Menschen sind nicht gleich

Wolfram Eilenberger spricht es ganz ungeschützt aus: „Menschen sind nicht gleich! Jedenfalls nicht, was ihre Fähigkeiten und Motivationen, ihre Handlungsziele und ihre innere Festigkeit betrifft.“ Das gilt insbesondere stets für einen schmalen Prozentsatz. Dieser ragt aus ihrer jeweiligen Handlungsgemeinschaft weit und nicht selten störend heraus. Was diese Individuen hervorstechen lässt, sind deren besonderen Talente und Sehnsüchte. Was sie zu sozialen Störenfrieden macht, ihr Beharren auf dem Willen zum exzellenten Ausscheren. Diese Menschen – mehr als ein Prozent der Gesamtheit sind es eigentlich nie – lauschen gleichsam ihrer ganz eigenen Daseinsmelodie. Sie haben dabei eine wichtige Funktion für das Ganze. Sie gründen und verkörpern relevante Anfänge. Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“, ist „Zeit“-Kolumnist und moderiert „Sternstunden der Philosophie im Schweizer Fernsehen.

Drei Eigenschaften zeichnen besondere Menschen aus

Als Beispiele für solche Anfänge nennt Wolfram Eilenberger die Form einer Religion, einer Philosophie, einer Technik, eines Unternehmens, eines Stils, eines Systems oder auch nur Standards. Damit verbunden sind Menschen wie Sokrates, Leonardo da Vinci oder Steve Jobs. Wer nun fragt, wodurch sich diese Menschen besonders auszeichnen, dem wären insbesondere drei Eigenschaften zu nennen. Erstens sehen diese Individuen das Ziel ihres Wirkens in nichts anderem als dem Wert, das dieses Wirken hervorbringt.

Sie arbeiten dabei nicht für andere oder anderes. Sie arbeiten insbesondere nicht des Geldes wegen. Und auch nicht für das soziale Äquivalent, nämlich Anerkennung. Diese Menschen sind also im denkbar produktivsten Sinne asozial und damit unbestechlich. Zweitens lieben sie Exzellenz um ihrer selbst willen, als markantesten Ausweis dessen, was Menschen möglich ist. Man könnte auch sagen, diese Menschen haben eine besondere Achtung vor der Menschheit. Als deren paradigmatische Verkörperung wollen sie sich selbst erkennen.

Jeder sollten nach einem elitären Leben streben

Diese Individuen sind also im denkbar produktivsten Sinne selbstachtend und autonom. Drittens sind sie frustrationsresistent und erfolgsimmun zugleich. Denn sie haben eine scharfe Wahrnehmung für den vor allem sozialen Abgrund, der die Leistung vom Erfolg trennt. Der Maßstab ihres Erfolges ist mit anderen Worten keiner, den sie in die Hände der viel zu Vielen legen würden. Wenn sie scheitern, dann vorrangig an sich selbst. Wenn sie verelenden, dann ungebrochen. Diese Individuen sind also im denkbar produktivsten Sinne gefestigt und autark.

Das wären sie also, die drei Merkmale, die, auf Ayn Rands Spuren, ein wahrhaft elitäres Individuum für alle klar sichtbar auszeichnen: asozial, autonom, autark. Wolfram Eilenberger will als werthaftes persönliches Bekenntnis hinzufügen: „Ich halte diese Bestimmungen im Kern für absolut richtig und als individuelle Entwicklungsziele für unbedingt erstrebenswert. Wir alle, jeder und jede von uns, sollten danach streben, in diesem Sinne elitär zu leben, elitär zu sein!“ Quelle: „Die offenbare Elite und ihre Feinde“ von Wolfram Eilenberger in Philosophicum Lech Band 23 „Die Werte der Wenigen“

Von Hans Klumbies