In der Energie- und Klimapolitik hält die neue Regierung an einer Technologie von gestern feste – der Kernenergie. Die Kanzlerin Angela Merkel, der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle und ihre Parteigenossen glauben den Beteuerungen der Energieindustrie. Die Unternehmen versichern, dass sich mit längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke Milliarden verdienen ließen. Von diesen Gewinnen könnten die Energieriesen einen Teil in die Entwicklung zukunftsfähiger Energien stecken. Dabei sind sich viele Energieexperten einig, dass mehr gegen die Wiederbelebung der Kernkraft spricht. Die Renaissance der Atommeiler steht vor allem dem Ausbau erneuerbarer Energie im Weg.
Es gibt kein Endlager für Atomabfälle
Trotz aller Widerstände liefern Sonne, Wind und Wasser schon heute etwa 15 Prozent des deutschen Stroms – doppelt so viel wie vor zehn Jahren. Eigentlich müssten die Energiekonzerne in dieser Legislaturperiode sieben der 17 deutschen Atomkraftwerke vom Netz nehmen. Längere Laufzeiten würden allerdings riesige Gewinne bedeuten.
Denn ein abgeschriebenes Atomkraftwerk verdient an jedem Tag, an dem es weiter Strom produziert, mehr als eine Million Euro. Wenn die Atomkraftwerke also 40 Jahre statt der gesetzlich festgelegten 32 Jahre laufen würden, beliefe sich der Gewinn auf 40 Milliarden Euro.
Ihr größtes Problem hat die Atomindustrie allerdings noch immer nicht gelöst. Auch 55 Jahre nachdem in Obninsk bei Moskau der erste Atomreaktor seinen Betrieb aufnahm, existiert kein einziges Endlager für die strahlenden Abfälle der Atomkraftwerke. Nirgendwo auf der Welt!
Von Hans Klumbies