Der Geist gleicht dem Wind

Der Geist ist für Uwe Böschemeyer das Wichtigste im Menschen. Der Geist gleicht dem Wind: „Auch den Geist sehe ich nicht, ich sehe nur, war er durch mich bewegt. Mir kommen Ideen, mir kommt die Gewissheit, die Idee durchsetzen zu können, mir kommt die Kraft, sie zu verwirklichen. Ich verwirkliche sie in der Tat.“ Der Geist ist da, ist gegenwärtig. Das kann niemand bezweifeln, obwohl ihn niemand sieht. Der Geist und der Wind – sie kommen aus Räumen, die man nicht erkennt, sie ziehen zu Räumen, die man nicht sieht. Jetzt sind sie da, spürbar, fühlbar, mächtig, sind dichteste Wirklichkeit. Doch fassen, gar erfassen, kann man sie nicht. Uwe Böschemeyer ist Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeit und Leiter des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse in Salzburg.

Die Verdrängung des Geistigen ist äußerst schädlich

Im letzten Jahrhundert ist viel darüber geredet worden, wie schädigend es für einen Menschen ist, das Triebhafte übermäßig zu verdrängen. Man hat wenig davon gehört, dass der Mensch auch das Geistige verdrängen kann und dadurch wahrscheinlich weit mehr in Konflikte gerät. Das Geistige verdrängen bedeutet: bei der Suche nach Glück sich vor allem auf das Triebhafte zu verlassen und auf jene Bedingungen und Strukturen, die nun einmal in der Welt vorhanden sind.

Uwe Böschemeyer fügt hinzu: „Das Geistige verdrängen bedeutet: nicht nach innerer Freiheit zu fragen und nicht nach Sinn, nicht nach Verantwortung zu fragen und nicht nach inneren Werten – nach all dem zu fragen, was in besonderer Weise spezifisch menschlich ist.“ Das Geistige verdrängen bedeutet auch: dann, wenn das Leben schwierig oder notvoll wird, sich nicht auf sich selbst und den Grund seiner selbst verlassen zu können, sondern jenen inneren und äußeren Kräften ausgeliefert zu sein, die das Gegenbild sind von menschlicher Freiheit und ihren Möglichkeiten.

Der Geist bedarf der Pflege

Viktor Frankl hat einmal gesagt, wer den Geist in sich verdränge, mache ihn zum Dämon. Ob einen Menschen die Lebensverneinung bestimmt oder Lebensbejahung erfüllt, hängt primär davon ab, worauf sich sein Geist ausrichtet. Dabei geht es um existenzielle Fragen. Dass man seinen Körper pflegt, ist für viele Menschen selbstverständlich. Dass sie Körper und Seele entspannen, ist ebenso für viele selbstverständlich. Dass auch der Geist der Pflege bedarf, ist für viele so selbstverständlich nicht.

Dazu gehört für Uwe Böschemeyer die regelmäßige Lektüre guter Literatur. Dazu gehören Gesprächspartner, mit denen man sich über das, was einen bewegt, austauschen kann. Dazu gehören Musik, Kultur überhaupt. Uwe Böschemeyer weiß: „In unseren unruhigen Zeiten sind wir herausgefordert, ganz bewusst allem, was den Körper, die Seele, vor allem aber den Geist stört, Aufbauendes entgegenzusetzen.“ Leben abzulehnen ist leicht. Leben so, wie es ist und das Beste daraus zu machen, ist schwer und leicht zugleich. Quelle: „Von den hellen Farben der Seele“ von Uwe Böschemeyer

Von Hans Klumbies

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