Die Anhänger politischer Korrektheit verleugnen das Wirken soziale Zwänge

Auch heute ist die Freiheit des Einzelnen innerhalb des gesellschaftlichen Gefüges zentral. Pauline Voss erklärt: „Die Anhänger der politischen Korrektheit beharren darauf, dass sie deren Regeln freiwillig befolgten, dass es ihnen sogar eine Freude sei, durch eine inklusive Sprache und rücksichtsvolles Verhalten Diskriminierung zu verringern.“ Die Mechanismen der Cancel Culture empfinden sie als normale und keineswegs repressive Vorgänge innerhalb kontroverser Debatten. Beschwerden über einen verengten öffentlichen „Meinungskorridor“, der definiere, was gesagt werden dürfe und worüber geschwiegen werden müsse, haten sie für übertrieben. Schließlich herrsche im Westen Meinungsfreiheit: Kein Gesetz verpflichtet zu einer politisch korrekten Haltung oder Sprache. Diese Argumentation erstaunt: Ausrechnet jene, die durch die Dekonstruktion der Diskurse die Verhältnisse verändern wollen, die also das Durchbrechen sozialer Zwänge als ultimatives Machtinstrument propagieren, verleugnen – wenn ihr eigenes Verhalten hinterfragt wird – das Wirken sozialer Zwänge. Pauline Voss ist seit 2023 als freie Journalistin tätig.

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