Das neue Buch „Nexus“ von Yuval Noah Harari erzählt, wie der Informationsfluss die Menschheit und die Welt geformt hat. Die Geschichte beginnt in der Steinzeit, berichtet über die Erfindung des Buchdrucks und dem Aufstieg der Massenmedien sowie dem Wiederaufleben des Populismus in der Gegenwart. Zugleich steht die Menschheit heutzutage am Rande eines ökologischen Zusammenbruchs, verschuldet durch den Missbrauch der eigenen Macht. Yuval Noah Harari warnt: „Wir entwickeln neue Technologien wie die künstliche Intelligenz (KI), die das Potenzial haben, sich unserer Kontrolle zu entziehen und uns zu versklaven oder gar zu vernichten.“ Doch die Menschheit tut sich nicht etwa zusammen, um diesen Bedrohungen geschlossen entgegenzutreten, sondern die internationalen Spannungen nehmen zu. Der Historiker, Philosoph und Autor von einigen Weltbestsellern Yuval Noah Harari zählt zu den einflussreichsten Intellektuellen weltweit.
Die Informationsnetzwerke haben sich immer auf Mythen und Bürokraten gestützt
Wenn der Homo sapiens so weise ist, warum ist er dann so selbstzerstörerisch? Trotz der atemberaubenden Informationsfülle, die den Menschen heute zur Verfügung steht, sind sie genauso anfällig für Fantasie und Täuschung wie unsere Vorfahren. Nationalsozialismus und Stalinismus sind nur zwei jüngere Beispiele für den Massenwahn, dem auch moderne Gesellschaften erliegen können. Yuval Noah Harari schreibt: „Niemand würde bezweifeln, dass wir Menschen heute über viel mehr Informationen verfügen als in der Steinzeit, doch es ist keineswegs ausgemacht, dass wir uns und unsere Rolle im Universum heute sehr viel besser verstehen.“
Der erste Teil von „Nexus“ gibt einen Überblick über die historischen Entwicklungen von menschlichen Informationsnetzwerken. Zu Beginn des ersten Teils untersucht Yuval Noah Harari zwei Grundbausteine großer menschlicher Informationsnetzwerke: Mythologie und Bürokratie. In Kapitel zwei und drei beschreibt der Autor, wie sich diese Informationsnetzwerke – von antiken Königreichen bis hin zu modernen Staaten – immer auf Mythen und Bürokraten gestützt haben.
Die Entwicklung der KI kann sowohl ein fataler Fehler als auch eine große Chance sein
Kapitel vier beschreit das Problem von falscher Information und die Vor- und Nacheile von Selbstkorrekturmechanismen. Im darauffolgenden Kapitel beendet Yuval Noah Harari den historischen Überblick mit einem weiteren Gegensatz, nämlich den zwischen zentralisierten und dezentralisierten Informationsnetzwerken. Teil zwei von „Nexus“ zeigt, dass die Menschheit heute eine ganz neue Art von Informationsnetzwerk aufbaut, ohne innezuhalten und sich über mögliche Konsequenzen Gedanken zu machen.
Der dritte und letzte Teil des Buches – „Computerlogik“ – geht der Frage nach, wie unterschiedliche Gesellschaften mit den Gefahren und Chancen des anorganischen Informationsnetzwerk umgehen könnten. Yuval Noah Harari zieht folgendes Fazit: „Mit den Weichenstellungen, die wir allen in den kommenden Jahren vornehmen, entscheiden wir darüber, ob sich die Entwicklung dieser andersartigen Intelligenz als fataler Fehler erweist oder als Beginn eines hoffnungsvollen neue Kapitels in der Evolution des Lebens.“
Nexus
Eine kurze Geschichte der Informationsnetzwerke von der Steinzeit bis zur künstlichen Intelligenz
Yuval Noah Harari
Verlag: Penguin
Gebundene Ausgabe: 655 Seiten, Auflage: 2024
ISBN: 978-3-328-60375-7, 28,00 Euro
Von Hans Klumbies