Die Entscheidungsmacht der EU darf nicht ausufern

Professor Dr. Hans H. Klein definiert Demokratie als Selbstregierung des Volkes. Dies scheint ein Widerspruch in sich selbst zu sein, da das Volk nicht regieren kann, da die Herrschaft die ständige Anwesenheit der Herrschenden voraussetzt. Dr. Hans H. Klein erklärt: „Deshalb ist Demokratie im modernen Flächenstaat mit einer meist nach Millionen zählenden Bevölkerung nicht als direkte Demokratie möglich, in welcher das Volk das einzige Regierungsorgan darstellt.“ Daraus entstand die Idee der Repräsentation: Amtsträger, die vom Volk in freien Wahlen bestimmt wurden, üben in seiner Vertretung und unter seiner Kontrolle die politische Macht aus. Dr. Hans H. Klein ist Emeritus für öffentliches Recht an der Universität Göttingen. Von 1982 bis 1983 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium, von 1983 bis 1996 Richter des Bundesverfassungsgerichts.

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Der Engländer Thomas Cook erfand den Pauschalurlaub

Der Tourismuskonzern Thomas Cook Group trägt zwar noch immer den Namen seines Gründers, aber 170 Jahre nach der Gründung ist das Unternehmen hoch verschuldet und könnte sogar Pleite gehen. Vor kurzem trat Vorstandschef Manny Fontenla-Novoa zurück, weil der Konzern seit Jahresanfang Dreiviertel seines Börsenwerts verloren hatte und rund 370 Millionen Euro an Verlusten angehäuft hatte. Einst war dieser Konzern die Keimzelle des modernen Massentourismus. Thomas Cook, der von 1808 bis 1892 lebte, war einer der ungewöhnlichsten Unternehmer des 19. Jahrhunderts. Heute ist der Vater des Pauschalurlaubs, der übrigens keine Fremdsprache sprach, fast vergessen, obwohl sein Leben einer einzigen Abenteuerreise glich.

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Montesquieu unterscheidet drei Regierungsformen

Montesquieu definiert das Wesen des Staates über seine verschiedenen Abhängigkeiten wie vom Klima, von der Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Religion. Seiner Meinung nach gibt es ein politisches Recht, dass für jede einzelne Gesellschaft verschieden ist. Die Zusammenfassung aller Rechte einer Gesellschaft nennt er Staat, der für ihn eine Verkörperung von Macht und Gesetz darstellt. Montesquieu unterscheidet drei Formen der Regierung: Republik, Monarchie und Despotie. In einer Republik ist das gesamte Volk oder ein Teil des Volkes im Besitz der souveränen Macht. Die Souveränität des Volkes in der Republik wird vor allem dadurch deutlich, dass die Gesetze, auf dem Wege der Abstimmung, allein vom Volk beschlossen werden.

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Abraham a Santa Clara ist das Vorbild aller Prediger

Die Predigten und Schriften von Abraham a Santa Clara wurden von vielen berühmten Dichtern wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Jean Paul und Joseph von Eichendorff verehrt. Abraham a Santa Clara war Prediger mit Leib und Seele, der einen unwiderstehlichen Sprachtrieb besaß. Er wurde zur Kanzel förmlich durch seine innere Berufung getrieben. Seine Predigten schrieb er nur deshalb nieder, weil andere sie immer wieder lesen wollten. Seine humanistische Lehrzeit verbrachte er am Jesuitenkolleg in Ingolstadt und bei den Benediktinern in Salzburg. Hier holte er sich seine Bibelkenntnisse und sein umfassendes Wissen in der Welt- und Kirchengeschichte. Abraham ist ein Vertreter der Moraltheologie, er will den Leuten ins Gewissen reden.

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Michail Bakunin greift die Herrschaft in allen Formen an

Der Anarchismus als politische Bewegung ist aufs engste mit der Person Michail Bakunins verbunden. Nach 1844 unterstützte er alle revolutionären Bewegungen in Europa und büßte dieses Engagement mit über acht Jahren Haft. 1861 floh er aus der Verbannung in Sibirien und lebte anschließend vorwiegend in der Schweiz und Italien, wo er sich Putschversuchen und der Organisation von öffentlichen und geheimen Bruderschaften beschäftigte. Nach einem gescheiterten Aufstand in Bologna zog er sich 1874 aus der Öffentlichkeit zurück. Michail Bakunins bekanntestes Buch ist „Gott und der Staat“, das 1871 veröffentlicht wurde. Der Anarchist greift darin die Herrschaft in all ihren Formen an.

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In der Demokratie bleiben die Bürger meist Zuschauer

Das Misstrauen gegen Formen der direkten Demokratie ist in Deutschland tief verwurzelt. Laut Lutz Wingert werden Volksabstimmungen schnell mit der Herrschaft von Stimmungen der leicht erregbaren, launischen Bürger gleichgesetzt. Folgerichtig hat der Gesetzgeber Sicherungen gegen ein Übergreifen von unberechenbaren politischen Laien auf die komplizierte Gesetzgebung eingebaut. So müssen sich in Baden-Württemberg zum Beispiel 33 Prozent der Stimmberechtigten an einer Volksabstimmung über ein Gesetz beteiligen. Nur dann wird eine Mehrheit unter ihnen für ein Ja zu einem bindenden Volksentscheid. In Deutschland wird Demokratie scheinbar noch immer maßgeblich als Regieren für das Volk und nicht durch das Volk verstanden. Lutz Wingert ist Professor für Philosophie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und Mitglied des Zentrums für Geschichte des Wissens an der Universität und ETH Zürich.

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Die Verantwortung des Menschen für seine Umwelt

Biologisch gesehen ist der Mensch für Frank Fraser-Darling ein Aristokrat. Denn er herrscht über die Tiere, die Pflanzen und selbst über die Landschaften der Erde. Deshalb ist der Mensch privilegiert. Ökologisch betrachtet steht er auch an der Spitze der Nahrungskette. Frank Fraser-Darling glaubt, dass Aristokratie kein vom Menschen ersonnener Begriff ist, sondern ein beobachtbares Phänomen. Und dennoch ist das aristokratische Ideal ein Konzept des menschlichen Geistes, und zwar ein sehr altes und sehr schönes und ein potentieller ökologischer Faktor von großer Bedeutung für unseren Planeten. Fast in jeder Menschenrasse hat es dieses Ideal gegeben. Frank Fraser-Darling schreibt: „Kurz gesagt, drückt sich das Ideal in dem Satz aus, dass der Aristokrat der Diener seines Volkes ist.“

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In einer echten Demokratie gibt es immer Alternativen

Der Ausgangspunkt zur Verteidigung des Begriffs der Demokratie ist für die Philosophin Juliane Rebentisch das Paradox, dass die Demokratie aus Gründen ihrer Struktur, alle Normen in einer sozialen Ordnung zerstört, wenn man das Wort Demokratie wörtlich nimmt. Wenn wirklich alle oder die Masse herrschen, entsteht Willkür und Chaos. Dennoch gilt für Juliane Rebentisch folgender Anspruch: „Eine demokratische Sozialordnung kann nur demokratisch genannt werden, wenn in ihr auch die Möglichkeit eingeräumt wird, sie infrage zu stellen.“ Verbesserungen und Veränderungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie. In einer funktionierenden Demokratie gibt es immer Alternativen.

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Die Staatstheorie des Jean-Jacques Rousseau

Der Gesellschaftsvertrag wird nach Jean-Jacques Rousseau von den einzelnen Menschen abgeschlossen, die in ihrer Gesamtheit das Volk bilden, wodurch die Souveränität des Volkes zum Ausdruck kommt. Die Endeckung der Volkssouveränität durch Jean-Jacques Rousseau ist für das heutige Staatsverständnis von großer Bedeutung. Die Volkssouveränität ist nicht nur mit Rechten verbunden, sondern auch mit Pflichten. Der Souverän des Staates ist der absolute Befehlshaber, dem die Regierung unterstellt ist.

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Thomas Müntzer vertritt die Theologie der Revolution

Thomas Müntzer gehört in der historischen Literatur zu den am meisten umstrittenen Menschen. Erst die moderne Forschung hat ihn als einen der originellsten und einflussreichsten Denker entdeckt. Auf die Empfehlung des Reformators Martin Luthers, dessen leidenschaftlicher Anhänger er war, erhielt Thomas Müntzer einer Predigerstelle an der St. – Marienkirche in Zwickau. Nach Thomas Müntzer durfte sich die Reformation der Kirche nicht nur auf den religiösen Bereich beschränken, sondern sollte sich vielmehr auf die Gerechtigkeit in der Gesellschaft auswirken. Thomas Mützer ist nicht mit einer kirchlichen Reform zufrieden, wie sie Martin Luther vorschwebt.

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Die Staatstheorie von Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Sittlichkeit und Freiheit sind laut Georg Wilhelm Friedrich Hegel voneinander abhängig und bilden eine untrennbare Einheit. Für ihn ist jedoch erst im Rahmen des Staates die sittliche Freiheit in ihrer besten Form möglich. Den Staat definiert Georg Wilhelm Friedrich Hegel als die selbstbewusste sittliche Substanz, die Vereinigung des Prinzips der Familie und der bürgerlichen Gesellschaft. Der Staat ist das an und für sich Vernünftige, in dem die Freiheit zu ihrem höchsten Recht kommt, wobei dem einzelnen Menschen die höchste Pflicht zukommt, Mitglied des Staates zu sein. Liebe und Einheit, Freiheit und Pflicht halten das Staatswesen zusammen.

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Cicero strebt im Staat eine gerechte Herrschaft an

Cicero definiert die Begriffe Staat und Volk wie folgt: „Staat, das ist die Sache des Volkes; Volk aber, das ist nicht ein jeder irgendwie zusammen gewürfelte Haufen von Menschen, sondern eine Versammlung einer Menge, die sich in der Anerkennung des Rechts und in der Gemeinsamkeit des Nutzens zusammengefunden hat“. Politik ist nach Ciceros Auffassung der Ausgleich zwischen egoistischem Denken an den eigenen Vorteil und dem Recht, das die Gleichheit des Gesetzes garantiert. In der Römischen Republik gab es eine Verfassung, die sich aus Elementen der Monarchie (Konsuln), der Aristokratie (Senat) und der Demokratie (Volk) zusammensetzte.

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Cicero: "Der Mensch soll nach der Wahrheit fragen"

Cicero hat sein ganzes Leben als Redner gewirkt und sich mit der Theorie der Rhetorik befasst. Für Cicero ist der Redner ein Verfechter der Wahrheit, der aufgrund seiner Sachkenntnis und seiner Überzeugungskraft Wort und Sache zusammenführt. In der Zeit, in der er von der Politik ausgeschlossen war, beschäftigte sich Cicero viel mit Philosophie. In seinen philosophischen Werken verfolgte er das Ziel, eine Gesamtdarstellung der damals bekannten Philosophie zu schreiben. Er behandelte zunächst theoretische Fragen der Politik, gegen Ende seines Lebens wendete er sich der Ethik, der Theologie und allgemeinen Problemen des menschlichen Lebens zu.

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Für Alain Badiou gibt es ewige Wahrheiten

Der französische Philosoph Alain Badiou unterscheidet in seinem neuen Buch „Logiken der Welten“, das gerade im Diaphanes-Verlag auf Deutsch erschienen ist, vier philosophische Wahrheitsprozeduren: Wissenschaft, Kunst, Politik und die Liebe. Die Mathematik, die Malerei, die Dichtung und die Liebe bringen ganz bestimmte Formen der Wahrheit hervor. Diese verschiedenen Wahrheiten zeichnen sich dadurch aus, dass sie universell sind, nicht aufzählbar, sich in der Unendlichkeit verlierend und immer erkennbar. Es gibt laut Alain Badiou so viele Wahrheiten, dass kein Mensch sie alle aufzählen könnte. Das sei aber auch gar nicht nötig, da man diese Wahrheiten nicht verfehlen könne, wenn man an sie denke.

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Jean-Jacques Rousseau verurteilt die Zivilisation

Jean-Jacques Rousseau bereicherte die abendländische Philosophie um drei revolutionäre, seitdem höchst einflussreiche Ideen. Erstens erklärte er, die Zivilisation sei nichts Gutes, wovon bisher ausgegangen worden war, sondern etwas grundsätzlich Schlechtes. Jean-Jacques Rousseau glaubte, dass die Menschen zwar gut geboren, aber durch die Erziehung zur Gesellschaft verdorben werden. Zweitens plädierte er, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Leben, für das Primat des Gefühls und der natürlichen Instinkte gegenüber der Vernunft.

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Die Demokratie in den Zeiten der Finanzkrise

Viele Menschen verbinden mit dem Begriff der Demokratie das Versprechen wachsenden materiellen und pekuniären Wohlstandes. Sollte das Wachstum einmal ausbleiben, könnte es um die Demokratie schlecht bestellt sein. Gegen die angebliche Wohlstandsbindung der Demokrtie sprechen laut Professor Otfried Höffe drei grundverschiedene Argumente: semantisch der Begriff der Demokratie selbst, normativ die Gerechtigkeit und empirisch die Erfahrungen des Bürgers im Alltag. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie an der Universität Tübingen und leitet dort außerdem die Forschungsstelle Politische Philosophie.

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Hartz IV soll ein menschenwürdiges Leben sichern

Der kommissarische Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, fordert, dass Politiker damit aufhören müssen, Hilfsbedürftige, die von Hartz IV leben, pauschal zu verdächtigen. Aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu Hartz IV geht hervor, dass der Sozialstaat eine Grundsicherung für alle Bürgerinnen und Bürger zu organisieren habe, sodass ihnen ein menschenwürdiges Existenzminimum garantiert ist. Für Nikolaus Schneider ist die Menschenwürde der zentrale Orientierungsgedanke für alles rechtliche und staatliche Handeln in Deutschland. Zur Garantie eines menschenwürdigen Existenzminimums ist eine materielle Basis notwendig.

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Bertolt Brecht revolutioniert das moderne Theater

Die Uraufführung von Bertolt Brechts Theaterstück „Trommeln in der Nacht“ fand am 29. September in den Münchner Kammerspielen statt. Der bedeutende Kritiker Herbert Ihering war von der Aufführung begeistert und schrieb: „Der vierundzwanzigjährige Dichter Bert Brecht hat über Nacht das dichterische Antlitz Deutschlands verändert“, und verlieh ihm den bedeutenden Kleist-Preis. Die weitere Geschichte des Theatermanns sollte zeigen, dass Bertolt Brecht wie kein anderer Autor und Regisseur das moderne Theater auf der ganzen Welt richtungweisend beeinflusst hat.

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Aristoteles begründet die exakten Wissenschaften

Aristoteles war der Erste, der die Wissenschaften in verschiedenen Disziplinen aufteilte. Er lehrte Methoden, mit denen sich sichere Erkenntnisse gewinnen ließen und beschritt den Weg zum gesicherten Wissen über die Deduktion und Induktion: die Deduktion schließt vom Allgemeinen auf das Besondere, die Induktion ist der Versuch aus wenigen speziellen Gegebenheiten auf das Allgemeine zu schließen und so eine allgemein gültige Aussage der Erkenntnis zu erzielen. Zu seinen Schriften der Logik gehören die acht Bücher der „Topik“ und die „Sophistischen Widerlegungen“, die Anleitungen enthalten, wie Behauptungen begründet aufzustellen und zu verteidigen sind sowie etwaigen Widersprüchen aus dem Wege zu gehen.

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Friedrich Nietzsche: "Also sprach Zarathustra"

Das Werk „Also sprach Zarathustra“ ist eher die Schöpfung eines Dichters als eines Philosophen. Der berühmte deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche erschafft in der Figur des Zarathustras eine mächtige Traumgestalt, die den Menschen den Weg in eine neue Zukunft weisen soll. Der weise Zarathustra hat Zuflucht in der Einsamkeit auf den höchsten Bergen gesucht. Dort unterhält er sich mit der Sonne und seinen Tieren. Eines Tages steigt er in die verlorene Welt der Mittelmäßigkeit hinab, um die Einsichten, die er bei der Zwiesprache mit der Sonne und seinen Tieren gewonnen hat, unter den Menschen zu verbreiten. Friedrich Nietzsche schreibt, dass nur diese in der Einsamkeit gewonnenen Weisheiten, den in seiner Betriebsamkeit gefangenen Menschen, retten können.

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Alain Badiou tritt für eine Politik der Wahrheit ein

Alain Badiou ist überzeugter Kommunist und schreibt von der „Demokratie“ nur in Anführungszeichen, da sie für ihn eine Oligarchie der undurchsichtigen Finanzleute, der aalglatten Berufspolitiker und der angepassten Fernsehmoderatoren sei. Eigentlich sind für den Philosophen Alain Badiou alle Staatsformen konservativ, denn sie dienen der Erhaltung der alles dominierenden Staatsmacht, was für grausame Despotien nicht anders gilt als für Demokratien. Der Wechsel zwischen Regierung und Opposition sowie zwischen links und rechts verleiht laut Alain Badiou der Demokratie nur mehr Geschmeidigkeit. Die Demokratie passt passt deshalb seiner Meinung nach besser zum liberalen Kapitalismus als jede andere Staatsform und sichert seinen Erhalt.

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