Bedeutende Frauen schreiben Literaturgeschichte

99 Autorinnen der Weltliteratur hat das Autorenquartett Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März und Elke Schmitter für ihr Buch „Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur“ ausgewählt. Alphabetisch geordnet, beginnt das Buch mit dem Kapitel „Herzschlag der Erinnerung“ über Anna Achmatova und endet mit dem Abschnitt „Kein Haken, kein Lüster“ über Marina Zwetajewa. Die Autorinnen schreiben für so herausragende Zeitungen und Zeitschriften wie Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, für den Spiegel und die NZZ am Sonntag. Es war ihre eigene Leidenschaft und die Leidenschaft der Schriftstellerinnen, die sie beschreiben wollten, die sie an diesem Buchprojekt fesselte. Die Literatinnen stammen zwar aus allen Erdteilen und Epochen, doch den Schwerpunkt hat das Autorenquartett in ihrem Buch auf die deutsche Sprache im Original gelegt.

Simone de Beauvoir war die berühmteste Denkerin ihrer Zeit

Die Autorinnen haben gemeinsam ein Lesebuch verfasst, das aus Porträts berühmter Schriftstellerinnen besteht. Jedes Kapitel ist gleich aufgebaut. Zuerst gehen Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März und Elke Schmitter auf die jeweiligen Lebens- und Zeitumstände der Künstlerin ein. Dabei versuchen sie Verbindungslinien zu literarischen Traditionen zu knüpfen und kennzeichnen deren Brüche.

Danach folgt in jedem Kapitel der biographische Teil. So heißt es beispielsweise bei Simone de Beauvoir, dass der amerikanische Schriftsteller Nelson Algren, die große romantische Liebe ihres Lebens war. Weiter heißt es: „Darauf, tatsächlich seine Gattin zu sein, ein amerikanisches Eheleben zu führen, verzichtete sie zugunsten eines Traums, der noch stärker war: die Beauvoir zu sein. Die berühmteste französische Denkerin ihrer Zeit.“

Herta Müller denkt in radikalen Bildern

Am Ende eines jeden Kapitels geben die Autorinnen Leseempfehlungen heraus. Bei Herta Müller, die erst im vergangen Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet worden ist, sind dies die Bücher: „Niederungen“ (Prosa), „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ (Roman), „Herztier“ (Roman) und die „Atemschaukel“ (Roman). Herta Müllers Schreibstil fasst Verena Auffermann wie folgt zusammen: „Herta Müller denkt in radikalen Bildern und schreibt ihre „Bildersätze“ in einer Sprache, die das Schwierigste vermag. Erkenntnisse in einfache Worte zu fassen. Das ist ihre hohe Kunst.“

Die Autorinnen haben Buch über Literatinnen von Weltrang geschrieben. Diese sind in die Literaturgeschichte eingegangen sind, weil sie gute und wichtige Bücher geschrieben haben. Die Kapitel sind von einer prägnanten Kürze, die es dem Leser ermöglichen, sich sehr rasch die wichtigsten Fakten über die jeweilige Autorin anzueignen. Die Geschichte der Autorinnen von Weltrang ist lang. Sie beginnt vor etwa 2.600 Jahren mit Sappho, über die wenig bekannt ist und endet in der Jetztzeit bei Joanne K. Rowling, die mit ihren Büchern über Harry Potter etwa eine Milliarde Euro verdient hat. Dem ausgezeichneten Autorenteam ist eine spannende Zeitreise durch die Literatur der Jahrhunderte gelungen.


Leidenschaften
99 Autorinnen der Weltliteratur
Verena Auffermann/ Gunhild Kübler/ Ursula März/ Elke Schmitter
Verlag: C. Bertelsmann
Gebundene Ausgabe: 638 Seiten, Auflage 2: 2009
ISBN: 978-3-570-01048-8, 24,95 Euro

Von Hans Klumbies