegen dieses Riesenorchester behaupten. 15.000 Zuhörer waren begeistert.

Wenn Melody Gardot nach ihrem Alter gefragt wird, behauptet sie zwei Millionen Jahre alt zu sein. Ihre Stimme trainiert sie nach eigenen Aussagen mit Wein und Zigaretten. Mehr Training braucht sie nicht. Die Songwriterin hört es nicht gerne, wenn von ihr nur als Jazzsängerin gesprochen und geschrieben wird, da sie ja in verschiedenen Musikstilen singen würde. Sie bezeichnet den Jazz als den Körper und den Blues als das Blut. Der Blues bedeutet Melody Gardot sehr viel. Sie sagt: „Aus dem Blues geht alles hervor, weil er vom Schmerz handelt.“

Folgende Alben sind von Melody Gardot erschienen: „Some Lessons: The Bedroom Sessions“ (2005), “Worrisome Heart” (2008), “Live from SoHo” (2009), “My One and Only Thrill”, auch als Special Edition mit Bonus-CD: “Live in Paris” (2009).

Von Hans Klumbies