Es gibt keine unwiderruflichen Entscheidungen

Bei Personen scheint man zu glauben, dass sie einige der Dinge, die sie in Wirklichkeit gar nicht tun, tun können. Einfach so und ohne dass vorher etwas anderes geschehen muss. Was bedeutet das? Es bedeutet vielleicht unter anderem Folgendes: Nichts von dem, was bis zu dem Punkt geschieht, an dem man sich entscheidet, legt unwiderruflich fest, welche Entscheidung man trifft. Thomas Nagel schränkt allerdings ein: „Einiges von dem, was geschieht, ist von vorneherein festgelegt.“ Zum Beispiel scheint von vorneherein festzustehen, dass morgen zu einer bestimmten Stunde die Sonne aufgeht. Es besteht keine „offene Möglichkeit“, dass die Sonne morgen nicht aufgeht und es einfach Nacht bleibt. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

Handlungen sind manchmal unausweichlich

Das ist unmöglich. Es könnte sich nur dadurch ereignen, dass die Erde sich zu drehen aufhört oder die Sonne plötzlich nicht mehr existiert. Und im Augenblick geht in unserer Galaxie nichts vor, was das eine oder das andere zur Folge haben könnte. Die Erde wird sich solange weiterdrehen, bis etwas sie anhält. Einige Leute haben geglaubt, dass es Menschen in einem absoluten Sinne niemals möglich ist, etwas anderes als das zu tun, was sie in Wirklichkeit tun.

Sie gestehen den Menschen zu, dass das, was sie tun, von ihrer Wahl, ihren Entscheidungen und Wünschen abhängt. Und dass Menschen in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich wählen. Sie sind der Auffassung, dass die vor einer Handlung bestehenden Umstände in jedem Fall die Handlungen determinieren und unvermeidlich machen. Eine bestimmte Handlung ist daher unter bestimmten Umständen unausweichlich. Dabei spielen die Summe aller Erfahrungen, Wünsche und Erkenntnisse einer Person und viele mehr eine entscheidende Rolle.

Naturgesetze bestimmen das Weltgeschehen

Diese Auffassung bezeichnet man als „Determinismus“. Thomas Nagel erläutert: „Der Determinismus glaubt nicht, dass sämtliche Gesetzmäßigkeiten des Universums bekannt sein und zur Vorhersage dessen herangezogen werden können, was geschehen wird.“ Erstens kann man nicht all die komplizierten Umstände kennen, die eine menschliche Entscheidung beeinflussen. Zweitens gilt, dass man, selbst wenn man etwas über die Umstände erfahren und eine Prognose wagen, hierdurch die Ausgangsbedingungen verändern, was wiederum das prognostizierte Ergebnis verändern kann.

Prognostizierbarkeit steht jedoch nicht zur Debatte. Die Hypothese besagt, dass es Naturgesetze wie jene, welchen die Bewegung der Planteten unterworfen ist, gibt. Diese bestimmen alles, was in der Welt geschieht. Und dass die von einer Handlung bestehenden Umstände kraft solcher Gesetze sowohl festlegen, dass die Handlung erfolgen wird, als auch jede andere Möglichkeit ausschließen. Ein Entscheidungsprozess ist für Thomas Nagel nichts anderes als ein Vorgang, der ein vorherbestimmtes Ergebnis im Bewusstsein zum Vorschein kommen lässt. Quelle: „Was bedeutet das alles?“ von Thomas Nagel

Von Hans Klumbies