Die Romantiker wollten nicht in eine Phantasiewelt entfliehen

Das Ziel aller Romantiker war es ja, das „Mysterium“ Wirklichkeit neu zu entdecken und zu entschlüsseln. Man tut den sogenannten „Realisten“ ebenso unrecht, wenn man ihnen diesen höheren Begriff der Wirklichkeit abspricht, wie den sogenannten „Romantikern“, wenn man ihren Wirklichkeitssinn nicht anerkennt. Jürgen Wertheimer erklärt: „Ob Novalis oder Chateaubriand, Keats, Shelley, Eichendorff oder Heine – keinem von ihnen ging es darum, aus der Gegenwart in eine Phantasiewelt zu entfliehen.“ Sie wollten, im Gegenteil, die möglicherweise verborgene, aber existenziell entscheidende Seite der Wirklichkeit freilegen, „Priester“ der großen Geheimnisse, aber auch der „kleinen Dinge“ sein. Das trifft nur auf die große Ausnahmefigur Victor Hugo zu, sondern auch auf Kollegen wie Adalbert Stifter oder Gottfried Keller. Jürgen Wertheimer ist seit 1991 Professor für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik in Tübingen.

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