An Universitäten wird um gendersensible Wortwahl gebeten

Die heutige Sprachsensibilität lässt sich am Grad ihrer Normierung messen. Svenja Flaßpöhler stellt fest: „Gendergerechtes Sprechen ist in zahlreichen Institutionen inzwischen die Regel. Insbesondere an Universitäten wird um gendersensible Wortwahl eindringlich gebeten.“ Im September 2020 erließ der Berliner Senat einen Leitfaden für diversitysensibles Sprechen. Anstatt „Ausländer“ solle fortan „Einwohnende ohne deutsche Staatsbürgerschaft“ gesagt werden. Das Wort „Schwarzfahrer“ müsse ebenfalls vermiede und durch „Fahrende ohne gültigen Fahrschein“ ersetzt werden. Für das Verständnis der gegenwärtigen Debatten ist es notwendig, die sprachphilosophischen Wurzeln der neuen Feinfühligkeit genauer zu beleuchten. Fundamental für das Verständnis der Gegenwart ist, wissenschaftshistorisch gesehen, der sogenannte „linguistic turn“, zu Deutsch die „linguistische Wende“. Gemeint sind damit sprachwissenschaftliche und sprachphilosophische Ansätze, die bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückreichen und sprachlichen Zeichen Realitätseffekte zuschreiben. Svenja Flaßpöhler ist promovierte Philosophin und Chefredakteurin des „Philosophie Magazin“.

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