Viele Menschen wollen ihr eigener Herr sein

Jonathan Aldred weiß: „Echte Freiheit erfordert mehr als die oberflächliche Möglichkeit, sich entscheiden zu können.“ Der Philosoph Isaiah Berlin hat eine klassische moderne Analyse von Freiheit verfasst. Er wies unter anderem darauf hin, wie totalitäre Regime Freiheit mit einer vorgetäuschten Entscheidungsfreiheit gleichsetzen. Er argumentierte: „Ich kann nicht frei handeln, wenn ich in einem totalitären Staat unter der Androhung von Folter einen Freund verrate.“ Aber natürlich hat der Bedrohte eine Entscheidung getroffen. Also reicht die bloße Existenz von Alternativen nicht aus, um sein Verhalten wirklich frei zu machen. Die „positive“ Bedeutung des Wortes „Freiheit“ leitet sich für Isaiah Berlin aus dem Wunsch des Individuums ab, sein eigener Herr zu sein. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge.

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Herausforderungen lassen das Leben zu einem Kunstwerk werden

Es kommt nicht primär darauf an, wie die Vergangenheit eines Menschen war oder wie seine Zukunft aussieht, sondern darauf, wie er sie deutet und versteht, ob er Sinn in seinem jetzigen Leben suchen will. Ob er bereit ist, immer wieder aufs Neue selbst der Entscheidende zu sein. Ob er, was immer ihm widerfährt, „Herr im eigenen Haus“ bleibt. Das menschliche Leben kann allerdings manchmal ganz schön hart sein. Uwe Böschemeyer weiß: „Schwierige Zeiten nur traurig zu finden oder sie anzuklagen, ist zwar verständlich, aber leicht. Sie jedoch als Herausforderung zu nehmen und das Beste daraus zu machen, kann Leben zu einem Kunstwerk werden lassen.“ Uwe Böschemeyer ist Rektor der Europäischen Akademie für Wertorientierte Persönlichkeit und Leiter des Instituts für Logotherapie und Existenzanalyse in Salzburg.

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Die meisten Menschen glauben an den freien Willen

Wenn nicht das schlichte Dasein von Übeln als Begründung für das „Strafen“ ausreicht und wenn auch das Eintreten von Schäden im Zusammenhang mit Menschen ein ziemlich grobes und „ungerecht“ erscheinendes Raster ist, muss man, wie auch immer, am Zweck der Handlungen anknüpfen und diesen ihrem Urheber irgendwie „zurechnen“. Thomas Fischer beschreibt dies mit folgenden Worten: „ Man kann einer Person ihre Zwecke oder Motive nur dann zum Vorwurf machen, wenn es auch tatsächlich ihre sind oder man dies jedenfalls annimmt.“ Das ist eine Überlegung, die einen schon recht entwickelten, „modernen“ Begriff vom Strafen hat. Bis vor wenigen Hundert Jahren unterschied man in Europa noch nicht genau zwischen „Verbrechern“ und „Irren“, denn das setzt voraus, dass man die Person als selbstbestimmten Urheber von Zwecken ansieht. Thomas Fischer war bis 2017 Vorsitzender des Zweiten Senats des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe.

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Der Kampf um Freiheit und Anstand lässt sich gewinnen!

Der Wirtschaftsjournalist Uwe Jean Heuser vertritt in seinem neuen Buch „Kapitalismus inklusive“ folgende These: „Wenn wir den Kampf um die Demokratie gewinnen wollen, müssen wir den Kapitalismus grundsätzlich verändern.“ Denn in seiner aktuellen Form stärkt der Kapitalismus die Populisten von rechts und links. Das liegt unter anderem daran, dass viele Bürger das Gefühl haben, das Wirtschaftssystem nicht mehr zu verstehen und die Kontrolle über ihr eigenes Leben zu verlieren. Dazu kommt, dass die Schere zwischen reich und arm immer weiter auseinanderklafft, das heißt, der Reichtum konzentriert sich bei ganz wenigen, während die Masse der Menschen verunsichert in eine ungewisse Zukunft blickt. Der Autor ist allerdings ein Mensch, der nicht so schnell aufgibt und eher Hoffnung verbreitet: „Der Kampf um Freiheit und Anstand lässt sich gewinnen!“ Uwe Jean Heuser isst einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands und Leiter des Wirtschaftsressorts der ZEIT.

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Søren Kierkegaard unterscheidet drei Stadien der Existenz

Das neue Philosophie Magazin 04/2016 stellt im Titelthema die Frage: „Wo endet meine Verantwortung?“ Endet sie bei einem Menschen selbst, seiner Familie oder nie und nirgendwo? Das Dilemma ist klar: Setzt man der eigenen Verantwortung enge Grenzen, gilt man schnell als egoistisch und unsolidarisch. Begreift man sie dagegen als endlos, überfordert man sich und verliert möglicherweise jegliches Maß. In einem Gespräch mit Sonja Flaßpöhler betont Stefan Gosepath, Professor für Praktische Philosophie an der Freien Universität Berlin, dass es eine globale Hilfspflicht gibt. Hilfe in Not ist für ihn mehr als ein Akt der Barmherzigkeit. Sie ist eine moralische Pflicht. Stefan Gosepath differenziert: „Es gibt korrektive Gerechtigkeitspflichten, und es gibt Hilfspflichten. Die Gerechtigkeitspflicht resultiert aus eigener Schuld, die ich verpflichtet bin, wiedergutzumachen. Der Hilfspflicht hingegen geht keine eigene Schuld voraus.

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Das Versprechen vom ständigen Wirtschaftswachstum ist falsch

Das alte Versprechen vom ständigen Wachstum der Wirtschaft hat in eine Sackgasse geführt. Es hat die Menschen glauben lassen, dass es ihnen allen besser geht, wenn die Märkte sich selbst überlassen werden. Gerhard Schick kritisiert: „Der Wunsch nach immer steigendem materiellem Wohlstand hat dazu beigetragen, dass ein Deregulierungspolitik Unterstützung fand, die den Absturz in der Finanzkrise und eine gefährliche Ansammlung wirtschaftlicher Macht zur Folge hatte.“ Dabei war dieses Versprechen auch mehrfach falsch: Es hat erstens häufig zu Scheinvermögen geführt, nicht zu realem Wohlstand. Zweitens hat die Mehrheit der Menschen in den letzten Jahren gar nicht profitiert. Für die meisten verbesserten sich die Lebensverhältnisse gar nicht, sondern sie mussten trotz Wirtschaftswachstum Verluste des Einkommens hinnehmen, während insbesondere größer Vermögen weiter angewachsen sind. Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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