In seinem neuen Buch „Über Freiheit“ beschreibt Timothy Snyder, was Freiheit bedeutet, wie sie oft missverstanden wird und warum sie für die Menschheit die einzige Chance ist zu überleben. Zudem versucht Timothy Snyder, Freiheit zu definieren. Diese Aufgabe beginnt mit der Rettung des Wortes vor übermäßigem Gebrauch und Missbrauch. Er fürchtet das Menschen in den Vereinigten Staaten, von Freiheit sprechen, ohne wirklich darüber nachzudenken. Timothy Snyder schreibt: „Amerikaner denken dabei oft an die Abwesenheit von etwas: von Besatzung, Unterdrückung oder sogar von Regierung. Ein Individuum ist frei, glauben wir, wenn die Regierung aus dem Weg ist. Negative Freiheit ist unser gängiges Verständnis.“ Timothy Snyder ist Professor für Geschichte an der Yale University und Permanent Follow am Institut für die Wissenschaft vom Menschen in Wien.
Die Tugend ist ein untrennbarer Bestandteil von Freiheit
Natürlich ist es verlockend, Freiheit als „Wir gegen die Welt“ zu betrachten, wie es der negative Freiheitsbegriff ermöglicht. Allerdings steht für Timothy Snyder fest: „Wenn wir frei sein wollen, werden wir bejahen, nicht nur verneinen müssen.“ Dazu muss man schöpferisch tätig sein. Deshalb braucht man Strukturen, und zwar genau die richtigen, sowohl moralische als auch politische. Die Tugend ist ein untrennbarer Bestandteil von Freiheit. Die Freiheit beginnt auch damit, dass Menschen ihren Geist von falschen Ideen säubern.
Timothy Snyder schreibt: „Und es gibt richtige und falsche Ideen. In einer Welt des Relativismus und der Feigheit ist die Freiheit das Absolute unter den Absoluten, der Wert der Werte.“ Nicht weil Freiheit das eine Gut ist, dem sich alle anderen beugen müssen. Sondern weil Freiheit die Voraussetzung ist, unter der all die guten Dinge in und zwischen Menschen fließen können. Freiheit ist auch kein Vakuum. Sie ist keine Abwesenheit, sondern eine Präsenz, ein Leben, in dem man vielfältige Verpflichtungen wählen und Kombinationen davon in der Welt verwirklichen kann.
Timothy Snyder definiert fünf Formen der Freiheit
Freiheit und Sicherheit gehen Hand in Hand. Damit Menschen frei sein können, müssen sie sich sicher fühlen, insbesondere als Kinder. Als freie Menschen entscheiden sie dann, welche Risiken sie eingehen wollen, und aus welchen Gründen. Bei der Freiheit geht es unter anderem darum, zu wissen, was man wertschätzt, und es mit Leben zu füllen. Timothy Snyder definiert fünf Formen der Freiheit: Souveränität, Unberechenbarkeit, Mobilität, Faktizität und Solidarität.
Sich für die Freiheit einzusetzen bedeutet, sich für die Redefreiheit einzusetzen. Sich für die Redefreiheit einzusetzen bedeutet, sich auf die Seite der Fakten zu stellen. Sich auf die Seite der Fakten zu stellen bedeutet, die Institutionen zu unterstützen, die ihnen eine Heimstatt geben. Timothy Snyder zieht folgendes Fazit: „Wir können frei sein, wenn wir erkennen, was Freiheit ist. Wir können die Kreativität in der Vergangenheit sehen, die Möglichkeiten in der Gegenwart, die Freiheit in der Zukunft. Wir können uns gegenseitig anerkennen, eine gute Regierung bilden un unser eigenes Glück machen.“
Über Freiheit
Timothy Snyder
Verlag: C. H. Beck
Gebundene Ausgabe: 410 Seiten, Auflage: 2024
ISBN: 978-3-406-82140-0, 29,90 Euro
Von Hans Klumbies