Das Gedächtnis ist ein Wunder der Evolution

Das menschliche Gedächtnis ist hoffnungslos störanfällig und unfassbar ungenau. Alle Menschen haben ein bedenklich fehlerhaftes Erinnerungsvermögen. Das Gedächtnis leidet unter biologischen Schwächen, Wahrnehmungsfehlern, Kontaminierung, Aufmerksamkeitsverzerrungen, Selbstüberschätzung und Konfabulation. Beim Metagedächtnis dagegen handelt es sich um das Wissen über das Gedächtnis und seine Funktionsweise. Julia Shaw fügt hinzu: „Es ist eine Art Metakognition, ein Nachdenken über das Denken. Dass wir diese Fähigkeit besitzen, bedeutet, dass wir uns Gedanken darüber machen können, warum wir uns erinnern, wie wir uns erinnern und wie gut wir darin sind, uns an einzelne Informationen zu erinnern.“ Eine der ersten Studien über das Metagedächtnis wurde 1965 von Joseph Hart entwickelt. Er wollte ein ganz bestimmtes Merkmal des Metagedächtnisses verstehen, ein Konstrukt, das er das „Gefühl des Wissens“ nannte. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

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Erinnerungen können eingebaute Fehler enthalten

Wenn ein Mensch eine Zeitreise durch seine Erinnerung macht, stellt er vielleicht fest dass einige Ereignisse besonders hervorstechen. Überlegt er, welche Merkmale diese Erinnerungen gemeinsam haben, dann fällt ihm auf, dass es die lebendigsten, emotionalsten, wichtigsten, schönsten oder vielleicht unerwartete Ereignisse seines Lebens sind. Und zwar scheinen sie sich in bestimmten Phasen seines Lebens zu verdichten. Julia Shaw erklärt: „Dieses Phänomen nennt man Reminiszenzeffekt oder auch Erinnerungshügel, und es hilft vielleicht zu verstehen, warum wir von „der guten alten Zeit“ sprechen.“ Die meisten Erinnerungen eines Menschen stammen aus der Zeit zwischen zehn und 30 Jahren. Zudem berichten die meisten Menschen von so gut wie keinen Erinnerungen aus der Zeit unter fünf Jahren. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

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Der Mensch kann von illusionären Erinnerungen getäuscht werden

In einem bahnbrechenden Aufsatz aus dem Jahr 1975 prägten John Flavell und Henry Wellman von der Minnesota University „Metagedächtnis“ (metamemory), um auf eine wichtige Fähigkeit hinzuweisen, mit der alle Menschen ausgestattet sind und die bei der Selbstkorrektur des Gedächtnisses eine entscheidende Rolle spielt. Julia Shaw erklärt: „Unter Metagedächtnis versteht man, dass das Individuum wahrnimmt und weiß, dass es ein Gedächtnis hat. Dazu gehört auch unser Wissen um unsere Erinnerungsfähigkeit und ein Verständnis für Strategien, die unser Gedächtnis verbessern können. Und es umfasst unsere Fähigkeit, zu überwachen, woran wir uns korrekt erinnern können, und unsere Erinnerungen zu analysieren, um ihre Plausibilität zu bestätigen.“ Wenn man sich also selbst auf die Schliche kommt und merkt, dass eine der persönlichen Erinnerungen falsch ist, dann nutzt man sein Metagedächtnis. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

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Das Kurzzeitgedächtnis kann Informationen 30 Sekunden behalten

Frühe Erinnerungen an die Kindheit sind physiologisch gesehen sehr anfällig für Verzerrungen. Wenn Wissenschaftler über die Reifung des Gedächtnisses sprechen, also über die Veränderung des Gedächtnisses im Laufe des Älterwerdens, sprechen sie typischerweise getrennt über die Veränderungen im Kurzzeitgedächtnis und im Langzeitgedächtnis. Julia Shaw erklärt: „Das Kurzzeitgedächtnis ist ein System im Gehirn, das kleine Informationsmengen für kurze Zeit behalten kann. Sehr kurze Zeit – nur ungefähr 30 Sekunden.“ Wenn man sich beispielsweise eine Telefonnummer merken will und sie im Stillen so lange vor sich hersagt, bis man sie wählt – sie also in der sogenannten phonologischen Schleife speichert – dann benutzt man sein Kurzzeitgedächtnis. Dieses System kann nicht viel Gedächtnisinhalt aufnehmen. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

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Das menschliche Gehirn ist ein raffinierter Trickbetrüger

Es ist eine Tatsache, dass sich Menschen nicht auf ihr Gedächtnis verlassen können. Von eigebildeten Erinnerungen über falsche Zeugenaussagen bis zu digitaler Amnesie: Die Psychologin Julia Shaw führt in ihrem neuen Buch „Das trügerische Gedächtnis“ den Beweis, dass das menschliche Gehirn ein raffinierter Trickbetrüger ist. Auf der Basis ihrer wissenschaftlichen Forschung zeigt sie, welchen Erinnerungen man trauen kann und welchen nicht – und wir man das Beste aus seinem trügerischen Gedächtnis herausholt. Zudem erklärt Julia Shaw, warum das Gedächtnis ähnlich wie eine Wikipedia-Seite funktioniert: Jeder kann den Inhalt selbst verändern, aber andere können es auch. Dabei stützt sich die Forscherin auf ihre richtungsweisende Forschung, in der sie Probanden davon überzeugt, sie hätten Straftaten begangen, die in Wahrheit nie verübt wurden. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

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