Albert Camus stellt sich sogar Sisyphos als glücklichen Menschen vor

Eine nüchterne Art der Lebensbejahung vertritt der in Algerien geborene französische Philosoph und Schriftsteller Albert Camus (1913 – 1960). Ludger Pfeil erläutert: „Er will sich sogar Sisyphos, der zum Synonym für den erfolglosen, niemals zum Ende kommenden Arbeiter wurde, als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Die tragische Figur aus der griechischen Mythologie hatte sich dem Tod nicht ergeben wollen und muss zur Strafe für seine lebensverlängernden Tricks, die ihm immerhin einige zusätzliche Jahre beschert hatten, einen riesigen Stein einen Berg hinaufwälzen. Oben angekommen, rollt der Fels dann unvermeidlicherweise wieder hinunter, wo die Plackerei aufs Neue beginnt. Sisyphos wird so die Arbeit bis in alle Ewigkeiten nicht ausgehen. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Die Novellen von Heinrich von Kleist sind dramatische Meisterwerke

Heinrich von Kleist (1777 – 1811) blieb wie Jean Paul auch ein Außenseiter im literarischen Leben seiner Zeit. Von der Familie für die Offizierslaufbahn auserkoren, entzog sich der sensible, musisch und literarisch interessierte Heinrich von Kleist schon sehr bald dem soldatischen Leben. Unterstützt vor allem von seiner Schwester Ulrike führt er ein ruheloses, von Selbstzweifeln zerrissenes Wanderleben, das er 1811 durch Selbstmord beendete, weil ihm, wie er in seinem Abschiedsbrief an die Schwester schrieb, „auf Erden nicht zu helfen war.“ Mit in den Tod nahm er die sich ihm freiwillig anschließende, schwer kranke Henriette Vogel. Der gemeinsame Tod erregte großes öffentliches Aufsehen und warf ein grelles Licht auf die schwierigen Existenzbedingungen von Schriftstellern jenseits der etablierten Lager. Die Stärke Heinrich von Kleists liegt vor allem auf dramatischem Gebiet.

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Mr. Trump und Mr. Putin sind für T. C. Boyle Verbrecher und Schurken

Das neue Buch von T. C. Boyle „Die Terranauten“ handelt, wie andere seiner Romane zuvor, von der Gefahr, dass die Menschen die Welt so gründlich zerstören, bis ein Überleben auf der Erde nicht mehr möglich ist. T. C. Boyle erklärt: „Unser Planet wird vermutlich noch 3,5 Milliarden Jahre existieren. Aber alle Voraussetzungen für den Erhalt des menschlichen Lebens werden konsequent und mit rasender Geschwindigkeit ausradiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Spezies nicht mehr lange fortbestehen wird.“ Zudem glaubt T. C. Boyle dass die Menschheit an einem Punkt angelangt ist, an dem sie sich fragen muss, ob die Errungenschaft der Demokratie mehr als eine kleine Episode in der Geschichte der Menschheitsgeschichte ist. T. C. Boyle gilt als politischer Kämpfer unter den amerikanischen Schriftstellern.

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Eine Tragödie soll Furcht und Mitleid erregen

In den Dramen der französischen und englischen Schriftsteller fand Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) die Aufhebung der alten feudalen Ständeklausel, die das erwachende bürgerliche Selbstgefühl beleidigte, bereits in die Praxis umgesetzt: Der Bürger war dort tragödienfähig geworden. Gotthold Ephraim Lessing überwand die feudale Ständeklausel dadurch, dass er den Menschen abgelöst von seiner ständischen Gebundenheit zum Handelnden machen wollte: „Die Namen von Fürsten und Helden können einem Stück Pomp und Majestät geben; zur Rührung tragen sie nichts bei. Das Unglück derjenigen, deren Umstände den unsrigen am nächsten kommen, muss natürlicherweise am tiefsten in unsere Seele dringen; und wenn wir mit Königen Mitleid haben, so haben wir es mit ihnen als mit Menschen und nicht als mit Königen.“ Diese Berufung Gotthold Ephraim Lessings auf das Menschliche hing eng zusammen mit seinem Bemühen um eine neue, differenzierte Funktionsbestimmung der Literatur.

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Der Nationalismus ist das schlimmste Gesicht des Populismus

In seinem neuen Roman „Die Enthüllung“, der im Suhrkamp Verlag erschienen ist, geht es um den Missbrauch der Macht und um Korruption. Doch nicht nur in seinen Büchern prangert der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa (80) Missstände an. In den sozialen Netzwerken wurde viel über den Literaturnobelpreis für Bob Dylan diskutiert. Mario Vargas Llosa hat diese Entscheidung sehr überrascht: „Ich glaube, das ist Ausdruck der zunehmenden Frivolität der Kultur in unserer Zeit. Bob Dylan ist ein guter Sänger, aber er ist längst kein großer Schriftsteller.“ Für Mario Vargas Llosa gibt es viele Schriftsteller, die den Nobelpreis verdient hätten und beiseitegelassen worden sind. Aber dies ist seiner Meinung nach die Zivilisation des Spektakels, und sie reicht inzwischen bis zur Schwedischen Akademie.

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Der Arche Literatur Kalender 2017 begeistert nicht nur Literaturliebhaber

Der Arche Literatur Kalender 2017 steht unter dem Motto „Von Nähe und Ferne“. Auch in diesem Jahr stellt der Klassiker unter den Literaturkalendern auf jeder seiner Seiten weltberühmte Schriftsteller vor. Gleich auf der ersten Seite blickt dem Leser Jerome David Salinger entgegen, der das Kultbuch „Der Fänger im Roggen“ geschrieben hat. Auf einem der Kalenderblätter des Januars ist ein frühes Gedicht der chilenischen Lyrikerin und ersten lateinamerikanischen Literaturnobelpreisträgerin Gabriela Mistral zu sehen, das 1922 im Zyklus „Desalación“ veröffentlicht wurde. Die dritte Strophe lautet: „Er küsst eine andere am Meeresstrand. In den Wogen sank unter weiß blühend der Mond. Und mein Blut färbte nicht die Weite der Meers.“ Unter jedem Tag des Jahres sind die Geburts- und Todesdaten bedeutender Autoren aufgeführt.

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Bodo Kirchhoff gewinnt den Deutschen Buchpreis 2016

Bodo Kirchhof wurde im Frankfurter Römer für seine Novelle „Widerfahrnis“ (FVA) mit dem Deutschen Buchpreis 2016 ausgezeichnet. Dieses Werk erzählt von zwei älteren Menschen, die sich kaum kennen und gemeinsam ihrem Leben und ihren Krisen davonfahren gen Süden und in Richtung einer späten Liebe. Doch plötzlich treffen die Flüchtlinge des Lebens in Sizilien auf echte Flüchtlinge, eine Begegnung von Ideen und Projektionen mit der Realität der Gegenwart. Für Bodo Kirchhoff ist dieser Preis mehr als nur die Auszeichnung dieses Buches: „Man hat das Buch, aber auch das, was ich vorher geschrieben habe, endlich einmal für sich gesehen und gewürdigt. Häufig hat meine Person dem Werk im Weg gestanden.“ Bodo Kirchhoff hat ein einem verhältnismäßig kurzem Zeitraum von wenigen Jahren drei Bücher geschrieben, die stark beachtet wurden.

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Eine beglückende Begegnung zwischen Literatur und Philosphie

Der Schriftsteller Michael Köhlmeier erzählt eine Geschichte, der Philosoph Konrad Paul Liessmann erklärt, welche Grundfragen des menschlichen Leben sin ihr verborgen ist. Die beiden Denker führen einen meisterhaften Dialog über zwölf Begriffe, die die meisten Menschen bewegen. Sie lauten: „Neugier, Arbeit, Gewalt, Rache, Lust, Geheimnis, Ich, Schönheit, Meisterschaft, Macht, Grenze, Schicksal.“ Zu seinen Geschichten wurde Michael Köhlmeier von antiken Sagen und Volksmärchen inspiriert. Anschließend zeigt Konrad Paul Liessmann in seiner Interpretation, was er aus diesen Geschichten über die Spielregeln und Möglichkeiten der Welt herausliest. Das erste Kapitel über die Neugier handelt vom Paradies und davon, dass Gott Adam und Eva verflucht hat, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen haben. Michael Köhlmeier lebt als Schriftsteller in Hohenems / Vorarlberg und Wien. Paul Konrad Liessmann ist Professor für Philosophie an der Universität Wien.

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Eines der nächsten Bücher von Dan Brown könnte in Deutschland spielen

Der Roman „Inferno“ von Dan Brown spielt in Florenz. Dessen Verfilmung läuft seit gestern in den deutschen Kinos. An Deutschland gefällt Dan Brown die reiche Kultur. Das Land ist die Wiege vieler Künstler und klassischer Komponisten, die er persönlich sehr mag. Dan Brown kann sich durchaus vorstellen, dass eines seiner nächsten Bücher in Deutschland spielen könnte. Die „Göttliche Komödie“ hat der Bestsellerschriftsteller in der Highschool gelesen und war fasziniert davon, wie modern sie ist. Dan Brown erklärt: „Dantes Bild der Hölle entspricht genau dem, was wir heute unter Hölle verstehen. Dante war der Erste, der dieses lebendige, detaillierte Bild einer Hölle mit Feuer und Teufel geschaffen hat.“ In den meisten seiner Bücher verbindet Dan Brown etwas Altes mit etwas Modernem.

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Viele Menschen gehen gewandelt aus einem Leid hervor

Leiden lehrt seltsamerweise auch Dankbarkeit. In normalen Zeiten behandeln Menschen die Liebe, die sie empfangen, als einen Grund zur Selbstzufriedenheit, aber in Zeiten des Leidens erkennen sie, wie unverdient diese Liebe ist und dass sie viel mehr ein Grund zur Dankbarkeit sein sollte. In stolzen Momenten will man unter keinen Umständen das Gefühl haben, in jemandes Schuld zu stehen, doch in Momenten der Demut wissen Menschen, dass sie die Zuneigung und Anteilnahme, die sie erhalten, nicht verdienen. David Brooks fügt hinzu: „Menschen in solcher Situation haben oftmals auch das Gefühl, Teil eines umfassenden Schicksalszusammenhangs zu sein.“ Inmitten von Bedrängnissen beginnen Menschen, eine Berufung zu spüren. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Äsop ist das Vorbild für alle Fabeldichter

Die Fabel erlebte im 18. Jahrhundert den Höhepunkt ihrer mehr als zweitausendjährigen Entwicklung. Bereits im 6. Jahrhundert vor Christus schrieb der griechische Sklave Äsop die ersten Fabeln, die Vorbild für alle nachfolgenden Fabeldichter wurden und deren Wirkung bis in die Modere reicht. Schon in ihren Anfängen war die Fabel eine literarische Kampfform. Äsop sah in ihr nach der Aussage von Phädrus, der die äsopischen Fabeln im 1. Jahrhundert nach Christus bearbeitete, „ein passendes Mittel, da auf eine versteckte Weise die Wahrheit zu sagen, wo man nicht wagen durfte, es offen zu tun“. In Deutschland wurden seit dem Mittelalter Fabeln geschrieben. Einen ersten Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichte die Fabel in der Reformationszeit, wo sie insbesondere von Martin Luther als Mittel in der politisch-religiösen Auseinandersetzung eingesetzt wurde.

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Steven Spielbergs Filme gehen in der Regel gut aus

Eine bekannte Maxime des weltberühmten Regisseurs Steven Spielberg lautet, eine erfolgversprechende Filmidee müsse auf einen Bierdeckel passen. Sein vielleicht berühmtester Satz lautet: „Jeder meiner Filme basiert auf etwas, was in meiner Kindheit geschehen ist.“ Sein neuester Film heißt BFG – das Kürzel steht für Big Friendly Giant. Er basiert auf Roald Dahls Kinderbuch „Sophiechen und der Riese“ von 1982. Der freundliche Riese, von dem Roald Dahl erzählt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, „Schlummys“ in Kinderzimmer zu pusten, „schöne bunte Träume, die den, der sie träumt, glücklich machen.“ Kommt der freundliche Riese nicht zu einem, muss man darauf gefasst sein, „Todesangst-Schocker“ zu träumen, bei denen einem „die Zähne zu Berge stehen“ und „die Adern zu Eiszapfen erstarren“. Auf die Frage, was die Nächte seiner Kindheit beherrscht hat, ob Schlummy oder Todesangst-Schocker, antwortet Steven Spielberg: „Meine Alpträume habe ich lebendig vor Augen.“

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Das Internet trägt wesentlich zur Verbreitung des Narzissmus bei

Die moderne Gesellschaft scheint sich einig, dass Narzissmus zu verurteilen ist: als ein Macke, wenn nicht als ein Geistesstörung. Aber nicht jeder, der stört, ist auch gestört. Der amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen erklärt: „Das Netz ist so ziemlich das größte Instrument zur Förderung von Narzissmus, das je gebaut wurde.“ Lange Zeit war narzisstisches Verhalten ein Privileg der Reichen und Einflussreichen, zu deren Jobprofil es gehörte, auf dicke Hose zu machen. Nur sie konnten sich öffentliches Gepolter erlauben, um ihr Ego aufzuplustern, nur sie fanden damit Gehör. Auf Facebook, Instagram, Pinterest ruft der Narzisst der Welt zu: „Schaut her! Hier bin ich! Was haltet ihr davon? Wie findet ihr mich? Antwortet mir!“ Die Selfiestange heißt im englischen Sprachraum nicht umsonst „Narcistick“.

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Die „Goethezeit“ stellt den deutschen Beitrag zur Weltkultur dar

Was zur Menschwerdung gehört, ist nicht so sehr die dauernde Rückversicherung bei sich selbst, sondern das sich offen halten für das andere, Fremde. Gerade die Deutschen sind von alters her geradezu Herolde der Entwurzelung. Ein anderes Volk hat so sehr die Erlösung von sich selbst, von seinen nationalen, geografischen, mentalen Prägungen immer wieder zum Thema seiner großen Kunstwerke und kulturellen Hervorbringungen gemacht. In der größten kulturellen Blütezeit in Deutschland, während jener paar Jahrzehnte vor und nach 1800, die gemeinhin als „Goethezeit“ bezeichnet werden und die bis heute das Paradigma für den deutschen Beitrag zur Weltkultur darstellen, ist die Sehnsucht nach Entgrenzung das Thema schlechthin. Deutsche Klassik und Romantik, sie bringen mit unterschiedlicher Akzentuierung die Verherrlichung des antiken Griechenlands und des klassischen Italien mit sich.

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Die Gesellschaftsdichtung dominiert im 17. Jahrhundert

Für die Dichtung des 17. Jahrhunderts gilt zunächst einmal bei aller Differenzierung im Einzelnen, dass es sich um Gesellschaftsdichtung handelt. Der gesellschaftliche Grundcharakter der Literatur dieser Epoche wird besonders deutlich bei den Gelegenheitsdichtungen, den Casualcarmina, die, obschon von den Poetikern der Zeit häufig angegriffen, massenhaft entstehen und den Menschen von der Wiege bis zur Bahre begleiten. Zwar erkennt man die Problematik einer derartigen Massenproduktion auf Bestellung, doch tut das der an gesellschaftlichen Konventionen orientierten Praxis keinen Abbruch. Der Auftrag als Voraussetzung der Produktion, in der bildenden Kunst und der Musik seit je fraglos akzeptiert, charakterisiert aber nicht nur die Casualcarmina, sondern steht auch hinter anderen Literaturgattungen, ob es sich um anlassgebundene religiöse Dichtung, um das pädagogisch und religiös motivierte Schul- und Jesuitendrama oder um höfische Festspieldichtung handelt.

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Die Literatur der Reformationszeit ist vielschichtig

Die Literatur des 16. Jahrhunderts kann kaum in ihrer Vielfalt gewürdigt werden, wenn nicht eine Voraussetzung erfüllt ist: die Beschreibung der Reformation, die sich bald nach ihrem Beginn in eine Fülle von Reformationen aufspaltete, in ihrer europäischen Dimension. Ein zutreffendes Bild der Reformation selbst bloß in Deutschland würde verfehlen, wer sie als einzigartiges deutsches Ereignis beschriebe, das losgelöst vom europäischen Protestantismus und der gleichzeitigen Geschichte Europas denkbar wäre. Zwar war Martin Luther der Initiator der Vorgänge, die ab 1517 für anderthalb Jahrhunderte die religiöse und auch politische Entwicklung fast aller Staaten stark bestimmten, und ihm fiel auch für das Jahrzehnt der Frühreformation (1517 – 1526) die hegemoniale Position in der Bewegung zu, die allmählich zur Protestantisierung wichtiger Regionen des Kontinents führte.

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Die Philosophie kann zu einem guten Leben führen

Daniel Klein führt die Leser seines neuen Buches „Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders“ auf eine humorvolle philosophische Reise zu den großen Fragen des Lebens. Dabei beantwortet er zum Beispiel die Frage, warum Friedrich Nietzsche dazu mahnt, gefährlich zu leben. Die Frage danach, wie man das bestmögliche Leben führen kann, war einmal der zentrale Gegenstand der Philosophie. Für Denker wie Aristippos, Epikur, Sokrates, Plato und Aristoteles rangierte sie an vorderster Stelle. Immer wieder ist Daniel Klein darüber verblüfft, wie eloquent und anregend große Philosophen mit einer Handvoll gut gewählter Wörter sein können. Daniel Klein, Jahrgang 1939 studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Selbstbezogenheit führt zu Selbstsucht und Stolz

Die Selbstbezogenheit eines Menschen führt ihn in mehrere unerfreuliche Richtungen. David Brooks erläutert: „Sie führt zu Selbstsucht, dem Verlangen, andere Menschen als Mittel einzusetzen, um sich Dinge zu verschaffen. Sie führt auch zu Stolz, dem Wunsch, sich allen anderen überlegen zu fühlen. Sie führt zu der Fähigkeit, die eigenen Unzulänglichkeiten zu ignorieren und zu rationalisieren und die eigenen Vorzüge zu überhöhen.“ Im Verlauf ihres Lebens vergleichen sich diese Menschen in einem fort mit anderen und fühlen sich ihnen durchweg leicht überlegen. Sie glauben, sie wären tugendhafter, hätten ein besseres Urteilsvermögen und einen besseren Geschmack. Sie streben unentwegt nach Bestätigung. David Brooks arbeitet als Kommentator und Kolumnist bei der New York Times. Sein Buch „Das soziale Tier“ (2012) wurde ein internationaler Bestseller.

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Die Menschen sind von Natur aus gut

Der große Schweizer Denker und Schriftsteller Jean-Jacques Rousseau, der von 1712 bis 1778 lebte, vertrat die Meinung, dass die wahre Religion vom Herzen komme und keiner religiösen Zeremonien bedürfe. Die Kirche hatte mehrere seiner Bücher verboten, da sie religiösen Ideen verbreiteten, die sich mit der offiziellen Lehre nicht vereinen ließen. Doch den größten Aufruhr verursachten seine politischen Ideen. „Der Mensch ist frei geboren und liegt doch überall in Ketten“, erklärte er zu Beginn seines Buchs „Der Gesellschaftsvertrag oder die Grundsätze des Staatsrechtes“. Für Nigel Warburton ist es nur allzu verständlich, dass Revolutionäre diese Worte zu ihrem Kampfruf machten, etwas Maximilien Robespierre und andere Anführer der Französischen Revolution. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Die Renaissance hat ihren Ursprung in Italien

Die Renaissance war eine neuartige kulturelle Erscheinung, die zahlreiche bis in die Gegenwart nachwirkende künstlerische und wissenschaftliche Impulse hervorbrachte. Die Zeitgenossen bezeichneten sie als „rinascita“, mit einem italienischen Begriff, den die französische und deutsche Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert den inzwischen geläufigeren der „Renaissance“ ersetzten. Beide Begriffe bedeuten „Wiedergeburt“. Die Antike sollte der Renaissance als Vorbild dienen. Die Renaissance hat ihre Ursprünge in Italien, also in einem Land, indem zahlreiche Überreste der römischen Antike vorhanden waren und die Erinnerung an diese gespeist hatten. Die Anfänge der Renaissance werden von der neueren Forschung überwiegend in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts vermutet. Nach 1250, dem Todesjahr Kaiser Friedrich II. beziehungsweise nach dem Ende der Stauferzeit mit dem Jahr 1254 entstand in Italien ein politisches Machtvakuum.

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Eine antieuropäische Welle droht Europa zu zerreißen

Europa ist ein Paradies für Propheten des Niedergangs. Heute streitet in Europa eine Generation von orientierungslos, kurzatmig zu zänkisch gewordenen Politikern ums Geld, verheddert sich im Dickicht des europäischen Institutionengeflechts und ist in den komplexen Prozessen der „Brüsseler Blase“ eingeschlossen. Thomas Seifert fügt hinzu: „Dieser „Brüsseler Blase“ ist der real existierenden europäischen Außenwelt entfremdet – … Weiterlesen

Dankbarkeit reicht oft schon zum Glücklichsein

Manche Menschen sind die reinen Glückspilze. Andere dagegen scheinen das Unglück geradezu magisch anzuziehen: sie kämpfen mit Krankheiten oder sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Trotzdem kann jeder etwas für sein Glück tun. Und manchmal sind es sogar die Niederlagen, die ganz neue Chancen mit sich bringen. Der Wiener Coach Dominik Borde erklärt: „Jeder ist seines Glückes Schmied – den Spruch kennt wohl jeder. Klar, das stimmt immer nur bedingt – aber es gibt definitiv Einstellungen und Denkweisen, die glückliche Menschen von unglücklichen unterscheidet.“ Seiner Meinung nach gehören zum Glücklichsein mehrere Aspekte, an denen jeder für sich selbst arbeiten kann. Menschen sind unglücklich, wenn ihre Vorstellungen und Wünsche nicht mit ihrer gelebten Realität übereinstimmen. Dominik Borde erläutert: „In unserer Welt geht es immer um mehr, um das, was andere haben.“

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„Letters of Note“ enthält 125 außergewöhnliche Briefe

Das Buch „Letters of Note“ ist eine Sammlung von 125 der unterhaltsamsten, inspirierendsten und ungewöhnlichste Briefe der Weltgeschichte. Der Herausgeber Shaun Usher betreibt die populäre Website gleichen Namens, eine Art Museum des Schriftverkehrs im Internet. Seite Internetseite wurde bereits von über 70 Millionen Menschen besucht. „Letters of Note zelebriert und dokumentiert die Faszination der geschriebenen Korrespondenz mit all dem Humor, der Ernsthaftigkeit, der Traurigkeit und Verrücktheit, die das menschliche Leben ausmachen. Im seinem Vorwort schreibt Shaun Usher: „Ich hoffe sehr, dieser Band wird dazu beitragen, die Wichtigkeit und den unvergleichlichen Charme der altmodischen Korrespondenz zu verdeutlichen, gerade in unserer Zeit der Digitalisierung, in der die Kunst des Briefeschreibens immer mehr in Vergessenheit gerät.“ „Letters of Note“ enthält unter anderem Liebesbriefe, Absageschreiben, Fanpost und Entschuldigungsschreiben.

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Javier Marías findet Sexszenen in Romanen furchtbar

Auf die Frage, was schwieriger zu beschreiben ist, Glück oder Unglück, antwortet der spanische Schriftsteller Javier Marías: „Mir fällt es leichter, Unglück zu beschreiben. In meinem Roman „Die sterblich Verliebten“ wird von einem sogenannten perfekten Paar erzählt. Kurz danach wird einer von beiden auf absurde Weise umgebracht.“ Im wahren Leben dauert das Glück manchmal Jahre. Das ist wunderbar, wenn es einem selbst passiert, aber dann hat man keine Geschichte. Die Wirklichkeit ist für Javier Marías ein schlechter Romancier. Auch deshalb, weil es Zufälle gibt und absolut unglaubliche Dinge. In einem Roman würde man viele Dinge nicht akzeptieren, die im wahren Leben passieren. Am schwersten zu schildern ist für den Bestsellerautor nicht ein bestimmtes Gefühl, sondern die Sexualität. Im Allgemeinen findet er Sexszenen in Romanen furchtbar.

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Michael Carolan kritisiert die Kosten der Kosten-Nutzen-Analyse

Von dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain stammt folgender populäre Aphorismus: „Es gibt drei Arten von Lügen: einfache Lügen, verdammte Lügen und Statistiken.“ Mark Twain starb, bevor die Kosten-Nutzen-Analyse zum Grundstein politischer Entscheidungsfindung avancierte. Wenn er sie gekannt hätte, hätte er zu seinen drei Lügen wahrscheinlich eine vierte hinzugefügt. Michael Carolan blickt in die Geschichte zurück: „Offiziell zum ersten Mal angewandt wurden Kosten-Nutzen-Analysen von der US-Regierung für Wasserwirtschaftsprojekte in den 1930er-Jahren.“ Aber erst in den 1980ern nahm die Kosten-Nutzen-Analyse eine zentrale Rolle in der politischen Gestaltung ein. Eigentlich wirkt sie auch ungeheuer sinnvoll. Dieser Ansatz, die ganze Welt mit konkreten Zahlen zu bewerten, hat viele blinde Anbeter gefunden. Michael Carolan ist Professor für Soziologie an der Colorado State University.

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