Autisten leiden an einem Mangel an sozialen Kompetenzen

Der Mensch ist ein rätselhaftes Wesen. Einen Großteil seines Lebens verbringt er damit, bewusst oder unbewusst zu entschlüsseln, was in den Mitmenschen oder in ihm selbst vor sich geht. Leonhard Schilbach, Psychiater und Neurowissenschaftler am Münchener Max-Planck-Institut für Psychiatrie, erklärt: „Man kommt kaum aus dem Haus, ohne soziale Wahrnehmung und Kognition zu betreiben. Das sind Dinge, die den allermeisten Menschen ganz selbstverständlich vorkommen.“ Während die meisten Individuen im Alltag kaum darüber nachdenken müssen, wie flüssiger, sozialer Austausch mit anderen funktioniert, ist dies anders für Menschen mit psychischen Erkrankungen, die oft mit Störungen der sozialen Interaktion einhergehen. Leonhard Schilbach interessiert sich insbesondere für Menschen mit Autismus, bei denen ein Mangel an sozialen Kompetenzen oft dazu führt, dass sie früher oder später mit sozialen Konventionen in Konflikt geraten.

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Die Sophisten waren für Platon keine Lehrer der Weisheit

Das, was einst das Wesen einer Universität ausmachte, die Freiheit in Forschung und Lehre, ist laut Konrad Paul Liessmann zu einer lästigen Randerscheinung geworden, die den Betrieb nur noch stören, nicht mehr zu befördern vermag. Der Verdacht, dass die Wissenschaft und ihre Lehre nicht mehr frei, sondern auch an staatlichen Universitäten und Hochschulen an letztlich ökonomische Kriterien und Erwartungen gebunden sind, ist für Konrad Paul Liessmann nicht unbegründet: „Das mag im Trend einer Zeit liegen, in der Messbarkeit und wirtschaftliche Effizienz zu den obersten Maximen geworden sind, aber auch Menschen, die wenig dagegen haben, dass auf dieser Erde nahezu alles käuflich ist, beschleicht ein Unbehagen, wenn die Rede davon ist, dass die Wahrheit vor Gericht, die Wahrheit in der Politik und eben auch die Wahrheit in der Wissenschaft nur eine Frage des angemessenen Preises ist. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Die Literatur war einst die Kompensation für zu wenig Leben

Der Lesende ist eine eigentümliche Erscheinung: Er ist da und doch nicht da. Er befindet sich, obwohl leiblich anwesend, in einer anderen Welt. Konrad Paul Liessmann erklärt: „Die durch Buchstaben hervorgerufene Welt im Kopf gleicht keiner anderen Welt: weder der Erfahrungswirklichkeit noch der von Bildern, noch einer durch Digitalrechnung erzeugten virtuellen Welt.“ Es ist die Kraft des Visionären, die dem Leser einen universellen Weltbezug erlaubt: Welt ist dort, wo der Leser ein Buch aufschlägt. Das machte in früheren Zeiten das Lesen und das Schreiben zum bevorzugten Medium der Menschen an Randlagen. Die Literatur war damals das eigentliche Medium der Provinz – in jeder Hinsicht. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Hans-Georg Gadamer verehrt Jaspers und Heidegger

Laut Hans-Georg Gadamer hängt die Menschlichkeit eines Individuums vor allem davon ab, wieweit es die natürlichen Grenzen, die es in seinem Wesen gegenüber denjenigen seiner Mitmenschen hat, sehen zu lernen vermag. Seiner Meinung nach profiert ein Mensch auch von denen, die von einem selbst lernen. Eine eminent politische Tätigkeit ist für den Philosophen Hans-Georg Gadamer das Denken und die Schulung von anderen im Denken.  Außerdem gilt es die die freie Urteilskraft zu wecken und in anderen zum Leuchten zu bringen. Er erklärt: „In diesem Sinne glaube ich, dass auch meine eigene Urteilsfähigkeit immer an dem Urteil des Anderen und seiner Urteilsfähigkeit seine Grenze findet und von ihm bereichert wird. Das ist die Seele der Hermeneutik.“

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Rudolf Eucken setzt sich mit dem Glücksproblem auseinander

Rudolf Eucken stellt sich die Frage, ob ein Mensch das Glück zum Ziel seines Strebens machen darf, da es möglicherweise eine Enge und Kleinheit der Gesinnung bekundet, alles Streben vornehmlich darauf zu richten, was das Leben an Glück gewährt. Rudolf Eucken fügt hinzu: „Auch die Erfahrung scheint deutlich zu zeigen, dass nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Völker und Religionen auf Glück zu verzichten vermochten; auch Denker allerersten Ranges haben eine Erhebung über das Glücksstreben gefordert.“ Wenn man die Geschichte allerdings genauer betrachtet, sieht man den Kampf weniger gegen das Glück überhaupt, sondern lediglich geringere Formen des Glücks gerichtet. Auch in dem, wodurch man es zu ersetzen glaubte, ist laut Rudolf Eucken immer wieder ein Verlangen nach Glück zu erkennen.

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Das Glück ist niemals etwas anderes als das Liebesglück

Zu den Erscheinungsformen des Phänomens Liebe gehört zum Beispiel auch die Freundschaft, genauer gesagt, die Freundesliebe In der Nikomachischen Ethik des Aristoteles heißt es: „Freundschaft braucht Zeit“. Sie entzündet sich laut Josef Pieper normalerweise auch nicht einfachhin am Anblick des anderen, sondern an der Überraschung, dass das jemand existiert, der die Dinge genauso sieht wie man selbst und von dem man dann beglückt sagt: „Gut, dass du da bist!“ Freunde reden, sehr im Unterschied zu den erotisch Liebenden, kaum einmal von ihrer Freundschaft. Ihr Blick ist auf die Dinge gerichtet, für die sie sich gemeinsam interessieren. Deswegen, so ist gesagt worden, finden Leute, die einfachhin sich einen Freund wünschen, mit ziemlicher Sicherheit keinen. Josef Pieper war ein deutscher Philosoph, der von 1904 bis 1997 lebte.

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Jede Lebensveränderung setzt Hoffnung und Mut voraus

Die meisten Menschen haben weit mehr in sich als nach außen hin erkennbar ist. Das ureigene Bild des Menschen zeigt sich in Augenblicken des Liebens und Geliebtwerdens, in Ahnungen, Visionen und in tiefer Not. Die innere Welt eines Menschen ist keine Illusion, sondern die auf ihn wartende Wirklichkeit. Das zu begreifen ist das Schwierigste im Prozess der Selbstwerdung. Uwe Böschemeyer erklärt: „Nicht die Realität mit ihren tausendfach bekannten Bedrängnissen, Einengungen, Einschränkungen, Verletzungen ist unser primäres Problem, sondern unser bedrückender Mangel an Erfahrung dessen, was und wer wir in Wirklichkeit sind.“ Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Rudolf Eucken vergleicht die Aufstiege und Abstiege des Lebens

Jede Lebensgestaltung muss sich am Dasein des Menschen erproben. Sie tut dies, indem sie dem Einzelleben eine spannende Aufgabe stellt, ihm einen inneren Zusammenhang gibt, es den Widersprüchen entreißt, die es zu zerstören drohen. Diese Widersprüche wurzeln laut Rudolf Eucken vornehmlich darin, dass der Mensch als denkendes Wesen über die bloße Natur hinauswächst und bei ihr kein Genüge mehr findet. Der Durchschnitt seines Daseins zeigt die geistige Tätigkeit allerdings nicht stark genug, um ein neues Leben hervorzubringen. Rudolf Eucken, der im Jahr 1908 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde, schreibt: „So schwebt der Mensch in unsicherer Mitte, und da die Versuche einer Hilfe sich bald als unzulänglich erweisen, so endet das ganze schließlich in trüber Resignation; das Leben erscheint, um mit Schopenhauer zu reden, als ein Geschäft, das seine Kosten nicht deckt.“

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Jesse Prinz forscht nach dem Ort des Geistes im Körper

Zu den geistigen Dingen zählt Jesse Prinz Vorstellungen, Gedanken und Gefühle. Er setzt als bekannt voraus, dass der Geist eine enge Verbindung zum Gehirn hat. Wenn Philosophen der komplizierten Frage nachgehen wie menschliche Gehirnzellen mit den Emotionen zusammenhängen, spricht man vom „Geist-Körper-“ oder „Leib-Seele-Problem“.  Jesse Prinz erklärt: „Dieses Leib-Seele-Problem“ ist deshalb so herausfordernd, weil der Geist über Eigenschaften verfügt, die offenbar sonst nirgendwo in der natürlichen Welt vorkommen.“ Viele geistige Vorgänge sind den Menschen nicht nur bewusst, sondern haben dazu noch die Eigenschaft, sich Dinge vorstellbar zu machen. Jesse Prinz ist Professor für Philosophie an der City University of New York.

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Der Eros will die Geliebte und das Zusammensein mit ihr

Es ist das eigentlich Schlimme und Unmenschliche an dem vom Eros abgetrennten Sexkonsum, dass er genau das vereitelt, was den Sinn der Liebesbegegnung im Ganzen des Daseins gerade ausmacht: das Hinaustreten aus der eigenen Begrenzung und Ichhaftigkeit durch das Einswerden mit einer anderen Person. Für Josef Pieper, einem deutschen Philosophen, der von 1904 bis 1997 lebte, ist es der Eros, der die Geliebte will und das Zusammensein mit ihr. Sex hingegen sucht ein Neutrum, etwas Sachhaftes und Dingliches, nicht ein Du, sondern ein Es. Die bloße Sexbegegnung trägt also zu Recht einen trügerischen Charakter. Josef Pieper beschreibt diesen so: „Für den Augenblick kommt zwar eine Illusion von Einswerdung zustande; aber ohne Liebe lässt diese scheinbare Vereinigung zwei einander Fremde noch weiter voneinander entfernt zurück, als sie es vorher schon waren.“

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Sprechen und Handeln sind sehr nahe miteinander verwandt

Handelnd und sprechend offenbaren die Menschen laut Hannah Arendt, wer sie sind und zeigen dabei aktiv die personale Einzigartigkeit ihres Wesens. Ihrer Meinung nach kann sich die jeweils eigenen Identität allerdings nur gegenüber anderen zeigen und bewähren. Handeln besteht deshalb für Hannah Arendt überwiegend aus Interaktion. Sprechen bedeutet für sie Kommunikation, die nicht nur dazu dient, reine Informationen auszutauschen, sondern Beziehungen zwischen Menschen stiftet. Gerade in diesem Zwischenmenschlichen entsteht für Hannah Arendt der ursprüngliche politische Raum. Die Totalitarismen haben diesen Ort der Politik zerstört, indem sie die Beziehungen zwischen den Menschen vernichteten. In ihrem Hauptwerk „Vita activa oder Vom tätigen Leben“ geht es Hannah Arendt deshalb vor allem darum, der Politik die Würde zurückzugeben.

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Der Weisheit sind alle anderen Künste untergeordnet

Die Natur erfüllt ihre Forderungen laut Seneca von selbst. Tägliche Zügellosigkeit, die über einen längeren Zeitraum hin ständig anwächst und mit viel Phantasie das Laster fördert, bedeutet die Abkehr von der Natur. Wenn ein Mensch seine Wünsche auf Überflüssiges oder sogar auf Naturwidriges ausrichtet, liefert er seinen Geist dem Körper aus und macht ihn zum Sklaven seiner Begehrlichkeiten. Wer das natürliche Maßgefühl verliert, das sich bei der Befriedigung von Wünschen mit dem Unentbehrlichen und Lebensnotwendige begnügt, gilt als zurückgeblieben und ärmlich. Selbst bedeutende Männer lassen sich gemäß Seneca durch den Wohllaut der Rede von der Wahrheit ablenken.

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Die Liebe ist die schönste Form der Selbsterfahrung

Ein in Vergessenheit geratener Weg zu sich selbst ist für Uwe Böschemeyer die Begegnung mit der Welt außerhalb des eigenen Selbst. Einen solchen Weg beschreibt der Religionsphilosoph Romano Guardini wie folgt: „Wir sehen ein Ding, empfinden seine Eigenart, seine Größe, seine Schönheit, seine Not – und sofort, wie ein lebendiges Echo, antwortet darauf etwas in uns selbst, wird wach, erhebt sich, entfaltet sich. Kann man doch den Menschen geradezu jenes Wesen nennen, das fähig ist, mit seinem inneren Sein auf die Dinge der Welt zu antworten und eben darin sich selbst verwirklichen.“ Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Das menschliche Handeln wird durch das Temperament geleitet

David Hume als vorurteilsloser Betrachter menschlichen Handelns stellt fest, dass die Menschen fast vollständig durch die Art ihres Wesens und ihr Temperament geleitet werden und dass allgemeine Maximen nur geringen Einfluss haben, wenn sie nicht den persönlichen Geschmack oder das individuelle Gefühl ansprechen. David Hume nennt ein Beispiel: „Wenn jemand moderate Leidenschaften und einen wachen Sinn für Ehre und Tugend hat, wird sein Verhalten stets den Regeln der Moral entsprechen, oder er wird, sollte er von ihnen abweichen, ohne Mühe und schnell zu ihnen zurückkehren.“ Wenn aber jemand auf der anderen Seite von Natur aus ein so pervertiertes Gemüt besitzt und von solcher Fühllosigkeit und Unempfindlichkeit ist, dass er für Tugend und Menschlichkeit keinen Geschmack hat, dass er keine Zuneigung zu seinen Mitgeschöpfen empfindet und dass er keinen Wunsch verspürt, Achtung und Beifall anderer zu finden, dann muss er als ein unheilbar Kranker gelten, für den auch die Philosophie kein Heilmittel bereithält. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Nichts reicht an die Vollkommenheit der Schönheit heran

Für manche Philosophen ist es ein Gegenstand der Verwunderung, dass die Menschen, da sie doch alle dasselbe Wesen haben und mit denselben Fähigkeiten ausgestattet sind, sich, was ihr Streben und ihre Neigungen anbelangt, so sehr voneinander unterscheiden und dass der eine aufs schärfste verurteilt ein anderer sich sehnlichst wünscht. David Hume fügt hinzu: „Manchen Philosophen ist es ein Gegenstand noch größerer Verwunderung, dass ein einzelner Mensch sich von sich selbst zu verschiedenen Zeiten so gewaltig unterscheiden kann, dass er, wenn er es erst besitzt, voller Verachtung verwirft, was zuvor der Gegenstand aller seiner Beteuerungen und Wünsche war.“ David Hume dagegen kommt dieses fieberhafte Hin- und Herschwanken, das sich im Verhalten der Menschen zeigt, ganz und gar unvermeidlich vor. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Den Menschen ist das Erlebnis der Humanität verloren gegangen

Die ganze Vorstellung der Humanität und des Humanismus gründet in der Idee der menschlichen Natur, die allen Menschen gemeinsam ist. Das war laut Erich Fromm die Prämisse des buddhistischen wie des jüdisch-christlichen Denkens. Der Buddhismus entwickelte ein Bild vom Menschen in existentialistischen und anthropologischen Begriffen und nahm an, dass die gleichen psychischen Gesetze für alle Menschen gelten. Denn die conditio humano ist für alle die gleiche, da alle Menschen in der Illusion der Getrenntheit und Unzerstörbarkeit des eigenen Ichs leben. Jedes Individuum sucht eine Antwort auf das Problem seiner Existenz zu finden, indem es versucht, sich gierig an allen Dingen, einschließlich des Ichs, festzuklammern. Alle Menschen leiden und können nur vom Leiden erlöst werden, wenn sie die Illusion ihres Abgetrenntseins und ihre Gier überwinden.

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Friedrich Nietzsche ruft das Ende der Verantwortung aus

In seinem Werk „Menschliches, Allzumenschliches“ schreibt Friedrich Nietzsche über die Geschichte der moralischen Empfindungen folgendes: „Zuerst nennt man einzelne Handlungen gut oder böse ohne alle Rücksicht auf die Motive, sondern allein der nützlichen oder schädlichen Folgen wegen. Bald aber vergisst man die Herkunft dieser Bezeichnungen und wähnt, dass den Handlungen an sich, ohne Rücksicht auf deren Folgen, die Eigenschaft gut oder böse innewohne. Sodann legt man das Gut- oder Böse-sein in die Motive hinein und betrachtet die Thaten an sich als moralisch zweideutig.“ Danach gibt man das Prädikat gut oder böse nicht mehr dem einzelnen Motiv, sondern dem ganzen Wesen eines Menschen. So macht man der Reihe nach den Menschen für seine Wirkungen, dann für seine Handlungen, dann für seine Motive und schließlich für sein Wesen verantwortlich.

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Die Geisteskräfte sind klein und von geringer Reichweite

Schon lange betrachtet David Hume mit Misstrauen, was Philosophen in allen möglichen Fragen für ausgemachte Wahrheit halten, und neigt mehr dazu ihre Schlussfolgerungen zu bestreiten als ihnen zuzustimmen. David Hume schreibt: „Es ist immer derselbe Fehler, den sie fast alle machen, nämlich sich auf Prinzipien von sehr eingeschränkter Gültigkeit zu stützen und der unendlichen Mannigfaltigkeit nicht Rechnung zu tragen, bei der der Natur bei allen ihren Wirksamkeiten doch so sehr gelegen war.“ Hat ein Philosoph erst einmal sein Lieblingsprinzip festgesetzt, das vielleicht wirklich eine ganze Reihe natürlicher Effekte erklärt, dann dehnt er dessen Geltungsbereich gleich auf die ganze Schöpfung aus und führt auf Biegen und Brechen und um den Preis absurder Argumente jede Erscheinung darauf zurück. Da die menschlichen Geisteskräfte klein und von geringer Reichweite sind, kann der Mensch seine Begriffe nicht auf die Vielseitigkeit der Natur im Ganzen ausdehnen. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Wilhelm Berger erzählt vom Glück und Unglück des Anfangens

Wer zu Philosophieren beginnt, ist laut Wilhelm Berger in einen Anfang geraten. Zwar mag ein reines, gewissermaßen unschuldiges Interesse am Allgemeinen zum Philosophieren führen, aber in der Regel ist ein Bruch schon der Ausgangspunkt. Der slowenische Philosoph Slavoj Žižek sagt: „Philosophieren ist von Anfang an nicht der Diskurs dessen, der sich zu Hause weiß.“ Der marokkanische Philosoph Alain Badiou konkretisiert diese Äußerung: „Die Philosophie ist nicht einfach Nachdenken über irgendetwas. Die Philosophie ist und kann nur sein, weil es paradoxale Beziehungen gibt, Entscheidungen, Distanzen und Ereignisse.“ Somit sucht das Philosophieren Antworten und wird sie ständig verfehlen. Erst wer diese Spannung annimmt, wird jenes „Gefühl von Befreiung und Freude, das man beim Philosophieren erleben kann“, tatsächlich empfinden, von dem der amerikanische Philosoph Jay Rosenberg schreibt. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Glücklichsein ist keiner freien Entscheidung unterworfen

Die Liebe, das Glücksverlangen und die Freude sind sehr eng ineinandergeschlungen. Könnte es dann nicht sein, dass alle Liebe, wenn auch noch so verborgene Selbstliebe ist? Unter Eros versteht Josef Pieper das Verlangen nach der vollen Existenz, nach Daseinserhöhung, nach Glück und Glückseligkeit. Josef Pieper fährt fort: „Es ist ein Verlangen, das gar nicht außer Kurs und außer Kraft zu setzen ist und das natürlicherweise sämtliche Regungen und auch alle bewussten Entscheidungen, vor allem aber unsere liebende Zuwendung zur Welt und zu anderen Menschen beherrscht und durchwirkt.“ Das heißt, der Mensch will die Glückseligkeit naturhaft und mit Notwendigkeit. Glücklich sein wollen ist nicht die Sache einer freien Entscheidung. Josef Pieper definiert die Glückseligkeit als den Inbegriff all der Dinge, die nicht zu wollen der Wille unvermögend ist. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

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Für ein gutes Leben sollen die Menschen nach Glück streben

Der geniale griechische Philosoph Aristoteles betrachtete das Glück nicht bloß als eine kurzfristige Freude. Wahres Glück, sagt der Denker, erfordert ein erfülltes Leben, also eine längere Lebensdauer. Aristoteles war ein Schüler Platons und Platon ging wiederum bei Sokrates in die Lehre. Diese drei großen Philosophen bilden eine Kette. Daran sieht man, auch Genies tauchen nicht einfach aus dem Nichts auf. Die meisten von ihnen haben einen Lehrer, der sie beeinflusst und prägt. Aber die Ideenwelten dieser drei Großmeister unterscheiden sich fundamental. Jeder ging auf seine ganz eigene Weise an die Philosophie heran. Nigel Warburton erläutert: „Sokrates war ein großer Redner, Platon ein großer Schriftsteller, und Aristoteles war besonders vielseitig interessiert. Sokrates und Platon sahen in der Welt, wie wir sie mit unseren Sinnen erfassen, sehen, hören, fühlen, schmecken, lediglich eine blassen Abglanz der Wirklichkeit, die nur durch abstraktes philosophisches Denken voll erfasst werden konnte.“ Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University.

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Rudolf Eucken erklärt die Außenwelt und die Innenwelt

Nichts treibt den Menschen laut Rudolf Eucken mit so zwingender Kraft zur Philosophie als ein Widerspruch, der sich bei ihm selbst eröffnet und ihm sein eigenes Wesen und Leben unsicher macht. Der Mensch begreift sich zunächst als sinnliches Wesen, als ein Bestandteil einer sichtbaren Welt, die ihn mit unablässigen Eindrücken und Forderungen umgibt. Zugleich lehrt den Menschen aber jede Selbstbesinnung, dass er direkt nie Dinge draußen, sondern stets nur seinen eigenen Zustand erleben, dass daher was sich ihm als eine jenseitige Wirklichkeit darstellt, von innen her entwickelt sein muss. Rudolf Eucken erklärt: „So entstehen zwei Reiche und Welten, die sich nicht unmittelbar zusammenfügen lassen, deren eine die andere unter sich zu bringen, ja möglichst ganz in sich aufzunehmen beflissen ist: die sinnliche Welt behandelt das Seelenleben als ein natürliches Erzeugnis oder auch als ein bloßes Spiegel- und Schattenbild, die seelische möchte umgekehrt die sinnliche zu einer bloßen Erscheinung herabsetzen, die den Kreis des Inneren nicht überschreitet.“

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Freie Bürger sind für die Folgen ihrer Handlungen verantwortlich

In einer freiheitlichen Gesellschaft ist es der einzelne Bürger selbst, der entscheidet, was gut für ihn ist. Jedes ist seines Glückes Schmied. Das bedeutet aber auch, dass jeder für die Folgen seines Tuns auch selbst einzustehen hat. Daniel Zimmer erklärt: „Der Mensch wird in einer freiheitlichen Gesellschaft als vernunftbegabtes Wesen angesehen – auch wenn seine Fähigkeit zur Vernunft in dem einen oder anderen Grad eine Fiktion darstellt.“ Eine auf freie Entscheidungen von Bürgern gegründete Gesellschaftsordnung kann nur funktionieren, wenn jeder für die Folgen seiner Handlungen verantwortlich ist. In dem Grade, in dem diese Möglichkeit zu Selbstbindung beschränkt wird, wird eine Gesellschaft unfrei. Professor Dr. Daniel Zimmer ist Vorsitzender der Monopolkommission und Direktor des Center for Advanced Studies in Law and Economics der Universität Bonn.

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Sören Kierkegaard hofft auf die göttliche Erlösung

Der Däne Sören Kierkegaard (1813 – 1855) entwickelt schon bei seinem Studium in Berlin die ersten Grundzüge einer Philosophie der subjektiven Existenz und wird dadurch zu einem der Begründer der späteren Existenzphilosophie. Sören Kierkegaard stammte aus einem streng religiösen Elternhaus und studierte auf Wunsch seines Vaters Theologie und hing einer freigeistigen Romantik an. Später entwickelte er sich zum engagierten, religiösen Schriftsteller, der das bürgerliche Schein- und Sonntagschristentum anprangerte. Nachdem er sich lange hinter Pseudonymen versteckt hatte, wandte er sich zuletzt in aller Öffentlichkeit gegen die Kirche und starb, nach einem Zusammenbruch auf der Straße, völlig mittellos im Alter von 42 Jahren.

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Erich Fromm begibt sich auf die Spur des Menschen

Erich Fromm stellt sich die Frage, was die Menschen tun können, um eine technologische Gesellschaft zu humanisieren. Um eine Antwort zu finden, muss man sich zuerst allerdings damit beschäftigen, was es eigentlich heißt, menschlich zu sein. Der Mensch war, und ist es noch immer, leicht dazu zu verleiten, eine bestimmte Form des Menschseins als dessen Wesen anzusehen. Erich Fromm schreibt: „In dem Maß, wie dies der Fall ist, definiert der Mensch sein Menschsein entsprechend der Gesellschaft, mit der er sich identifiziert.“ Aber es hat in der Geschichte der Menschheit immer wieder Menschen gegeben, die genügend Kühnheit und Fantasie hatten, um über die Grenzen der eigenen gesellschaftlichen Existenz hinauszublicken. Erich Fromm stellt einige Definitionen vor, die das spezifisch Menschliche in einem einzigen Begriff zu erfassen versuchten.

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