Der Kern der weltweiten Finanzkrise ist eine Schuldenkrise

Mit der Deregulierung der Finanzmärkte wurde das Versprechen zusätzlichen Wohlstand zu schaffen nicht eingelöst. Denn es wurden in großem Umfang keine Vermögen, sondern nur Scheinvermögen geschaffen. Ein relevanter Teil des Wachstums der letzten Jahre hat gar nicht wirklich stattgefunden. Gerhard Schick erklärt: „Immer wenn Banken über einen längeren Zeitraum hinweg überdurchschnittlich viele Darlehen vergeben, steigt die Wahrscheinlichkeit von Finanzkrisen drastisch an.“ Dabei sind es nicht irgendwelche Kredite, die gefährlich werden, sondern spekulative. Es ist also gesamtwirtschaftlich von größter Bedeutung, wofür Kredite benutzt werden. Es kann eigentlich nur solange gut gehen, wie die Fähigkeit einer Volkswirtschaft, Erträge zu erwirtschaften, in mindestens gleichen Maße steigt wie die Schulden. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

Weiterlesen

Pisa und andere Tests konstruieren nur Bildungskatastrophen

Konrad Paul Liessmann behauptet in seiner Streitschrift „Geisterstunde“, dass niemand mehr weiß, was Bildung ist, aber alle ihre Reform fordern. Was sich aktuell in Klassenzimmern und Unihörsälen, in Seminarräumen und Redaktionsstuben vollzieht, unterzieht Konrad Paul Liessmann einer scharfen und pointierten Kritik. Trotz seines Tadels verfolgt der Autor aber ein ernstes Anliegen: der Bildung und dem Wissen wieder eine Chance zu geben. Gleich in seinem Vorwort erklärt Konrad Paul Liessmann warum Bildung nicht glücklich macht. Dazu wählt er drei Varianten von Bildung aus und fragt nach deren Glückspotential. Schon Friedrich Nietzsche schrieb: „Der Gebildete entwickelt einen veritablen Ekel vor den Falschheiten dieser Welt.“ Glück sieht anders aus als täglich vom Ekel geschüttelt zu werden. Konrad Paul Liessmann ist Professor am Institut für Philosophie der Universität Wien, Essayist und Publizist.

Weiterlesen

Das Verlangen nach Schönheit zählt zu den Grundbedürfnissen

Durch die Verbesserung ihres Aussehens hoffen viele Menschen nicht nur, den Anschein von großer Disziplin zu erwecken. Sie wollen laut Rebekka Reinhard auf diese Art und Weise ganz generell ihren Wert als gute, liebenswerte und von unerschöpflichen Möglichkeiten nur so strotzenden Menschen zur Geltung bringen. Was nur natürlich zu sein scheint, in einer Zeit, in der Individuen gesehen und bewundert werden möchten, da dies als unverzichtbare Bedingung für Ansehen und Anerkennung gilt. Wenn sich eine Frau zum Beispiel Botox spritzen lässt, geht es ihr nicht nur um eine faltenlose Stirn, sondern auch um eine existentielle Selbstvergewisserung. Sie denkt sich: „Ich sorge mich um meinen Körper, also bin ich.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

Weiterlesen

Rebekka Reinhard ergründet das Thema Schönheit philosophisch

In ihrem neuen Buch „Schön! Schön sein, schön scheinen, schön leben – eine philosophische Gebrauchsanweisung“ erklärt Rebekka Reinhard, dass aus philosophischer Sicht es nicht das höchste Lebensziel sein kann, gut auszusehen, sondern ein schönes, lustvolles und erfülltes Leben zu führen. Die Autorin gibt Antworten auf komplizierte Fragen. Zum Beispiel, ob es für Schönheit objektive Kriterien gibt, oder ob alles nur Geschmackssache ist. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Frage, warum so viele Menschen die Mode so wichtig nehmen und wie das Schöne und das Gute zusammenhängen. Außerdem verrät sie ihren Lesern, warum manche Menschen gerade das Verstörende und Hässliche magisch anziehen. Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

Weiterlesen

Wolfgang Hetzer erläutert die Erfindung des Kapitalismus

Der Kapitalismus ist eine Erfindung. Er ist für Wolfgang Hetzer jedenfalls keine Konsequenz naturgesetzlicher Verhältnisse, obwohl manche Ökonomen immer wieder über seine angeblichen Zwangsläufigkeiten schwadronieren. In Wahrheit ist der Kapitalismus laut Wolfgang Hetzer eine Rettungserfindung. Er nennt den Grund: „Selten sind sich in dieser Wirtschafts- und Lebensform Geschichte und Aktualität so nahe gewesen wie in jüngster Zeit. Die Erfindung des Kapitalismus hatte dereinst den Staat gerettet.“ Der Schotte John Law, der von 1671 bis 1729 lebte, hatte vom Herzog Philippe II. von Orléans die Erlaubnis erhalten, die erste Bank Frankreichs zu gründen. John Law hielt eine Währung in Form von Papiergeld für das zweckmäßigste Mittel der Geldvermehrung. Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

Weiterlesen

Wolfgang Hetzer ruft einen drastischen Notstand für Europa aus

Europa befindet sich nicht nur in einer finanziellen Schieflage. Der Kontinent hat auch ein moralisches Problem. Selbst bei einer gelingenden Rettung des Euro wäre für Wolfgang Hetzer eine Stärkung der Europäischen Union (EU) keineswegs garantiert. Dem Wunschbild von Sonntagsrednern unter den Politikern steht nicht nur eine gigantische Summe umverteilter Schulden gegenüber. Zur Schadensbilanz gehört auch eine gedemütigte und abgewertete Demokratie, die in der Eile der Rettungsmanöver überall mit Füßen getreten wurde. Es geht dabei vor allem um die Erfahrung der Ohnmacht der Volksvertretung vor den Gesetzen der Wirtschaft. Wolfgang Hetzer fügt hinzu: „Noch ohnmächtiger scheinen die angeblichen Volksvertreter gegenüber der Unverantwortlichkeit und Unbelangbarkeit der Wirtschaftsführer zu sein.“ Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

Weiterlesen

Veränderung gelingt durch praktiziertes Nichteinverstandensein

Der Sozialpsychologe Harald Welzer vertritt die These, dass die Art, wie westliche Industriegesellschaften produzieren und leben, am Ende ist. Diese Gesellschaften müssten sich seiner Meinung nach radikal ändern. Doch kaum etwas passiert. Stattdessen klammern sich alle an die Gegenwart und einen Status quo. Dabei sollte doch jeder halbwegs intelligente Mensch erkennen können, dass der westliche Lebensstil nicht durchgehalten werden kann, wenn die Ressourcen weiter so systematisch übernutzt werden. Harald Welzer benennt ein grundlegendes Problem: „Wir haben keine Vorstellung mehr von einer guten Zukunft. Zukunft wird mit Abstieg gleichgesetzt. Also lieber keine Zukunft.“ Den Kapitalismus hält Harald Welzer für einen der Schuldigen an dieser Misere. Er gibt zwar zu, dass der Kapitalismus historisch einzigartig erfolgreich gewesen ist, aber die an dieses Wirtschaftssystem gekoppelten emanzipatorischen Prozesse sind nicht nur ausgeschöpft, sondern schlagen seiner Meinung nach ins Gegenteil um, weil die Warenproduktion aus dem Ruder läuft.

Weiterlesen

Ulrich Beck untersucht die Verteilung von Reichtum und Risiko

Der berühmte deutsche Soziologe Ulrich Beck vertritt die These, dass die gesellschaftliche Produktion von Reichtum in der fortgeschrittenen Moderne einhergeht mit der Erzeugung von Risiken. Entsprechend werden seiner Meinung nach Probleme und Konflikte bei der Verteilung der Mangelgesellschaft überlagert durch die Schwierigkeiten und Spannungen, die aus der Produktion, Definition und Verteilung wissenschaftlich-technisch produzierter Konflikte entstehen. Ulrich Beck erklärt: „Dieser Wechsel von der Logik der Reichtumsverteilung in der Mangelgesellschaft zur Logik der Risikoverteilung in der entwickelten Moderne ist historisch an zwei Bedingungen gebunden.“ Er vollzieht sich erstens in dem durch das erreichte Niveau der menschlichen und technologischen Produktivkräfte sowie durch rechtliche und sozialstaatliche Sicherungen, die dafür sorgen, dass echte materielle Not objektiv verringert und sozial ausgegrenzt werden kann. Ulrich Beck war bis 2009 Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seither ist er Gastprofessor für Soziologie an der London School of Economics and Political Science.

Weiterlesen

Hans-Werner Sinn betrachtet Deutschland nicht als Eurogewinner

Im Gegensatz zu anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union geht es Deutschland heute vergleichsweise gut. Die Arbeitslosigkeit ist nicht so hoch wie in den meisten europäischen Ländern und Deutschland kam am besten unter allen großen Staaten Europas aus der Rezession des Jahres 2009 heraus. Hans-Werner Sinn fügt hinzu: „Es hatte in den Jahren 2010 und 2011 unter den größten Ländern die höchsten Wachstumsraten. Das suggeriert vielen, dass Deutschland der große Eurogewinner war.“ Die reinen Fakten bestätigen diese Meinung allerdings nicht. Seit dem Gipfel von Madrid im Jahr 1995, auf dem der Euro endgültig beschlossen wurde, wuchs Deutschland in 16 Jahren um insgesamt 24 Prozent, während der Durchschnitt der Eurozone bei 30 Prozent lag. Hans-Werner Sinn ist seit 1984 Ordinarius in der volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 1999 wurde er Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München und Leiter des CESifo-Forscher-Netzwerks, weltweit eines der größten seiner Art.

Weiterlesen

Burnout hat das Ausmaß einer Epidemie angenommen

Hilmar Klute wagt in seinem Buch „Wir Ausgebrannten“ die Behauptung, dass Burnout vor allem ein negativer Ego-Trip ist. Burnout ist seiner Meinung nach nichts weiter als eine große öffentliche Seelenwanderung. Es scheint so, als wäre Burnout die Krankheit des digitalen Zeitalters, obwohl es den klinischen Begriff in der Medizin gar nicht gibt. Burnout ist laut Hilmar Klute in Deutschland tatsächlich eine Volkskrankheit geworden, eine für deren Ausbruch man sogar Schuldige finden kann. Der Autor nennt sie beim Namen: „Den Arbeitgeber, der viel zu hohe Anforderungen an seine Mitarbeiter stellt; die Gesellschaft, die verlangt, dass man zu jeder Zeit funktioniert, beruflich wie privat. Und den postmodernen Menschen an sich, der nicht mehr in der Lage ist, auf sich selbst zu achten, der kein Körpergefühl mehr hat und nicht mehr weiß, wie man sich richtig ernährt.“ Hilmar Klute ist Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung und schreibt Essays, Reportagen sowie Kolumnen für das „Streiflicht“. Er lebt in München.

Weiterlesen

Der Staat hat seine aktuelle Schuldenkrise selbst verursacht

Ein freiheitlicher Staat finanziert seine Aufgaben grundsätzlich aus Steuererträgen. Er lässt laut Paul Kirchhof die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit durch Garantie der Eigentümer- und Berufsfreiheit in privater Hand, verzichtet also auf die Finanzierung des Staates durch Staatsdomänen und -unternehmen. Paul Kirchhof erklärt: „Er sichert seine Finanzkraft, indem er steuerlich am Erfolg des privaten Wirtschaftens teilhat. Grundsätzlich kann der Staat finanzwirtschaftlich nur geben, was er vorher steuerlich genommen hat.“ Da der Staat in der Vergangenheit allerdings immer mehr ausgegeben als er eingenommen hat, trägt er die Schuld an der staatlichen Schuldenkrise. Paul Kirchhof ist einer der führenden Finanzexperten und bekanntesten deutschen Autoren. Er ist Professor für Öffentliches Recht sowie Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg und war zwölf Jahre Richter des Bundesverfassungsgerichts.

Weiterlesen

Thomas Rietzschel sieht überall Dilettanten am Werk

Der Kulturgeschichtler und Autor Thomas Rietzschel schreibt in seinem neuen Buch „Die Stunde der Dilettanten“ folgendes: „Je weniger wir Herr der Dinge sind, desto mehr haben wir gelernt, den Anschein zu erwecken.“  Er geißelt darin, dass in der Politik, der Finanzbranche und im Showgeschäft an die Stelle des Könnens die des Wollens getreten ist. Der Dilettantismus breitet sich in Deutschland wie ein Krake aus. Doch Thomas Rietzschel spricht die Normalbürger dabei nicht frei von Schuld, da sie selbst all zu oft nur Dilettanten sind, die sich nur allzu gerner verschaukeln lassen. Thomas Rietzschel studierte Germanistik, Geschichte und Psychologie in Leipzig und ist Herausgeber mehrerer Bücher zur Kulturgeschichte der Moderne.

Weiterlesen

Das Glücksversprechen der Arbeit hat eine Kehrseite

Im Titelthema seiner zweiten Ausgabe stellt das Philosophie Magazin die Frage: „Macht Arbeit glücklich?“ Denn nichts charakterisiert den modernen Menschen der Gegenwart so sehr wie seine Arbeit. Sie kann sowohl Erfüllung mit sich bringen, aber auch leicht zur Selbstversklavung führen. Svenja Flaßpöhler, stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins schreibt, dass das, was viele Menschen in ihrem Beruf für Selbstverwirklichung halten, in Wahrheit nur eine Aufopferung für einen anderen sein könnte, der ihnen immer mehr Leistung abverlangt, mit dem Versprechen, dass die Mühe sich lohne. Das Titelthema schließt mit einem Dialog zwischen dem Schriftsteller Tilman Rammstedt und dem Philosophen Christoph Menke, indem sie über Perfektionismus, Selbstverwirklichung und Selbstausbeutung sprechen.

Weiterlesen

Roland Berger nennt drei Alternativen für den Euro

Für den Unternehmensberater Roland Berger bedroht die Euro-Krise den Wohlstand in Deutschland. Er schließt eine Rettung der Währung zwar nicht aus, aber die Zeit läuft davon und die Kosten werden auf jeden Fall hoch sein. Dass der Euro heute wie ein Sprengsatz in der Europäische Union wirkt liegt seiner Meinung nach daran, weil der Euro auch eine Geschichte der gebrochenen Versprechen ist. Roland Berger sagt: „Es sollte ursprünglich ja eine Währungsunion im Paket mit einer politischen Union geben, Helmut Kohl hatte das 1991 im Deutschen Bundestag mehrfach zugesichert.“ Es hat sich herausgestellt, dass man über das Geld keine gemeinsame Europapolitik erzwingen kann. Laut Roland Berger funktioniert eine Währungsunion nicht ohne fiskal- und wirtschaftspolitischer Union.

Weiterlesen

Ralf Dahrendorf seziert den Totalitarismus in Europa

Der Totalitarismus fällt für Ralf Dahrendorf aus dem Bild des Forschritts heraus, sowohl von der traditionellen zur rationalen Herrschaft als auch vom Autoritarismus zur Verfassung der Freiheit. Die viel zitierte Definition des Totalitarismus von Carl Friedrich lautet: „Der Totalitarismus ist eine Ideologie, eine typisch von einem Mann geführte Einheitspartei, eine terroristische Polizei, ein Kommunikationsmonopol und eine zentral verwaltete Wirtschaft.“ Beim Begriff des Totalitarismus denkt man sofort an Adolf Hitlers deutschen Nationalsozialismus und Josef Stalins sowjetischen Kommunismus. In beiden Systemen war das Ziel der totalen Kontrolle durch Mobilisierung erkennbar. Autoritäre Regimes gestatten dennoch große Bereiche der Privatheit und der Apathie. Ralf Dahrendorf schreibt: „Demokratie mobilisiert, tut dies aber, um Kontrolle zu dezentralisieren. In totalitären Regimes ist Mobilisierung das Instrument der zentralisierten Kontrolle.“

Weiterlesen

Ralf Dahrendorf philosophiert über die Lebenschancen

Ralf Dahrendorf zitiert den Philosophen Karl Popper, der einmal gesagt hat, dass die Geschichte keinen Sinn hat, aber der Mensch kann, ja muss ihr einen Sinn geben. Für ihn selbst ist ein geregelter Konflikt mit Freiheit gleichzusetzen, denn er bedeutet, dass niemand seine Ansichten zum Dogma erheben kann. Ralf Dahrendorf schreibt: „Es gibt Institutionen, die es erlauben, nein zu sagen, und mehr, die jeweils Regierenden abzulösen. Die Freiheit von Willkür und Tyrannis ist nicht gering zu schätzen.“ Für Max Weber war es der Begriff der Chance, der über die bloß formalen Bedingungen des Handels hinaus nötig ist, um die freie, die offene Gesellschaft zu begründen. Für ihn waren Chancen mehr als Voraussetzungen des Handelns und doch weniger als tatsächliche Handlungsweisen.

Weiterlesen

Paul Kirchhof fordert ein gerechteres Steuerrecht

Der frühere Bundesverfassungsrichter und Steuerrechtler Paul Kirchhof fordert die Politiker auf, bei der Rettung des Euro und somit der Europäischen Währungsunion nicht nur an einer kleinen Schraube zu drehen, sondern sich mit Kühnheit, Mut und Entschlossenheit für ein großes Erneuerungswerk einzusetzen. Zudem beklagt er die aktuelle Ungerechtigkeit bei der Rettung des Euro und sagt: „Wir werden aufgefordert, Solidarität mit Griechenland zu üben. Aber im Kern üben wir Solidarität mit dem Finanzmarkt.“ Und dies, obwohl jener für den Normalbürger völlig undurchsichtig ist. Im Moment muss der Staat laut Paul Kirchhof allerdings dieses marode System finanzieren, um die Stabilität des Augenblicks zu bewahren. Tragisch ist es seiner Meinung nach, dass der Staat dafür noch nicht einmal auf Steuergelder zurückgreifen kann, sondern dafür neue Kredite auf dem Finanzmarkt aufnehmen und dafür Zinsen bezahlen muss. Dieses System muss eines Tages zusammenbrechen.

Weiterlesen

Günter Grass warnt vor dem Zerfall der Demokratie

Für den Literaturnobelpreisträger Günter Grass sind es nicht zuletzt die großmächtigen Banken, deren Lobbytätigkeit mittlerweile das gewählte Parlament mitsamt der Regierung in Geiselhaft genommen hat. Der Schriftsteller sagt: „Die Banken spielen Schicksal, unabwendbares. Ihre Vorstände und Großaktionäre formieren sich zu einer Parallelgesellschaft.“ Die gravierenden Folgen ihrer Finanzwirtschaft, die hoch riskant ist, haben schließlich die Bürger als Steuerzahler zu begleichen. Die Menschen bürgen für die Banken, deren Milliardengräber ständig neue Geldmittel erfordern. Laut Günter Grass sind auch die Tages- und Wochenzeitungen, also die Journalisten, dieser Allmacht der Banken ausgesetzt. Er erklärt: „Es bedarf keiner altmodischen Zensur mehr, die Vergabe oder Verweigerung von Anzeigen reicht aus, um die ohnehin in Existenznot geratenen Printmedien zu erpressen.“

Weiterlesen

Die Kooperation ist die Triebfeder der Evolution

Der österreichische Biomathematiker Martin Nowak von der Harvard University hat zusammen mit dem Wissenschaftsjournalisten Roger Highfield in dem Buch „Supercooperators“ dargelegt, dass Zusammenarbeit in der Natur allgegenwärtig ist, nicht nur bei den Menschen, sondern auch bei den Tieren, den Pflanzen, den Mikroben und sogar bei den Urmolekülen des Lebens. Martin Nowak schreibt: „Kooperation ist die Triebfeder der Evolution – ohne sie wäre die Erde nie über eine Ursuppe voller RNA-Moleküle hinausgekommen.“ Diese Botschaft ist schon seit langem in der Philosophie, der Religion und der Dichtkunst bekannt. Sie heißt: sei edel, hilfreich und gut.

Weiterlesen

Die Moraltheorie des Bernhard Gert

Bernhard Gert geht von einem als gemeinsame Moral bezeichneten Moralsystem aus, dass die Menschen oft unbewusst anwenden, wenn sie moralische Entscheidungen treffen oder Urteile fällen, die die Moral betreffen. Bernhard Gert sieht keinen zwingenden Grund, dieses Moralsystem durch ein besseres zu ersetzen oder ein oberstes Moralprinzip einzusetzen. Zu den wichtigsten Eigenschaften der Moral zählt Bernhard Gert folgende: „Die Moral regelt nur das Verhalten, das anderen Menschen betrifft und nicht die Aktionen, die ausschließlich die eigene Person betreffen. Sie ist darauf ausgerichtet, Schaden und Übel zu reduzieren, hat aber nicht das Ziel, das Wohlergehen zu maximieren oder den Reichtum zu mehren.“

Weiterlesen

Die Demokratie in den Zeiten der Finanzkrise

Viele Menschen verbinden mit dem Begriff der Demokratie das Versprechen wachsenden materiellen und pekuniären Wohlstandes. Sollte das Wachstum einmal ausbleiben, könnte es um die Demokratie schlecht bestellt sein. Gegen die angebliche Wohlstandsbindung der Demokrtie sprechen laut Professor Otfried Höffe drei grundverschiedene Argumente: semantisch der Begriff der Demokratie selbst, normativ die Gerechtigkeit und empirisch die Erfahrungen des Bürgers im Alltag. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie an der Universität Tübingen und leitet dort außerdem die Forschungsstelle Politische Philosophie.

Weiterlesen