Cary Cooper war nicht nur ein Westernheld

Erst gegen Ende seiner Karriere bot Gary Cooper seine glanzvollste Leistung als Schauspieler in dem Westernklassiker „Zwölf Uhr Mittags“, in dem er als Sheriff Will Kane, allein gelassen und verraten von Freunden und Verbündeten, Verbrechern in einer entscheidenden Auseinandersetzung gegenübersteht, die nach Rache dürsten. Gary Cooper hatte sich selbst einmal als einfachen Burschen aus dem Herzen Amerikas beschrieben. Doch in „Zwölf Uhr Mittags“ wuchs er weit über diese bescheidene Beschreibung hinaus. Er war zum Symbol für das Gute geworden, der die Wertvorstellungen des Durchschnittamerikaners verkörperte. Mehr noch, Gary Cooper ging mit dieser Rolle des einsamen Kämpfers für Recht und Ordnung in die Westerngeschichte ein.

Gary Cooper hatte eine legendäre Ausstrahlung auf Frauen

Man würde Gary Cooper allerdings unrecht tun, wenn man seine Schauspielkunst auf eine einzige Rolle reduzieren würde. Denn er war eine schauspielerische Naturbegabung, die er seiner unkomplizierten Persönlichkeit und seiner ernormen Fähigkeit zur Selbstdarstellung verdankte. Seine Ausstrahlung auf Frauen war legendär. Seine langsamen Bewegungen und sein etwas hohlwangiges Aussehen weckten beim weiblichen Geschlecht den Mutterinstinkt.

Auf der anderen Seite vermittelte er durch seine scheue, scharmante aber unerschütterliche Stärke bei den Frauen ein Gefühl der Geborgenheit. Gary Cooper verkörperte den neuen Typ des Mannes, der durch eine unerwartete Aufrichtigkeit seine eleganten Filmpartnerinnen Carole Lombard und Claudette Colbert, in Filmen wie „I Take This Woman“ (1931) und in „His Woman“ (1931), betörte. Gleichzeitig umgab sich Cooper mit einer Aura der Rechtschaffenheit, die er als Held in dem Western „Der Mann aus Virginia“ (1929) zum Ausdruck brachte und so auch beim männlichen Publikum als Zuschauermagnet wirkte.

Gary Cooper steigt zum Kassenmagneten in Hollywood auf

Seine Filmkarriere begann Gary Cooper als Komparse in Wildwestfilmen, in denen er sich für jeweils fünf Dollar vom Pferd fallen lassen musste. 1927 hatte er dann endlich einen Vertrag von Paramount bekommen und durfte eine Nebenrolle in dem Film „It“ spielen. Bis zum Ende der 30iger Jahre war Gary Cooper zum Großverdiener und Kassenmagneten Hollywoods aufgestiegen. Er gelangte an die Spitze und konnte sich dort halten, weil er ein sicheres Gespür für gute Filme hatte und in den verschiedensten Filmgenres durch seine schauspielerische Vielseitigkeit überzeugen konnte.

In den Filmen wie „Der Held der Prärie“ (1936) und „In die Falle gelockt“ (1940) verkörperte er beispielsweise in exemplarischer Weise den archetypischen Westernhelden. Auf der anderen Seite konnte er ebenso gut eine melancholische Gleichgültigkeit darstellen wie in der Hemingway-Verfilmung „In einem anderen Land“ von 1932. Selbst komisch konnte Gary Cooper sein, wie in dem Film „Mr. Deeds geht in die Stadt“ (1936), bei dem Frank Capra Regie führte.

Gary Cooper wird mit drei Oscars ausgezeichnet

Er selbst sagte einmal über sich, dass man einem Ideal entsprechen müsse, um vom Publikum geliebt zu werden. Seinen ersten Oscar gewann Gary Cooper für seine Rolle als nuschelnder Junge aus Tennessee in dem Film „Sergeant York“, in dem er eine Wandlung vom Pazifisten zum Kriegshelden glaubwürdig darstellt. Danach drehte er Filme mit berühmten Regisseuren wie Frank Capra, Howard Hawks, Josef von Sternberg, William Wyler, Lubitsch, King Vidor und Michael Mann.

Er war der Filmpartner von Starts wie Marlene Dietrich in „Marokko“ (1930) oder Joan Crawford in „Zum Leben verurteilt“ (1933) und Ingrid Bergmann in „Wem die Stunde schlägt“ (1943). 1952 erhielt er für seine grandiose Darstellung des Sheriffs Will Kane seinen zweiten Oscar. Die Filmindustrie würdigte Gary Cooper mit einem dritten Oscar im Jahr 1961, einem Spezialpreis für seine hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Der große Schauspieler starb weniger als einen Monat später an Krebs.

Von Hans Klumbies