In den USA beherrscht eine Minderheit die Mehrheit

Die USA waren von Anfang an eine repräsentative Demokratie. Die Gründerväter wollten verhindern, dass die Mehrheit die Minderheit unterdrücken kann. Aus diesem Grund verankerten sie in der Verfassung eine Reihe von Schutzklauseln. Darunter fallen auch Beschränkungen der staatlichen Machtausübung. Joseph Stiglitz weiß: „Im Lauf der mehr als 200 Jahre, die seither vergangen sind, hat sich die Lage jedoch verändert.“ Heute gibt es in den USA eine politische Minderheit, welche die Mehrheit beherrscht und daran hindert, im Interesse des gesamten Landes zu handeln. Denn eine große Mehrheit wäre für ein schärferes Waffengesetz und einen höheren Mindestlohn. Die meisten Amerikaner fordern einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung und Hochschulbildung, ohne dass man sich dafür hoch verschulden muss. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Von der unvernünftigen Masse gehen ernste Gefahren aus

In der Geschichte der Politik kann man durchgehend eine Angst vor der Masse erkennen, dem „Plebs“, wie die römischen Senatoren sie nannten. Bilder von Aufruhr, Brandstiftung und Plünderung kommen einem in den Sinn. Kontrolle von oben ist unverzichtbar. Dass eine führerlose Masse eine eigene Dynamik entwickelt, wusste bereits Gustave Le Bon. In „La psychologie des foules“ (1895), deutsch „Psychologie der Massen“, studiert er die revolutionären Massen während der Französischen Revolution. Paul Verhaeghe kennt seine Studienergebnisse: „Er kommt zu dem Schluss, dass Menschen in einer Gruppe auf das Niveau des dümmsten Gruppenmitglieds zurückfallen und ihren niedersten Trieben nachgeben.“ Fünfundzwanzig Jahre später untersucht Sigmund Freud organisierte Gruppen mit einem „Führer“ an der Spitze. Auch er weist auf die Gefahren hin. Paul Verhaeghe lehrt als klinischer Psychologe und Psychoanalytiker an der Universität Gent.

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Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck

Mönche, Feudalherren und Gelehrte waren die Ersten, die mit Schriften umgehen konnten und diese Kompetenz auch gesellschaftlich nutzten. Der Klerus entschied in der Folge, wer die Bibel lesen durfte. Allan Guggenbühl fügt hinzu: „Er beanspruchte für sich die Monopolstellung über kirchliches Wissen. In den Klöstern und Domschulen konnte man sich die Zugangskompetenzen aneignen.“ Mönche, die lesen und schreiben konnten, wurde geachtet. Dank der Verwendung on Latein konnte man sich zudem gegenüber den Bauern und Handwerkern abgrenzen. Man musste diese Fremdsprache erlernen, wenn man ein „Wissender“ werden und dem Stand der Gelehrten angehören wollte. Im späteren Rom verstanden sich die römischen Senatoren als Bewahrer des Wissens und der Weisheiten der griechischen Kultur. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Michel de Montaigne analysiert das widersprüchliche Selbst

Für den Philosophen Michel de Montaigne sind die Menschen wandelnde Gegensätze: „Schamhaft und unverschämt, keusch und geil, schwatzhaft und schweigsam.“ Denn wer immer sich selbst aufmerksam prüft, entdeckt in seinem Inneren dieselbe Wandelbarkeit und Widersprüchlichkeit. Das philosophische Projekt von Michel de Montaigne lässt sich wie folgt zusammenfassen: Wandlungen beobachten, Widersprüche freilegen und die Selbsterkenntnis vorantreiben. Eine seiner Diagnosen über die Menschen lautet: „Wir gehen nicht, wir werden geschoben wie Treibholz, bald sanft, bald heftig, je nachdem, ob das Wasser aufgewühlt oder ruhig dahinfließt.“ Nichts glaubt Michel de Montaigne den Menschen schwerer als Beständigkeit, nichts leichter als Unbeständigkeit. Im ganzen Altertum findet man seiner Meinung nach kaum ein Dutzend Menschen, die in ihrem Leben stets einer bestimmten Richtschnur gefolgt wären, was doch das Hauptziel der Weisheit ist.

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Seneca: "Der Mensch soll über sich selbst bestimmen"

Laut Seneca sollte es das oberste Ziel eines Menschen sein, durch innere Gelassenheit glücklich zu sein. Um diesen Zustand zu erreichen, muss man die eigene Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen bewahren und gegenüber Versuchungen wie Besitz und Macht immun sein. Starken Einfluss auf Seneca übte die Lehre der griechische Stoiker aus, deren prominentester Vertreter er im Laufe seines Lebens wurde. Die Grundtugenden der Stoiker waren Weisheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Mut. Alle literarischen Schriften Senecas haben eines gemeinsam, ihren lehrhaften Zweck: sie wollen mahnen, warnen und erziehen.

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Das Leben und die Visionen des Barack Obama

Für Markus Günther ist der Senator Barack Obama aus Illinois, der für das Präsidentenamt der USA kandidierte und als erster farbiger Präsident ins Weiße Haus einzog, ein Aufsehen erregendes politisches Talent, der sich nicht, wie die meisten bisherigen Präsidenten, einem der traditionellen Machtzentren zuordnen lässt. Der Autor lebt als USA-Korrespondent deutscher Zeitungen in Washington und hat Barack Obama auf Wahlveranstaltungen intensiv und kritisch beobachtet. Die Amerikaner sehnten sich nach der Ära George W. Bush nach einem grundlegenden Richtungswechsel und Neuanfang. Obama kam bei ihnen auch deshalb so gut an, weil er genau so ehrgeizig, missionarisch und multikulturell ist wie das Land selbst.

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