Österreich hat eine Abkehr vom Massenwein vollzogen

Österreich hat sich in den vergangenen 30 Jahren zweimal neu erfunden. Die erste Revolution war eine Abkehr vom Massenwein hin zur besseren Qualität. Der aktuelle Wandel ist das Ergebnis eines Generationswechsels. Aldo Sohm erklärt: „Im Ergebnis zeigt sich viel Kreativität und eine Abkehr von traditionellen Weinstilen zugunsten von Edelstahltanks und weniger alkoholreichen und nicht so konzentrierten Weinen.“ Österreich bekommt seit Kurzem auch viel Anerkennung für seine biologischen, nachhaltigen und biodynamischen Anbaumethoden, war aber schon immer ein recht grünes Land. Rudolf Steiner, der Vater der biodynamischen Landwirtschaft, stammt von hier. Obwohl die Methoden nur selten auf dem Etikett stehen, wird ein Weinkäufer Schwierigkeiten haben, hier Winzer zu finden, die ihre Reben mit Pestiziden behandeln. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Appétit“.

Die traditionellste Weinregion Österreichs ist die Wachau

Österreichische Weine sind in der Regel trocken, doch es gibt mitunter auch großartige Süßweine. Aldo Sohm ergänzt: „Die Rebsorte Grüner Veltliner ist das Markenzeichen, mit dem sich das kleine Land in den 90er-Jahren einen Namen gemacht hat und deren Geschmackskomponenten gelber Früchte von frisch bis kraftvoll reichen können.“ Der weit verbreitete Welschriesling – nicht mit dem Riesling verwandt, bietet ebenfalls eine gewisse Bandbreite.

In der Steiermark erbringt er frische, leichte Weine. Aldo Sohm und Christine Muhlke wissen: „Er ist auch die Hauptrebsorte für die Süßweinerzeugung am Neusiedler See, einer Gegend, die ideale Bedingungen für das Botrytiswachstum bietet, das Voraussetzung für die mit einem französischen Sauternes oder einem ungarischen Tokaijer vergleichbaren Süßwein ist.“ Die traditionellste Region ist die Wachau, im Kremstal und Kamptal werden aber genauso gute Weine erzeugt.

Die Sorte Blaufränkisch ist eine beachtenswerte Traube

Direkt südlich von Wien liegt die Thermenregion, wo die indigenen weißen Sorten Rotgipfler und Zierfandel wachsen. Letztere liefert dank der kalksteinreichen Böden der Region wirklich beeindruckende Weine. Aldo Sohm fügt hinzu: „Die Steiermark ist wegen der hügeligen Landschaft auch als Toskana Österreichs bekannt – allerdings ist sie viel grüner. Hier finden Chardonnay – Morillon genannt – und Sauvignon Blanc ideale Bedingungen vor, was zu fantastisch reintönigen Weinen führt.“

Im Burgenland wächst auch die roten Sorte Blaufränkisch, eine beachtenswerte Traube, die saftige Weine mit Aromen von dunklen Beeren und Gewürzen hervorbringt. Aldo Sohm stellt fest: „Je nach Stil kann ein solcher Wein zwischen einem Côte-Rôtie und einem Pinot Noir aus dem Burgund angesiedelt sein.“ In Österreich gibt es das Gütesiegel DAC – Districtus Austriae Controllatus. Die Ursprungsbezeichnung sagt aus, woher die für den Wein verwendeten Trauben stammen. Quelle: „Einfach Wein“ von Aldo Sohm mit Christine Muhlke

Von Hans Klumbies