Die Macht muss umsichtig kontrolliert und begrenzt werden

In fast allen seinen Büchern erkundet der britische Bestsellerautor Robert Harris die Natur der Macht und sagt dazu folgendes: „Ich war schon immer interessiert an Geschichte und Politik. Diese Faszination hat sich nicht geändert, als ich mich entschloss Schriftsteller zu werden. Das ist mein Gebiet.“ Robert Harris denkt, dass Macht so etwas wie Plutonium ist, ein unglaublich starkes Element und höchst destruktiv, wenn man ihm zulange ausgesetzt ist. Deshalb muss Macht umsichtig kontrolliert und begrenzt werden. Robert Harris erklärt: „Bei uns im Westen kann Macht glücklicherweise nur schrittweise verschoben werden.“ Aber zum Beispiel im Römischen Reich konnten wenige Menschen, oder auch nur einer, die Macht komplett an sich reißen. Robert Harris debütierte 1992 mit dem Roman „Vaterland“. Es folgten Bestseller wie „Enigma“, „Ghost“ und „Angst“. Mit „Dictator“ legt er gerade den Abschluss einer Cicero-Trilogie vor.

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Jede Liebesgeschichte ist eine potentielle Leidensgeschichte

Der „Independent“ schrieb über das neue Buch „Lebensstufen“ von Julian Barnes folgendes: „Jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat und leidet, oder jeder, der leidet, sollte es lesen.“ Wie Julian Barnes im dritten Kapitel „Der Verlust der Tiefe“ seine Trauer um seine geliebte Frau Pat beschreibt, mit der er 29 Jahre verheiratet war, ist in der Tat einzigartig. Die Liebe schenkt dem Menschen zwar ein Gefühl von Glaube und Unbesiegbarkeit, aber Julian Barnes glaubt, dass jede Liebesgeschichte gleichzeitig eine potentielle Leidensgeschichte sei. Seine Frau Pat war für den Schriftsteller sein Herzblut und sein Lebenssinn. Umso tragischer war es für ihn, dass zwischen der Diagnose und dem Tod seiner Frau nur 37 Tage lagen. Julian Barnes erhielt zahlreiche europäische und amerikanische Buchpreise. Im Jahr 2011 wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet.

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Nur Sklaven suchen ihren Lebenssinn in der Arbeit

Das neue Philosophie Magazin 06/2015 beschäftigt sich im Titelthema mit der Frage: „Macht meine Arbeit noch Sinn?“ Diese Frage scheint heut für viele drängender denn je zu sein, obwohl sie historisch gesehen relativ neu ist. Fragen nach dem Sinn der Arbeit tauchen allerdings erst dann auf, wenn die Fragen der Würde geklärt sind. Für Sigmund Freud ist nicht nur der soziale Wert ausschlaggebend für ein befriedigendes Arbeiten, sondern auch die Übersetzbarkeit bestehender und mitunter höchst selbstbezogener Triebregungen in die jeweilige Tätigkeit. Das heißt, nicht jeder Mensch findet sein Glück als humanitäre Kraft, auf welchem Gebiet auch immer. Vielmehr gibt es auch solche Menschen, die Konkurrenzdruck und einen ständigen Kampf um Macht brauchen, um in der Arbeit aufzugehen. Der Philosoph und Kulturkritiker Byung-Chul Han behauptet dagegen: „Wer seinen Lebenssinn in der Arbeit sucht, gibt sich damit bereits als Sklave unseres Zeitalters zu erkennen.“

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Boethius schreibt im Gefängnis sein Werk „Trost der Philosophie“

Anicius Manlius Severinus Boethius, der von 475 bis 525 lebte, war einer der letzten römischen Philosophen. Ähnlich wie seine Landsleute Seneca und Cicero sah er in der Philosophie eine Art Selbsthilfe, eine praktische Methode, das Leben zu verbessern, sowie eine Disziplin abstrakten Denkens. Er übersetzte auch Aristoteles und Platon ins Lateinische. So sorgte er dafür, dass ihre wichtigen Theorien nicht in Vergessenheit gerieten. Nigel Warburton ergänzt: „Als Christ sprach er mit seinen Schriften die frommen religiösen Philosophen an, die im Mittelalter seine Bücher lasen. Seine Philosophie schlug eine Brücke zwischen den alten griechischen und neueren römischen Denken und der aktuellen christlichen Philosophie, die nach seinem Tod jahrhundertelang in Westeuropa Gültigkeit haben sollte.“ Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Die Deutsche Literaturgeschichte beginnt im frühen Mittelalter

Das Lexikon „Deutsche Literaturgeschichte, das in der 8. Auflage im Verlag J. B. Metzler erschienen ist, stellt die nahezu 14 Jahrhunderte umfassende Geschichte der deutschsprachigen Literatur dar. Die ausgezeichneten Texte sind mit 555 Bildern illustriert. Eingeteilt ist das Werk in 15 Kapitel, beginnend bei der Literatur des Mittelalters, endend bei den Tendenzen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1989. Neben den literarischen werden auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge der einzelnen Epochen analysiert. Die achte Auflage enthält ein neuverfasstes Kapitel zum Literaturbetrieb und Ergänzungen im Schlusskapitel um die die Entwicklungen der letzten Jahre. Zu Beginn ihrer Ausführungen weist das Autorenteam darauf hin, dass die ersten bekannten Texterzeugnisse auf germanischem Boden nur in ganz wenigen Beispielen, zudem in Überlieferungen späterer Zeit, erhalten sind.

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Ziele reduzieren die Komplexität des menschlichen Lebens

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins August/September Nr. 05/2015 heißt: „Braucht mein Leben ein Ziel?“ Kaum ein Mensch kann sich dem Druck dieser Frage entziehen. Denn sie trifft das Zentrum jeglicher menschlicher Existenz, offenbart geheimste Wünsche und Hoffnungen und nicht zuletzt auch verborgene Ängste. Chefredakteur Wolfram Ellenberger weist auf einen Gegensatz hin: „In der Frage nach dem Lebensziel prallen zwei menschliche Sehnsüchte aufeinander. Die nach einem tätigen Leben in dauerhaft sinnvoller und zielgerichteter Selbstbestimmung. Und die nach einer tief entspannten Existenz in lustvoller Gelassenheit.“ Die Hauptfunktion eines Zieles besteht darin, dass es einen Sinnbezug herstellt. Denn jede sinnvolle Handlung hat ein Ziel, sonst ist sie keine. An Zielen kann ein Mensch wachsen, sie reduzieren die Komplexität des Lebens, geben Halt und Struktur.

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Gehen ist ein Transportmittel zur Reise in das Land des Geistes

Schon in der Philosophie der Antike gilt das Gehen als Methode des Philosophierens. Platon hat beispielsweise im Dialog „Phaidros“ das Gehen mit der lebendigen Rede verglichen. Die Schüler des Aristoteles werden Spaziergänger genannt, weil sie mit ihrem Meister philosophierend umherwandelten. Und noch Karl Marx ging in seinem Arbeitszimmer so exakt auf und ab, dass der Teppich in einer Linie abgenützt war. Wilhelm Berger schreibt: „Gehen und Denken zusammenzudenken, ist ein kulturhistorisches Grundmotiv, das Paul Nizon in seinem Text „Am Schreiben gehen (1985) ausführlich skizziert hat.“ Das Gehen ist in den genannten Beispielen ein Mittel zum Zweck, und der Zweck ist so auf den Gehenden selbst bezogen, dass kaum ein Blick auf die Umgebung möglich wird. Professor Wilhelm Berger lehrt am Institut für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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Die Stoiker entwickeln die Lehre von der Selbstbeherrschung

Wenn ein Mensch etwas, das nicht zu ändern ist, ohne zu murren hinnimmt, sagt man, er verhält sich „stoisch“. Das Wort geht auf die „Stoa“ zurück, eine Säulenhalle in Athen, wo sich Philosophen zu treffen pflegten, die nach ihrem Versammlungsort dann Stoiker genannt wurden. Nigel Warburton erläutert: „Einer der frühesten war Zenon von Kition (334 – 262 v. Chr.). Die frühen griechischen Stoiker befassten sich mit den Fragen, mit denen sich fast alle Philosophen befassen: Was ist die Wirklichkeit? Wie funktioniert Logik? Und wie sollen wir leben?“ Aber am bekanntesten wurden die Stoiker mit ihrer Lehre von der Selbstbeherrschung. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Die Liebe jeglicher Art hat immer eine Tendenz zur Einswerdung

So verschieden die Definitionen von Liebe ausfallen und so unterschiedlich ihre vielfältigen Gestalten sind – ein Element kehrt in allen Kennzeichnungen wie auch in allen Realisierungen wieder: das Tendieren auf Einswerdung. Josef Pieper erklärt: „Was in der Liebe unter den Menschen geschieht, ist, dass aus zweien sozusagen eine Person wird.“ Allerdings setzt Einswerdung in der Liebe voraus, dass die Verschiedenheit und Selbstständigkeit der beiden Liebenden dieser neuen Einheit dennoch bestehen bleibt. Jules Michelet, ein französischer Historiker, formuliert dies wie folgt: „Um eins zu werden, muss man zwei bleiben.“ Die Einswerdung und Verschmelzung von Menschen realisiert sich auf einzigartige und unvergleichlich intensive Weise in der engeren Sinnes erotischen Liebe, da die Geschlechterliebe eine paradigmatische Form der Liebe überhaupt ist. Josef Pieper, der von 1904 bis 1997 lebte, war ein deutscher christlicher Philosoph.

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Bei Kurt Tucholsky wächst die Verbitterung (10.Teil)

Auch wenn selbst heute noch immer wieder behauptet wird, man habe damals doch nicht wissen können, was Adolf Hitler bedeute … In allen politischen Lagern, von den Sozialisten bis zu den Konservativen, wurde seit 1929/30 auf die kommende Katastrophe hingewiesen, mit vielen Worten, aber ohne dieses Taten folgen zu lassen. Und Kurt Tucholsky befürchtete zu Recht, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen den Rechtsruck, auch mit den Nationalsozialisten, wollte, weil sie die Schmach von Versailles zu tilgen suchte und nach Revanche für den verlorenen Krieg strebte. Frankreich war und blieb der Erbfeind, allen politischen Sonntagsreden und Verträgen zum Trotz. Kurt Tucholsky stellte bitter fest: „Kerle wie Mussolini oder der Gefreite Hitler leben nicht so sehr von ihrer eigenen Stärke wie von der Charakterlosigkeit ihrer Gegner.“

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Angst und Abwehr führen zur Ausgrenzung des Anderen

Das Titelthema des Philosophie Magazins 03/2015 beschäftigt sich mit den Anderen, deren Anwesenheit scheinbar nicht immer ein Segen ist. Denn allzu oft stören die Mitmenschen, nerven und machen einem im schlimmsten Fall das Leben zur reinen Hölle. Andererseits, wer wollte und könnte ernsthaft ohne andere Menschen leben – ohne deren Berührung, Mitgefühl und Inspiration? Besonders herausfordernd ist der Andere, wenn er aus einer fremden Kultur stammt. Was soll man mit einem solchen Menschen tun? Es gibt verschiedene Möglichkeiten: tolerieren, diskutieren oder drangsalieren oder ihn einfach zum Freund erklären. Fritz Breithaupt, Professor für vergleichende Literaturwissenschaft an der Indiana University, Bloomington, behauptet: „Wer den Anderen nur als konkretes Gegenüber denkt, verfehlt den sozialen Kern unserer Existenz. Denn in Wahrheit sind wir keine dialogischen, sondern triadische Wesen.“ Der Dritte in unser aller Bunde nimmt die friedensstiftende Rolle ein.

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Fast jeder Mensch läuft mit einem Sack voll Vorurteilen herum

Der schottische Schriftsteller Irvine Welsh wurde durch seinen Debutroman „Trainspotting“ weltberühmt. Dabei ging es um Drogenexzesse mit Heroin und Ecstasy. Dieses Buch schockierte Anfang der 90er-Jahre ganz Großbritannien. Die Verfilmung von „Trainspotting“ gehört zum Kultinventar des gesamten Jahrzehnts. Sein neuer Roman „Das Sexleben siamesischer Zwillinge“ spielt in Miami. Lucy, eine Fitnessverrückte, verhindert darin mit mutigem Eingreifen einen Mord und wird zur Heldin in einem lokalen Fernsehsender. Lena, eine übergewichtige Künstlerin, hat die Heldentat gefilmt und den Medien zugespielt. Danach bleiben die beiden Frauen in Kontakt. Lucy beschießt, auch das Leben von Lena zu retten, indem sie ihre Personal Trainerin wird. Wenn Irvine Welsh besonders dicke Menschen sieht, denkt er zuerst einmal daran, dass sich die Leute wohlfühlen sollten, egal wie sie sind.

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Für ein gutes Leben sollen die Menschen nach Glück streben

Der geniale griechische Philosoph Aristoteles betrachtete das Glück nicht bloß als eine kurzfristige Freude. Wahres Glück, sagt der Denker, erfordert ein erfülltes Leben, also eine längere Lebensdauer. Aristoteles war ein Schüler Platons und Platon ging wiederum bei Sokrates in die Lehre. Diese drei großen Philosophen bilden eine Kette. Daran sieht man, auch Genies tauchen nicht einfach aus dem Nichts auf. Die meisten von ihnen haben einen Lehrer, der sie beeinflusst und prägt. Aber die Ideenwelten dieser drei Großmeister unterscheiden sich fundamental. Jeder ging auf seine ganz eigene Weise an die Philosophie heran. Nigel Warburton erläutert: „Sokrates war ein großer Redner, Platon ein großer Schriftsteller, und Aristoteles war besonders vielseitig interessiert. Sokrates und Platon sahen in der Welt, wie wir sie mit unseren Sinnen erfassen, sehen, hören, fühlen, schmecken, lediglich eine blassen Abglanz der Wirklichkeit, die nur durch abstraktes philosophisches Denken voll erfasst werden konnte.“ Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University.

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Sören Kierkegaard hofft auf die göttliche Erlösung

Der Däne Sören Kierkegaard (1813 – 1855) entwickelt schon bei seinem Studium in Berlin die ersten Grundzüge einer Philosophie der subjektiven Existenz und wird dadurch zu einem der Begründer der späteren Existenzphilosophie. Sören Kierkegaard stammte aus einem streng religiösen Elternhaus und studierte auf Wunsch seines Vaters Theologie und hing einer freigeistigen Romantik an. Später entwickelte er sich zum engagierten, religiösen Schriftsteller, der das bürgerliche Schein- und Sonntagschristentum anprangerte. Nachdem er sich lange hinter Pseudonymen versteckt hatte, wandte er sich zuletzt in aller Öffentlichkeit gegen die Kirche und starb, nach einem Zusammenbruch auf der Straße, völlig mittellos im Alter von 42 Jahren.

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Alexander Mitscherlich macht sich Gedanken über den Schmutz

Gegenüber Schmutz, Unordnung und Anarchie können Menschen nicht unparteiisch bleiben. Hier scheiden sich die Geister, und zwar, wie Alexander Mitscherlich oft erlebt hat, auf die heftigste Weise. Der Schmutz entzieht sich seiner Meinung nach aber auch dem systematischen Denken, was eine seiner anderen Tücken ist. Alexander Mitscherlich schreibt über seine anderen Eigenschaften folgendes: „Aber Schmutz ist zufällig. Er fällt aus der Luft, gleichmäßig und ungerufen. Er ist beleidigend. Er ist herausfordernd: wisch das mal ab.“ Der Schmutz verursacht Ärger, Reinigung kostet Zeit und Geld. Wo er sich niederlässt, ist Unordnung. Er wird beseitigt, bekämpft, verhindert oder vermehrt, vertuscht. Man kann ihn mit einer Fingerprobe nachweisen, aber manchmal hält er sich unsichtbar. Alexander Mitscherlich vergleicht den Schmutz auch mit der Korruption, bei der Geld an der Stelle von Schmutz an den Fingern kleben bleibt.

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Ein interessanteres Thema als die Liebe gibt es nicht

Das neue Buch „Liebe“ des französischen Philosophen und Schriftstellers André Comte-Sponville geht es wie der Titel schon verrät um die Liebe, denn ein interessanteres Thema als die Liebe gibt es nicht. Wenn jemand in einem Gespräch über die Liebe zu reden beginnt, kann er sofort mit einem gesteigerten Interesse der anderen rechnen. Auch in der Literatur und im Kino ist die Liebe in ihren verschiedenen Erscheinungsformen das bevorzugte Thema. André Comte-Sponville ergänzt: „Und für das richtige Leben gilt das – von Ausnahmen abgesehen – genauso: Was gibt es Aufregenderes, als zu lieben oder geliebt zu werden?“ Jedes andere Thema ist nur insofern von Interesse, wie Menschen ihm Liebe entgegenbringen. Die Liebe, die eigentlich eine Tugend ist, kann allerdings niemals zur Pflicht werden.

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„High Fidelity“ machte den Schriftsteller Nick Hornby berühmt

Bestsellerautor Nick Hornby hat nur einen seiner Romane für eine Filmfassung umgeschrieben – sein Debüt „Fever Pitch“. Das war Ende der Neunziger, ganz zu den Anfängen seiner Schriftstellerkarriere. Damals war er noch unbekannt und hatte noch nie ein Drehbuch geschrieben. Zudem wusste er nicht, ob er jemals vom Schreiben würde leben können. Als man ihn fragte, ob er zu „Fever Pitch“ auch das Drehbuch schreiben wolle, konnte er allein schon aus finanziellen Gründen nicht absagen. Er hatte eine junge Familie und brauchte das Geld. Dabei wurde ihm allerdings sehr schnell klar: Wenn der Roman auch als Film funktionieren sollte, brauchte er viele Elemente, die im Buch nicht vorkamen. Nick Hornsby stellte sich das Drehbuchschreiben in seiner naiven Sicht als erfrischende Abwechslung vor.

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Wolf Haas mag nicht als Erfolgsautor bezeichnet werden

Nach Abschluss eines Buches und während seiner anschließenden Lesungen hat Wolf Haas immer das Gefühl, er werde überhaupt keinen Roman mehr schreiben. Das braucht der österreichische Schriftsteller für die Regenerierung seines Gehirns, also Gedanken wie: „Ich könnte ja auch ein Kaffeehaus eröffnen. Kopfblödsinn halt, der einen aber beruhigt. Der Brenner, die Hauptfigur seiner Kriminalromane verlangt Wolf Haas beim Schreiben alles ab, ist auf der anderen Seite aber ein treuer Begleiter, ein Alter Ego. Geboren wurde Wolf Haas 1960 in Maria Alm im Salzburger Land. Er studierte Germanistik und Linguistik. Zu Beginn seiner Schriftstellerkarriere musste er etliche Absagen von Verlagen wegstecken. Wolf Haas zählt heut zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren von Kriminalromanen. Seine Bücher um den Ermittler Simon Brenner verkaufen sich millionenfach. Vier sind verfilmt worden.

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Die menschliche Existenz ist absurd und vom Zufall bestimmt

Jean-Paul Sartre, der von 1905 bis 1980 lebte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu dominierenden Identifikationsfigur des französischen Existentialismus. Angesichts der katastrophalen und auch ideellen Zerstörungen und Verwüstungen schien lediglich die aus sich selbst zurückgeworfene einzelne Existenz übrigzubleiben. Jean-Paul Sartre analysiert diese Situation umfassend in seinem Hauptwerk „Das Sein und das Nichts“. Darin stellt er das Für-sich-sein des Menschen in Bewusstsein und Freiheit, dass bewusstlose An-sich-sein der Objektivität gegenüber. Das Für-sich-sein ist durch das Nichts begründet. Existenzdialektisch formuliert, heißt das dann: Die Menschen sind, was sie nicht sind, und sie sind nicht, was sie sind. Faktizität und Transzendenz bestimmen einander. Entsprechend radikal ist das Verständnis der Freiheit bei Jean-Paul Sartre: Die Menschen sind zur Freiheit verurteilt. Die menschliche Existenz ist vom Zufall bestimmt und absurd.

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Kurt Tucholsky ist dem Erbe der Aufklärung verpflichtet (3. Teil)

Bereits im Jahr 1913 steigt Kurt Tucholsky zum wichtigsten Autor der „Schaubühne“ auf, obwohl es erst das erste Jahr seiner Mitarbeit ist. Er schreibt nicht nur unter seinem eigenen Namen, sondern auch unter den Pseudonymen Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel. Kurt Tucholsky verbirgt sich hinter seinen verschiedenen Namen, sucht damit auch sein eigentliches, verletzliches Ich unsichtbar zu machen. Er legt auch falsche Spuren für die, die den Menschen Kurt Tucholsky hinter dem Schriftsteller suchen. Er ist ein Mann, der zwar in der Öffentlichkeit steht und doch meist Sehnsucht nach der Zurückgezogenheit hat, nach der Geborgenheit der Einsamkeit und Stille, die er sucht, während er sich aber gleichzeitig darüber beklagt, dass sein tiefstes Gefühl sei, immer allein zu sein.

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Der Schriftsteller Siegfried Lenz prägt die Nachkriegszeit

Der große deutsche Schriftsteller Siegfried Lenz, der am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren gestorben ist, hatte sich die Haltung des französischen Existentialisten, Philosophen und Literaturnobelpreisträgers Albert Camus (1913 – 1960) zu eigen gemacht: „Du musst dein Leben rechtfertigen.“ Verpflichtung und Antrieb für Siegfried Lenz waren, wie der bekannte, auch Schuldgefühle, nämlich den Zweiten Weltkrieg überlebt zu haben, während viele Altersgenossen auf den Schlachtfeldern bestialisch getötet wurden. Neben den Literaturnobelpreisträgern Günter Grass und Heinrich Böll zählte Siegfried Lenz zu den prägenden Schriftstellern der Nachkriegszeit. Die eigenen Erlebnisse im Dritten Reich und das als Marinesoldat erlebte Leid blieben ihm Zeit seines Lebens ein Quell seiner schriftstellerischen Arbeit und für sein politisches Zeugnis. Zu den Herzensanliegen des gebürtigen Ostpreußen gehörten die Versöhnung mit Israel und Polen.

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Google ist heute das Synonym für die digitale Moderne

Die Wirtschaftsgeschichte ist gespickt mit Geschichten von mächtigen großen Unternehmen, die über kleine Firmen stolperten, die sie lange nicht wahrgenommen haben. Zum Beispiel wurde der finnische Handyhersteller Nokia im November des vergangenen Jahres zum großen Teil an Microsoft verkauft. Dies geschah im letzten Moment, aus blanker Not. Nokia hatte zuvor den globalen Handymarkt fest im Griff. Nur leider haben sie übersehen, dass ein Computerbauer ihnen ins Geschäft funkte. Apple erfand das Smartphone, mit dem die Menschen weniger telefonieren als surfen. Der Abstieg vom Weltkonzern zum Pleitekandidaten dauerte nicht einmal fünf Jahre. Auch Microsoft war ein Fast-Monopolist mit der faktischen Lizenz zum Gelddrucken. Das Unternehmen aus Seattle dominierte 20 Jahre lang den weltweiten Markt für PC-Software. Längst haben aber Konkurrenten das Geschäft von Microsoft angenagt.

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Christoph Ransmayr will das Schreiben niemals aufgeben

Die Bücher von Christoph Ransmayr (60) spielen in der Regel in unwirtlichen Gegenden, denen das Leben abgerungen werden muss. In ihnen offenbart sich ihre Schönheit nur, wenn Menschen sie zu erzeugen vermögen – eine Fähigkeit die der leidenschaftliche Bergsteiger Christoph Ransmayr in seinem Schreiben auf die Spitze der Virtuosität treibt. Dennoch nennt sich der österreichische Schriftsteller nicht Dichter, sondern Tourist. Christoph Ransmayr begründet dies wie folgt: „Wie viele schreckliche Gestalten haben sich nicht schon Dichter genannt. Touristen dagegen nennt sich dagegen keiner gern.“ Selbst Pauschalreisende wollen doch lieber Entdecker, Helden, Abenteurer und einsame Grenzgänger sein. Aber selbst wenn sich Christoph Ransmayr bestens vorbereitet und mit allem ethnologischen Instrumentarium im Inneren einer fremden Kultur bewegt, bleibt er seiner Meinung nach in den Augen der Besuchten doch nur ein Tourist, ein sprachloser Idiot, ein Depp.

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Der eigene Wille soll ein Garant für Erfolg und Glück sein

Im neuen Philosophie Magazin 05/2014 August/September beschäftigt sich das Titelthema mit der Frage: „Woher weiß ich, was ich will?“ Was soll der menschliche Wille nicht alles sein: ein innerer Kompass und ständiger Antrieb, Garant des Erfolgs und die Quelle der Lust. Doch gerade in entscheidenden Situationen erweist er sich oft als Schwächling und scheint die Orientierung verloren zu haben. Es stellt sich daher die Frage, ob ein Mensch durch rationale Abwägung und Kontrolle seiner Begierden wissen kann, was er wirklich will. Oder könnte es nicht auch sein, dass sich der wahre Wille gerade im dunklen, irrationalen Drängen tief im Inneren des Menschen offenbart? Womöglich gibt es sogar eine dritte Möglichkeit: Was wäre, wenn die wahren Freiheit einer Person gerade in der Überwindung ihres Willens läge? Diese Fragen beantwortet das neue Philosophie Magazin.

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Die Kriminalromane von Wolf Haas verkaufen sich millionenfach

Wolf Haas zählt zu den Menschen, die sich vornehmen, alt zu werden und sich langsam von der Welt ganz gemütlich zu verabschieden. Begraben möchte er unbedingt in einem Einzelgrab sein und lieber in einem Sarg als in einer Urne. Dabei fällt ihm eine Geschichte von Josef Hader ein, der in den Filmen den Simon Brenner spielt: „Er sagt, er fürchtet sich nicht davor, tot zu sein, nur davor, dass es da unten so kalt ist. Ihn steht’s, dass die nicht tiefer graben, wo es schon wieder warm wird.“ Auf seinem Grabstein wünscht sich Wolf Haas folgenden Spruch, den Alfred Hitchcock einmal vorgeschlagen hat: „Das passiert mit kleinen Jungs, wenn sie böse sind.“ Wolf Haas zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren von Kriminalromanen. Seine Bücher um den Ermittler Simon Brenner verkaufen sich millionenfach. Vier sind verfilmt worden.

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