Die USA bleibt noch lange die stärkste Militärmacht der Welt

Schon in der Regierungszeit Barack Obamas wollte Amerika die Lasten der weltpolitischen Führung nicht mehr allein tragen. Und dann kam Donald Trump. Wolfgang Ischinger ist sich sicher: „Er wird nicht das Ende von Amerika als Weltmacht bedeuten. Die USA bleiben eine weiter wachsende Nation mit aktuell 322 Millionen Menschen – die derzeit nach China und Indien drittgrößte der Welt – und die mit Abstand stärkste Militärmacht. Es wird lange dauern, bis sich das grundlegend ändert.“ Die militärische Dominanz der USA könnte sogar noch zunehmen, da Donald Trump die Ausgaben des Pentagon tatsächlich weiter anhebt. Hinzu kommt die überragende technologische Leistungsfähigkeit des Silicon Valley. Die Wall Street bleibt nach wie vor der Nabel der internationalen Finanzwelt. Wolfgang Ischinger ist Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz und einer der renommiertesten deutschen Experten für Außen- und Sicherheitspolitik.

Donald Trump ist kein Stabilitätsfaktor

Amerikanische Unternehmen, einschließlich derer in Hollywood, sorgen jenseits von Panzern und Soldaten für eine eindrucksvolle globale „Soft Power“. Doch wenn Amerika seine globale Schutz- und Ankerfunktion reduzieren will und wird, dann erwächst daraus eine fundamentale Herausforderung. Dabei muss man den Tatsachen ins Auge sehen. Donald Trump ist kein Stabilitätsfaktor. Er ist impulsiv. Er hat wenig Interesse daran, sich mit komplexen außenpolitischen Fragen auseinanderzusetzen.

Diplomatie ist Donald Trump nicht wichtig, das Budget des Außenministeriums wurde 2017 erst einmal zusammengestrichen. Er denkt stärker in Deals, die er öffentlichkeitswirksam verkaufen kann, als in langfristigen Lösungen. Er glaubt an Verunsicherung als Verhandlungstaktik. All das macht Fehler und Misskalkulationen wahrscheinlicher und erhöht Risiken. Aber Wolfgang Ischinger gibt zu: „Mit solchen Taktiken lassen sich immer wieder Überraschungserfolge erzielen.“ Es fragt sich nur, wie nachhaltig diese sind.

Donald Trumps Politik ist „America First“

In der Außen- und Sicherheitspolitik ist es enorm wichtig, wer was wie formuliert – und wie es verstanden wird. Besonders in der Krisendiplomatie, zum Beispiel zwischen den USA und Nordkorea, ist klare Kommunikation entscheidend. Donald Trumps mangelnde Wertschätzung von Bündnispartnern und sein Diplomatiestil der Verunsicherung machen die Welt gefährlicher, weil Vertrauen verloren geht und Krisen schneller und schärfer eskalieren können. Aber nicht nur deshalb.

Indem Donald Trump die europäischen NATO-Mitglieder, vor allem Deutschland, von der ersten Minute des Brüsseler NATO-Gipfels im Juli 2018 an öffentlich attackierte, hat er der wichtigsten Allianz geschadet. Er hat damit nämlich ihre elementare Grundlage – ihren inneren Zusammenhalt – zur Disposition gestellt. „America First“ ist Donald Trumps Politik. Daran ist im Prinzip nichts auszusetzen. Aber er setzt das nicht so um, als ob es nicht „Amerika zuerst“, sondern „Amerika alleine“ – und damit in der Konsequenz auch: Europa alleine – heißen soll. Quelle: „Welt in Gefahr“ von Wolfgang Ischinger

Von Hans Klumbies