Wolfgang Ischinger verbreitet Optimismus

Trotz der vielen Krisen überall auf der Welt, gibt es durchaus Grund zum Optimismus. Wolfgang Ischinger erläutert: „Denn nimmt man einmal ein wenig Abstand von den tagesaktuellen Nachrichten und versucht, das große Ganze in den Blick zu nehmen, bietet sich das Bild einer Menschheit, die immer friedlicher, aber auch gesünder und reicher geworden ist.“ Dieses Bild, so betonte der Harvard-Professor Steven Pinker immer wieder, zeigt, dass sich die Menschheit insgesamt in die richtige Richtung bewegt. Steven Pinkers Optimismus wird durch wichtige aktuelle Kennzahlen gestützt. Egal wie oft man in den Nachrichten von Kriegen und Kriegsopfern hört und liest, Fakt ist: Die globalen Opferzahlen sind in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg deutlich zurückgegangen. Wolfgang Ischinger ist Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und einer der renommiertesten deutschen Experten für Außen- und Sicherheitspolitik.

Die Alphabetisierungsrate liegt heute bei 83 Prozent

Auch die globale Armut, die man den Menschen durch unzählige Berichte und Reportagen immer wieder drastisch vor Augen führt, ist gesunken. Milliarden Menschen, viele von ihnen in China, sind aus extremer Armut aufgestiegen. Sie bilden nun eine neue globale Mittelschicht. Allein zwischen 2005 und 2010 gelang es, die Zahl der Menschen, die von weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag leben müssen, um eine halbe Milliarde zu reduzieren. Im Jahr 1950 konnte weltweit nur jeder dritte Mensch lesen und schreiben. Sechzig Jahre später lag die Alphabetisierungsrate auf der Welt schon bei 83 Prozent.

Wolfgang Ischinger fügt hinzu: „Außerdem ist es gelungen, etliche schwere Krankheiten zu besiegen. Diese kosteten noch vor wenigen Jahrzehnten regelmäßig unzählige Menschen das Leben.“ Die Verbreitung von Impfstoffen hat dazu geführt, dass beispielsweise die Zahl der Opfer von Masern zwischen 2000 und 2016 um 84 Prozent gesunken ist. Auch die Kindersterblichkeit konnte man in den meisten Ländern deutlich reduzieren. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben 2016 jeden Tag 20.000 Kinder weniger als noch 1990.

Gute Außenpolitik erfordert viel Beharrlichkeit

Selbst der Tod ist heutzutage weniger bedrohlich. Er kommt zwar immer noch so sicher wie das Amen in der Kirche. Aber er kommt nicht mehr so früh wie einst. Die globale Lebenserwartung ist von 45,78 Jahren im Jahr 1950 auf 71,43 im Jahr 2016 deutlich gestiegen. Das klingt alles sehr erfreulich und das ist es auch. Gleichwohl bremsen Kriege, Krisen und Instabilität auf der Welt diesen generellen Aufwärtstrend regelmäßig wieder aus oder drehen ihn gar zurück.

Wolfgang Ischinger hat in seiner Karriere als Diplomat immer wieder die Erfahrung gemacht, dass scheinbar unüberwindbare Konflikte plötzlich doch beigelegt werden können, dass Vertrauen und Zuversicht tiefen Hass und Verzweiflung ersetzen können, dass Frieden möglich ist. Den Weg zum Frieden – den gibt es. Man muss nur manchmal sehr lange suchen, um ihn zu finden. Deshalb erfordert gute Außenpolitik auch viel Beharrlichkeit und Stehvermögen – Wolfang Ischinger redet dann gerne von „strategischer Geduld“. Quelle: „Welt in Gefahr“ von Wolfang Ischinger

Von Hans Klumbies

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