Wir leben in einer Zeit zahlloser Gräueltaten und sinnlosen Sterbens, weshalb eine der großen ethischen und politischen Fragen heute lautet: Mit welchen Repräsentationsformen lässt sich diese Gewalt fassen? Judith Butler erklärt: „Für manche sind globale und regionale Behörden gehalten, verletzliche Gruppen zu identifizieren und zu schützen. Ich bin nicht gegen die zunehmende Feststellung von Gefährdungslagen in sogenannten Vulnerability Papers, die einer großen Zahl von Migranten Grenzübertritte ermöglichen, aber ich frage mich, ob man mit diesem Diskurs- und Machtinstrument wirklich zum Kern des Problems vorstößt.“ Die Kritik, nach der die Diskussion über „gefährdete Gruppen“ paternalistische Macht nur reproduziert und Behörden mit ihren eigenen Interessen und Einschränkungen Entscheidungsbefugnisse überträgt, ist inzwischen weithin bekannt. Judith Butler ist Maxine Elliot Professor für Komparatistik und kritische Theorie an der University of California, Berkeley.