Verliebtsein ähnelt einem Drogentrip

Die meisten Menschen haben das in ihrem Leben schon einmal, oder auch öfters, erlebt: Der Herzschlag ist ständig leicht erhöht. Man fühlt sich leicht fiebrig und braucht wenig Schlaf. Die Welt wirkt über alle Maßen plastisch und greifbar. Man ist leicht konfus, aber auch wieder sehr konzentriert. Matthias Horx löst das Rätsel: „Verliebtsein ähnelt einem Drogentrip. Und genau das ist es auch. Die Droge heißt Dopamin.“ Schon der griechische Philosoph Platon formulierte: „Die Liebe erzeugt eine ähnliche Dringlichkeit wie Durst und Hunger.“ In seinem Buch „Resonanz“ schreibt der Soziologe Hartmut Rosa: „Wer verliebt ist, ist auf eine andere, verwandelte, neue Weise in die Welt gestellt, denn er oder sie verfügt nun übern den „vibrierenden Draht“ zur Welt – in Form des oder der Geliebten, das entscheidende Kriterium einer resonanten Weltbeziehung.“ Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

Die romantische Liebe beginnt mit einem Gefühl der Aufregung

Hartmut Rosa fährt fort: „Er hört „die ganze Welt singen“ – die Kulturgeschichte lebt geradezu von den Zeugnissen und Imaginationen dieser Verwandlung.“ Die klassische romantische Liebe beginnt mit einem Gefühl der Aufregung, das durch eine „Berührungserfahrung“ – sei es seelisch, körperlich oder nur durch Beobachtung – entsteht. Dabei spielen „normale“ körpereigene Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin eine Rolle, die zunächst einmal eine Reaktion wie „Flüchten oder Kämpfen“ nahelegen.

Doch zu den Erregungstransmittern gesellt sich eine weitere Substanz, das Dopamin. Es führt zu einer Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einen ganz bestimmten Menschen. Unter dem Einfluss von Dopamin wird das Gesichtsfeld eines Menschen seltsam eingeschränkt und gleichzeitig „scharfgestellt“. Matthias Horx ergänzt: „Wir entwickeln eine Tunnelsicht und wählen aus dem Meer der Möglichkeiten eine einzige Person, isolieren sie gewissermaßen in unserer Wahrnehmung. Alle anderen Menschen werden plötzlich unwichtig.“

Die Liebe macht alles eindeutig

Es ist kein Zufall, dass man vom „Pfeil der Liebe“ spricht. Dieser Pfeil zielt spitz und ausschließlich auf ein Individuum. Menschen erkennen die außerordentliche Bedeutung dieser bestimmten Person für sich. Das ist vielleicht der wahre Vorteil der Liebe: Sie macht alles eindeutig. Keine Ambivalenz mehr. Kein Wenn und Aber. Dann beginnt eine Phase des „aufdringlichen Denkens“, bei der man das Objekt seiner Liebe mit Gedanken, Visionen und Utopien umspielt. Man saugt das Muster des oder der Geliebten in uns auf.

Matthias Horx fügt hinzu: „Wie ein Symbiont erobert der begehrte, geliebte Mensch unseren Geist und lässt sich dort nieder. Eine bestimmte Geste löst eine Erinnerung aus.“ Jede Sekunde gemeinsamer Erlebnisse wird wiederholt, hin- und hergewendet, jeder Satz nachgesprochen und im Hippocampus in tiefe Erinnerung verwandelt. In dieser Phase laufen Verliebte oft durch die Straßen oder den Wald und halten scheinbar Selbstgespräche. In Wirklichkeit reden sie mit „ihm“ oder „ihr“. Richtiges Verliebtsein geht zudem oft mit einem Erlösungsgefühl einher. Quelle: „Future Love“ von Matthias Horx

Von Hans Klumbies

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