Herausforderungen lassen das Leben zu einem Kunstwerk werden

Es kommt nicht primär darauf an, wie die Vergangenheit eines Menschen war oder wie seine Zukunft aussieht, sondern darauf, wie er sie deutet und versteht, ob er Sinn in seinem jetzigen Leben suchen will. Ob er bereit ist, immer wieder aufs Neue selbst der Entscheidende zu sein. Ob er, was immer ihm widerfährt, „Herr im eigenen Haus“ bleibt. Das menschliche Leben kann allerdings manchmal ganz schön hart sein. Uwe Böschemeyer weiß: „Schwierige Zeiten nur traurig zu finden oder sie anzuklagen, ist zwar verständlich, aber leicht. Sie jedoch als Herausforderung zu nehmen und das Beste daraus zu machen, kann Leben zu einem Kunstwerk werden lassen.“ Uwe Böschemeyer ist Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeit und Leiter des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse in Salzburg.

Verantwortung kann etwas Furchtbares und Herrliches zugleich sein

Uwe Böschemeyer kennt niemanden, der so tief über Verantwortlichkeit nachgedacht hätte wie Viktor Frankl. Man muss dabei nur an seine leidenschaftliche öffentliche Stellungnahme zum Thema Kollektivschuld denken. Nicht alle seien in der Zeit des Nationalsozialismus schuldig geworden, sondern Einzelne, denn jeder sei frei, in Verantwortung zu entscheiden. Verantwortung, so Viktor Frankl, sei etwas Furchtbares und etwas Herrliches zugleich. Furchtbar sei zu wissen, dass ich in jedem Augenblick Verantwortung für den Nächsten trage.

Und herrlich sei es zu wissen, dass die Zukunft, meine eigene, die anderer Menschen und die der Dinge um uns herum, von meiner Entscheidung abhängig sei. Was Uwe Böschemeyer von seinem Lehrer Viktor Frankl gelernt hat, ist zu seinem persönlichen und beruflichen Credo geworden: „Die Welt, in der wir leben, ist unsere Welt. Die Zeit, in der wir leben, ist unsere Zeit. Das Leben, das wir in dieser Welt und dieser Zeit leben ist unser Leben. Diese unsere Welt in dieser unseren Zeit ist beides: unsere Gefährdung und unsere Möglichkeit, zugleich unsere Aufgabe.“

Jeder Mensch trägt Mitverantwortung für die Welt

Uwe Böschemeyer fährt fort: „Diese Aufgabe können wir annehmen, wie können sie ablehnen. Doch wenn wir sie ablehnen, verlieren wir das Wertvollste: das, was uns Menschen zu Menschen macht.“ Deshalb sagt Uwe Böschemeyer, dass ihn die Welt etwas angeht. Nicht nur die in seiner Nähe, sondern auch diejenige in der Ferne. Die derzeit Millionen hungernden Kinder – sie gehen ihn etwas an. Wenn Menschenrechte verletzt werden – das geht ihn etwas an.

Ob sich alle technologischen Möglichkeiten durchsetzen dürfen oder nicht – auch das geht ihn etwas an. Denn Kenner der technologischen Entwicklung sagen, es sei dringend erforderlich, sich zu informieren und, wenn möglich, öffentlich Stellung zu beziehen. Uwe Böschemeyer und alle anderen Menschen haben daher Mitverantwortung dafür, was in ihrer Welt geschieht. Ein Leben ist so viel wert, als es Antwort gibt. Denn der Mensch ist immerzu gefragt. Die Mitmenschen stellen Fragen und das Sein insgesamt stellt tausende von Fragen, auf die jeder seine persönlichen Antworten finden muss. Quelle: „Von den hellen Farben der Seele“ von Uwe Böschemeyer

Von Hans Klumbies