Wilhelm Schmid weiß: „Kleinste Partikel von Plastik lagern sich in Sedimenten ab, mit all den Schadstoffen, die sich daran binden, ebenso radioaktiver Fallout und Abfall, der über Jahrmillionen hinweg weiter strahlt. Eine vollkommen unberührte Natur existiert nirgendwo mehr, auch nicht in den entlegensten Gegenden.“ Der Einsatz von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden reduziert dauerhaft die Artenvielfalt und kann ein Artensterben wie vor 65 Millionen Jahren zur Folge haben, damals ausgelöst von einem Riesenmeteoriten. Rückstände in den Nahrungsmitteln schaden den Menschen selbst. Am Ende könnten tatsächlich ausgeräumte Landschaften übrig bleiben, in denen nichts mehr gedeiht, auch Menschen nicht. Das wäre ein Rückfall in die Frühzeit der Erde, in der sie „wüst und leer“ war. Wilhelm Schmid lebt als freier Philosoph in Berlin.
Der Erde ist Glas- und Gewächshaus
Diese Gefahr droht, so lange Menschen nicht davon ablassen, mit gedankenlosem Leichtsinn die Verwüstungen in Kauf zu nehmen. Wilhelm Schmid betont: „Das größte Problem stellt die Erwärmung der Erdatmosphäre hinaus dar. Hier zeigt sich das Glas- und Gewächshaus in voller Größe: Der gesamte Planet ist eines. Alle sind darin beheimatet.“ Den „Greenhouse effect“ gibt es zwar auch von Natur aus, ohne ihn würde eisige Kälte herrschen und das Leben kaum möglich sein.
In der Moderne aber haben Menschen zusätzliche „Glasscheiben“ in die hauchdünne Atmosphäre rund um den Planeten eingefügt und bemerkten es lange nicht. Wilhelm Schmid erklärt: „Dieses Quasi-Glas ist so transparent wie beim Gewächshaus vor meinen Augen, aber nicht anfassbar, nur messbar. 1977 wurde entdeckt, dass die Kohlendioxydmolekühle, aus denen es aufgebaut ist, sich mit der Verbrennung fossiler Energieträger in einem Maße vervielfältigen, das klimarelevant ist.“
In vielen Regionen ist das Leben schon heute unerträglich
Klimatische Veränderungen haben sich auf der Erde immer schon vollzogen und zu Wanderungen von Pflanzen, Tieren und Menschen geführt. Wilhelm Schmid stellt fest: „In der Moderne aber stieß der Mensch selbst sie an und begann damit in kürzester Zeit die Atmosphäre zu überlasten, in der er auf Gedeih und Verderb seine Heimat hat.“ Das 21. Jahrhundert ist die Epoche einer Veränderung der Natur, die auf den Menschen, jeden einzelnen, zurückschlägt. Menschliche Tragödien spielen sich ab, wenn viele ihre angestammte Heimat verlassen müssen, weil das Leben in ihr unerträglich wird.
Abgeholzte Wälder senken den Grundwasserspiegel ab, Wasserquellen versiegen, Böden trocknen aus, während anderswo Stürme toben und plötzliche Wasserfluten Erdrutsche auslösen. Wilhelm Schmid fügt hinzu: „Die Eispanzer der Arktis und Antarktis schmelzen, steigende Meeresspiegel fangen an, Inseln und Tiefebenen zu überspülen.“ Kein Wunder, dass einige schon Richtung Mars aufbrechen wollen, aber klimatisch wird keine Verbesserung sein. Quelle: „Heimat finden“ von Wilhelm Schmid
Von Hans Klumbies