Hans-Peter Nolting erklärt den Unterschied zwischen Abwehr und Vergeltung

Von Schulkindern bis zur großen Politik werden Akte der Vergeltung immer wieder damit begründet, man wehre sich nur gegen das üble Verhalten der anderen Seite. Zwischen den Begriffen Vergeltung und Abwehr gibt es Überschneidungen, aber ebenso wichtige Unterschiede. Hans-Peter Nolting erklärt: „Die echte Abwehr beziehungsweise Verteidigung will eine Bedrohung oder Belästigung beenden.“ Ganz anders verhält es sich aber zum Beispiel bei einer nachträglichen Tracht Prügel. Sie ist ein Racheakt, und Rache ist ein Akt der Bestrafung. Die reine Vergeltung will weder einen Vorteil erlangen noch einen Nachteil abwenden, sondern sie möchte den Übeltäter leiden sehen. Denn dies verschafft die eigentliche Befriedigung – die Genugtuung. Dr. Hans-Peter Nolting beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Themenkreis Aggression und Gewalt, viele Jahre davon als Dozent für Psychologie an der Universität Göttingen.

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Menschen wollen ihren Körper und Geist verbessern

Mehr als 13 Prozent der Studenten in den USA werden verdächtigt, das Medikament Ritalin vor Examina einzunehmen. Bernward Gesang kennt den Grund dafür: „Sie hoffen, dass dieses eigentlich für hyperaktive Kinder konzipierte Medikament willkommene Nebenwirkungen hat und die Konzentration fördert.“ In den USA ist deshalb eine Debatte um Dopingtests für Studenten entbrannt. Ob Ritalin wirklich diese Wirkung hat, ist umstritten. Aber die Pharmaindustrie hat die Bedürfnisse erkannt und Forschungsprojekte gestartet. Es werden Pillen entwickelt, die das Gedächtnis verbessern sollen. Schon im Jahr 2004 lag der Umsatz mit Medikamenten gegen das Vergessen bei rund 10 Milliarden Dollar. Vielfach gibt es jedoch noch nicht viel mehr als Tierversuche. Richtig schlau haben die Forscher bisher nur Mäuse und Taufliegen machen können. Professor Dr. Bernward Gesang lehrt Philosophie mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsethik in Mannheim.

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Bildung ist zu einem beliebigen Konsumprodukt verkommen

Bildung erscheint für Konrad Paul Liessmann längst nicht mehr als Ausdruck einer eigenen und zunehmend selbstverantwortlich organisierten Anstrengung, sondern als das Konsumieren eines Produkts, das von einem Konsortium von Pädagogen und ihren Beratern maßgeschneidert angeboten werden muss. Konrad Liessmann stellt fest: „Studenten, die an der Hand ihrer jugendlichen Mütter die Universitäten betreten, wären dann kein Sonderfall, sondern Symptom einer gesellschaftlichen Entwicklung.“ Und wie bei den Nahrungs- und Genussmitteln verlangen die Menschen auch hier, dass ihnen eine übergeordnete Instanz die Verantwortung für ihr Tun abnimmt und vor möglichen Gefahren schützt oder zumindest eindringlich warnt. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Seneca denkt über das wahrhaft glückliche Leben nach

Für Seneca ist das höchste Gut eine Gesinnung, die Zufälligkeiten verachtet, oder Freude an der Tugend findet. Er ergänzt: „Sie ist die Kraft eines ungebrochenen Geistes, mit Lebenserfahrung, voll ruhiger Tatkraft, die sich im Verkehr mit den Mitmenschen sehr umgänglich und fürsorglich zeigt.“ Ein glücklicher Mensch wäre demnach jemand, dem Gutes und Übles dasselbe bedeuten wie gute und schlechte Gesinnung, der die Ehre hochhält und den Zufälligkeiten weder übermütig noch niedergeschlagen machen. Er ist ein Mensch, der von keinem größeren Gute weiß als dem aus eigener Kraft erworbenen und dessen wahre Lust in der Verachtung der Begierden besteht.

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