Jede Gesellschaft ist durch eine hierarchische Ordnung gegliedert

Alle historischen Herrschaftsverbände werden durch System der sozialen Ungleichheit geprägt. Immer weist ihre Sozialstruktur eine hierarchische Ordnung auf. Die schottischen Aufklärer Adam Smith, Adam Ferguson und John Millar beschreiben die Hierarchie der sozialen Ungleichheit in engster Verbindung mit der historischen Natur des jeweils herrschenden Wirtschaftssystems. Daran haben auch bedeutende Sozialwissenschaftler wie Max Weber, Émile Durkheim, Vilfredo Pareto, Talcott Parsons und Pierre Bourdieu festgehalten. Hans-Ulrich Wehler weist darauf hin, dass für die schottischen und englischen Sozialtheoretiker des ausgehenden 18. Jahrhunderts der Zerfall der überkommenen Ständeordnung unter dem Druck der voranschreitenden kapitalistischen Marktwirtschaft als Schlüsselerfahrung im Vordergrund stand. Sie erkannten den unauflöslichen Zusammenhang zwischen Wirtschafts- und Sozialverfassung, der wie eine Art von historischem Zwillingsphänomen wirkte. Hans-Ulrich Wehler war bis zu seiner Emeritierung Professor für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld. Sein Hauptwerk ist die fünfbändige „Deutsche Gesellschaftsgeschichte“.

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In Deutschland herrscht eigentlich keine echte Demokratie mehr

Thomas Rietzschel vertritt in seinem neuen Buch „Die Geschäfte des politischen Kartells“ die provokative These, dass die Demokratie zum Kuhhandel verkomme. Die Parteien haben seiner Meinung nach das demokratische System ausgehöhlt und die Bürger ihre politischen Rechte gegen haltlose Wahlversprechungen eingetauscht. Thomas Rietzschel schreibt: „Abgehoben agiert eine politische Kaste, der es nur mehr um den Selbsterhalt geht. Keiner braucht dafür mehr Verantwortung zu übernehmen. Das Volk darf nur noch zuschauen und für den eventuellen Schaden aufkommen, den ahnungslose Politiker verursacht haben. Munter wird mit der Demokratie im freien Europa Schindluder getrieben. Viele Bürger beschleicht inzwischen die ungute Ahnung, sie könnten womöglich als Untertanen missbraucht werden. Dr. phil. Thomas Rietzschel war eineinhalb Jahrzehnte Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und lebt heute als freier Autor in der Nähe von Frankfurt.

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Schon die mittelalterlichen Städte regierten Stadträte

Durch ihre Sozialstruktur unterschied sich die mittelalterliche Stadt sehr deutlich von ihrer ländlichen Umgebung. Ein gegenseitiger Friedensschwur verband die Bürger zu einer Eidgenossenschaft auf der Basis gleicher Rechte und Pflichten. Eine eigene Gerichtsbarkeit, das Recht Steuern einzuziehen, die Stadt durch Befestigung und Wehrpflicht der Bürger zu schützen, waren bedeutende Schritte zur Befreiung der Städte vor landesherrlichem Zugriff. Das galt auch für die Verwaltung, die in den Städten Oberitaliens ab etwa dem Jahr 1100 von gewählten Konsuln geleitet wurde, woraus sich in Deutschland rund 100 Jahre später die Stadträte entwickelten. Diesem Gremium konnten nur Männer von Umsicht, gutem Ruf und einigem Vermögen angehören. Meist waren es Fernhändler, mit deren Hilfe zum Beispiel Heinrich der Löwe die Neugründung Lübecks vollzog und ihr das Soester und somit Kölner Stadtrecht verlieh.

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Das Zentrum der Meinungsbildung war in Athen die Agorá

Der große griechische Denker der Antike, Aristoteles, hat den Menschen als „zoon politikón“, also als politisches Wesen, bezeichnet. Denn er unterscheidet sich vom Tier und von den Göttern dadurch, dass er in der Polis lebt, dem Gemeindestaat mit seinen überschaubaren Grenzen. Tatsächlich gab es im antiken Griechenland nie einen griechischen Gesamtstaat und auch die einzelnen Polis waren mit ihrem bescheidenen Territorium zufrieden, selbst wenn sie die Möglichkeit hatten, in ihrem Hinterland zu expandieren. Aus den Zeiten der Wanderung war sowohl der Gleichheitsbegriff des Wehrgedankens als auch ein ritterliches Ethos einer Adelsgesittung erhalten geblieben. Diese wurde im homerischen Epos gefeiert und bei den panhellenischen Spielen praktiziert. Beide Komponenten wurden allerdings in den verschiedenen griechischen Stadtstaaten auf höchst unterschiedliche Weise umgesetzt. Die möglichen Gegensätze repräsentierten Athen und Sparta.

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Angestellte wünschen sich Anerkennung und Wertschätzung

Es gibt nur wenige Dinge, die Menschen so eng mit Erfolg und Misserfolg in Verbindung bringen wie ihren Job. Von dem was sie täglich arbeiten, hängt ganz entscheidend ab, welchen Status sie in der Gesellschaft haben und welche Wertschätzung diese wiederum ihrer Tätigkeit zumessen. Denn die Arbeit bestimmt die Höhe des Gehalts und damit den Lebensstil und das Sozialprestige eines Menschen ganz erheblich. Wer in seinem Arbeitsleben Karriere macht und es zu einem gewissen Wohlstand bringt, hat es in den Augen der Mitmenschen geschafft, da er erfolgreich ist. Wer nicht, gehört zu den gescheiterten Existenzen. Einfache Arbeiten werden von vielen Menschen als wert- und würdelos angesehen. In der Gegenwart ist der Arbeitsalltag vieler Menschen von Wissensarbeit und Mobilität geprägt.

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Rechte tragen zur Würde im Sinne der Selbstständigkeit bei

Rechte sind für Peter Bieri ein Schutzwall gegen die Abhängigkeit, die durch Willkür entsteht. Damit tragen die Rechte zur Würde des Menschen im Sinne der Selbstständigkeit bei. Wer Rechte besitzt, kann Ansprüche geltend machen. Er muss nicht darum bitten, dass er etwas tun darf oder man etwas für ihn unternimmt. Peter Bieri fügt hinzu: „Er kann es einfordern und einklagen. Er ist auf niemandes Wohlwollen angewiesen. Man kann ihn nicht, wie einen Rechtlosen, herumschubsen.“ Wenn ein Mensch ein Recht auf etwas besitzt, so entspricht ihm eine Pflicht seiner Mitmenschen, etwas für ihn zu tun oder zu unterlassen. Peter Bieri studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Aufgeklärte Bürger sollten sich nationalen Mythen widersetzen

Der Gedanke, dass die Moral im einzelnen Menschen selbst begründet liegt, ist deswegen so anziehend, weil sie auf eine Entscheidung oder eine Abwägung von Gütern reduziert wird, die nicht verallgemeinert und daher den Mitmenschen nicht vorgeschrieben werden kann. Das kann aber laut Tony Judt zu dem Problem führen, dass ethische Kategorien von Individuen auf Kollektive übertragen werden. Die meisten Menschen glauben zu wissen, was es bedeutet, wenn sie sagen, dass die Freiheit ein universelles Gut ist, und Meinungsfreiheit, Freizügigkeit und das Selbstbestimmungsrecht unveräußerliche Rechte des Einzelnen sind. Tony Judt fügt hinzu: „Aber seit dem 19. Jahrhundert sind wir von der Freiheit des einzelnen weggekommen und sprechen von den kollektiven Freiheiten, als ob das ein und dasselbe wäre.“ Der britische Historiker Tony Judt lehrte in Cambridge, Oxford und Berkeley. Er starb 2010 in New York.

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Die Rechtspopulisten verfolgen in Europa unterschiedliche Ziele

Die rechten Parteien und Bewegungen in Europa verbinden zwar mach Gemeinsames, aber sie verfolgen auch ganz unterschiedliche Ziele. Deshalb ist es europaweit noch nie zu einer Einheitsplattform der Rechten gekommen. Der Politologe Anton Pelinka unterscheidet zunächst einmal den osteuropäischen Rechtspopulismus von jenem im reichen West- und Nordeuropa. Anton Pelinka erklärt: „In Osteuropa kommt der Rechtsextremismus aus der Vergangenheit, ist auch an den Universitäten stark. Das rechtspopulistische Phänomen im Westen hingegen hat selten mit Nazi-Renaissance zu tun.“ In West- und Nordeuropa werden seiner Meinung nach immer die sozial Schwächeren, die sogenannten Modernisierungsverlierer angesprochen, die teilweise real, teilweise eingebildet um ihren Wohlstand und ihre soziale Sicherheit fürchten. Anton Pelinka fügt hinzu: „Diese Ängste werden geschürt, die vermeintliche Antwort gleich mitgeliefert.“ Anton Pelinka ist seit September 2006 Professor für Politikwissenschaft und Nationalismusstudien an der englischsprachigen Central European University in Budapest.

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Institutionen verursachen den Unterschied zwischen Zivilisationen

Der Historiker Niall Ferguson vertritt die These, dass die modernen historischen Ereignisse weniger von den Kräften der Natur, wie dem Wetter, der Geografie oder dem Auftreten von Krankheiten, sondern vielmehr von Institutionen bestimmt werden. Das ist seine Antwort auf die Frage, warum sich die westliche Zivilisation in den streitsüchtigen Kleinstaaten Westeuropas und in deren kolonialen Niederlassungen in der Neuen Welt seit etwa 1500 so viel besser entwickelt hat als andere Zivilisationen. Niall Ferguson fügt hinzu: „Vom Beginn des 16. Jahrhunderts an bis zu den 1970er Jahren gab es eine erstaunliche Divergenz des globalen Lebensstandards: Die Menschen im Westen wurden wesentlich reicher als die übrige Menschheit.“ Niall Ferguson ist Professor für Neuere Geschichte an der Harvard University mit dem Schwerpunkt Finanz- und Wirtschaftsgeschichte sowie Senior Research Fellow an der Oxford University.

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John Searles sieht sich die Konstruktion der Gesellschaft ganz genau an

Nur der Mensch verfügt über die Fähigkeit Personen oder Dingen Funktionen zuzuweisen. Die Natur dagegen weiß nichts von Funktionen. Einige Gegenstände stellen Unternehmen direkt für spezifische Funktionen her. John Searle, Professor für Philosophie an der University of California, Berkeley, nennt dafür als Beispiele die Badewanne, den Schraubenzieher oder den Computer. Andere natürliche Dinge kann der Mensch sozusagen zweckentfremden – beispielsweise einen Baumstamm als Bank, einen Stein als Briefbeschwerer oder einen Ast als Hebelwerkzeug. John Searle erklärt: „Um eine Funktion auszuführen, muss einem Objekt und namentlich einer Person ein Status zugeschrieben werden.“ Er nennt als Beispiele den Präsidenten, den Ehepartner oder den Bürger. Alle institutionellen Tatsachen verdanken ihre Existenz performativen Sprechakten, nämlich Deklarationen: „Wir ernennen X zum Vorsitzenden“; „Hiermit ist der Krieg erklärt“, „Wir verurteilen sie zu …“.

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Paul Nolte beschreibt die Entstehung der Demokratie in Athen

Vor etwa zweieinhalbtausend Jahren entstand im östlichen Mittelmeerraum, auf der griechischen Halbinsel Attika, zum ersten Mal in der Weltgeschichte Demokratie. Paul Nolte erklärt: „Die Bürger von Athen überließen die Regierung ihrer Polis, also ihres stadtstaatlichen Gemeinwesens, nicht einem König, einem Tyrannen oder einer schmalen aristokratischen Elite, was weithin den kaum hinterfragten Normalfall darstellte, sondern regierten sich selbst: frei und einander gleich; durch die Übernahme von Ämtern und unmittelbar in der Volksversammlung.“ Die athenische Demokratie entwickelte sich allerdings laut Paul Nolte nicht zuerst in der Theorie, sondern langsam und in vielen Zwischenschritten, in der praktischen Anwendung. Dass daraus eine Demokratie enstehen würde, wussten die Zeitgenossen vorher und während der Entstehung dieser Regierungsform nicht. Paul Nolte ist Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin.

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Will Kymlicka fordert den Tieren Bürgerrechte zu verleihen

Der kanadische Philosoph Will Kymlicka, der zu den international bekanntesten Theoretikern des Multikulturalismus gehört, hat zusammen mit seiner Frau Sue Donaldson das Buch über Tierrechte mit dem Titel Zoopolis geschrieben. Politische Rechte für Tiere begründet man laut Will Kymlicka damit, dass Tiere dasselbe Recht auf Leben und Freiheit haben wie die Menschen, denn auch für sie ist ihr Leben kostbar, so wie dem Menschen sein Leben kostbar ist. Will Kymlicka ergänzt: „Tiere wollen leben und gedeihen. Für sie selbst macht es einen Unterschied, wie sich ihr Leben gestaltet. Genau darin liegt ja auch letztlich der Grund für die Menschenrechte.“ Für Will Kymlicka kommt es darauf an, dass man sein eigenes Leben wertschätzt und die anderen das respektieren. Die Mehrheit der Bevölkerung denkt ja auch nicht, dass klügere und produktivere Menschen weiter gehende Rechte haben als andere.

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Andreas Wirsching erklärt das westeuropäische Parteiensystem

In der Geschichte der europäischen Demokratie gehört es laut Andreas Wirsching zu den wichtigsten Funktionen von Parteien, das Massenpublikum in den demokratischen Prozess der Willensbildung zu integrieren. Andreas Wirsching schreibt: „Parteien bilden die entscheidenden Schnittstellen zwischen Politik und Gesellschaft und erfüllen eine zentrale Aufgabe, indem sie gesellschaftliche Anliegen aufnehmen, transportieren und auf die politische Tagesordnung setzen.“ In Westeuropa pendelten sich seiner Meinung nach überraschend schnell nach 1945 entsprechende politische Parteienverhältnisse ein, zum Teil sicherlich auch in Anknüpfung an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Tatsächlich restaurierte sich ein Parteiensystem der Eliten des alten Europas, die noch im 19. Jahrhundert sozialisiert worden waren. Andreas Wirsching ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

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Die Freiheit darf sich nicht auf die Eliten beschränken

Laut Lisa Herzog muss derjenige, der ein Leben in Freiheit führen möchte, den ungezügelten Markt bekämpfen. Der Grundwert des Liberalismus ist ihrer Meinung nach die Freiheit des Individuums. Rechte sichern diese Freiheit. Sie schützen die Religion, die eigene Meinung und deren Äußerung sowie den Lebensstil vor willkürlichen Zugriffen. Lisa Herzog erklärt: „Diese wiederum müssen selbst durch staatliche Instanzen durchgesetzt werden – schon in diesem Sinne kann  ein konsistenter Liberalismus nicht völlig vom Staat absehen. Lisa Herzog hat Philosophie und Ökonomie studiert, an der Universität Oxford über Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Adam Smith promoviert und habilitiert sich jetzt an der Universität St. Gallen.

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Die berühmteste alternative Schule heißt Summerhill

Vor neunzig Jahren wurde Summerhill von A.S. Neill gegründet. Heute leitet seine Tochter Zoë Readhead das alternative Schulprojekt. Die Kritik an dem demokratischen Schulansatz ist auch fast ein Jahrhundert nach der Gründung noch immer nicht verstummt. Zoë Readhead erzählt: „Es gibt sie bis heute – weil die Menschen uns missverstehen! Sie glauben, dass die Kinder hier tun und lassen können, was sie wollen, und dass es bei uns laut und chaotisch ist. Dabei stimmt das Gegenteil: Es geht in Summerhill sehr ruhig und diszipliniert zu.“ Summerhill wird in den Medien gerne als Inbegriff der antiautoritären Erziehung hingestellt, obwohl schon der Gründer A.S. Neill diesen Begriff ablehnte und ihn auch selbst nie gebrauchte.

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Es bahnt sich ein Europa der zwei Geschwindigkeiten an

Die Macht über die Staatsfinanzen ist für den Historiker Hans-Ulrich Wehler historisch der Kernbestand, der von allen demokratischen Parlamenten verteidigt wird. In den Ländern Europas ist eine skeptische Abneigung dagegen gegeben, die Verfügungsgewalt über das Staatsbudget abzutreten. Laut Hans-Ulrich Wehler gibt es aber in den letzten eineinhalb Jahren mit der Europäischen Zentralbank eine Art von informeller Wirtschaftsregierung in Europa. Er erklärt: „Sie kauft Staatsanleihen von wackligen Staaten wie Griechenland, Portugal, Irland auf und greift in diesem Sinne schon in das Souveränitätsrecht der Länder ein.“ Die angestrebte Fiskalunion in Europa würde seiner Meinung nach noch eine stärkere Formalisierung bedeuten, denn man müsste dann eine politische Instanz bilden, die die Finanzlage der einzelnen Staaten kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren kann.

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Montesquieu unterscheidet drei Regierungsformen

Montesquieu definiert das Wesen des Staates über seine verschiedenen Abhängigkeiten wie vom Klima, von der Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Religion. Seiner Meinung nach gibt es ein politisches Recht, dass für jede einzelne Gesellschaft verschieden ist. Die Zusammenfassung aller Rechte einer Gesellschaft nennt er Staat, der für ihn eine Verkörperung von Macht und Gesetz darstellt. Montesquieu unterscheidet drei Formen der Regierung: Republik, Monarchie und Despotie. In einer Republik ist das gesamte Volk oder ein Teil des Volkes im Besitz der souveränen Macht. Die Souveränität des Volkes in der Republik wird vor allem dadurch deutlich, dass die Gesetze, auf dem Wege der Abstimmung, allein vom Volk beschlossen werden.

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Ein Kampf der Kulturen sollte vermieden werden

Gemäß Andreas Wirsching ist die Neue Islamische Präsenz in Westeuropa seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts zu einem heiß diskutierten Thema geworden. Er erklärt: „Zu vielen Hunderttausenden und mehr kamen Indonesier und Surinamer in die Niederlande, Pakistaner nach Großbritannien, Türken nach Deutschland, Nordafrikaner nach Frankreich, Italien und Spanien.“ Im Jahr 2008 lebten in den 27 Staaten der Europäischen Union mehr als 19 Millionen Menschen, die aus Regionen außerhalb der EU zugewandert waren. Die große Mehrheit von ihnen sind Muslime – allein in Deutschland leben über vier Millionen von ihnen. Andreas Wirsching ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

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Alexander Mitscherlich setzt sich für die Toleranz ein

Die Überwindung, die in jedem toleranten Akt steckt, wirft laut Alexander Mitscherlich als Belohnung ein Freiheitserlebnis ab. Es ist eine beglückende Erfahrung, frei vom Zwang der Unduldsamkeit, der Unerträglichkeit, der Feindseligkeit zu sein. Doch die Selbsterfahrungen dieser Qualität sind relativ selten. Toleranz hat immer etwas mit Gleichmut zu tun: Ertragen, Erdulden heißt, psychologisch ein Gleichgewicht gegen störende Einflüsse von außen aufrechterhalten zu können. Wer tolerant ist und dabei seine Identität nicht gefährden will, muss fähig sein, sich Versagungen auferlegen zu können.

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Die eingeschränkten Rechte zukünftiger Generationen

Die Menschheit verfügt heute über die Macht, die Erde ihren Nachfahren als einen weit weniger angenehmen Planeten zu hinterlassen, als sie ihn von ihren Vorfahren geerbt hat. Laut Joel Feinberg vermehren sich die Menschen immer stärker, veröden die fruchtbaren Böden in einem immer größeren Ausmaß, verpesten die Flüsse, Seen und Meere mit Giften und Abfällen, holzen die Tropenwälder ab und vergiften die Atmosphäre mit Giftgasen. Dabei sind alle nachdenklichen Zeitgenossen sich darüber einig, dass die Menschen dies nicht tun sollten. Joel Feinberg schreibt: „Die meisten würden sogar sagen, dass die Erhaltung unserer Umwelt nicht nur moralisch gefordert, sondern dass wir sie auch unseren Nachkommen schulden, und zwar um ihrer selbst willen.“

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Die Gliederung der Gesellschaft bei Aristoteles

Gemeinschaft bedeutet für Aristoteles immer eine Vielheit, eine Pluralität. Die Polis ist für ihn eine Gesellschaft der vielen freien Bürger, die gleichberechtigt sind und die Gemeinschaft des Stadtstaates begründen. Der Philosoph definiert den Menschen als ein Wesen, das auf die Gemeinschaft der Polis hin angelegt ist. Der Mensch ist für ihn auf der einen Seite an die Gesellschaft der Mitmenschen gebunden, auf der anderen Seite ist die Gemeinschaft auf jeden einzelnen freien Menschen angewiesen, da sie sich aus der Vielzahl der Individuen zusammensetzt. Aristoteles gliedert die Gesellschaft aufsteigend von der kleineren zur größeren Gemeinschaft.

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Die Arbeitslosigkeit kann in Deutschland jeden treffen

Günter Ogger erscheint der Niedergang der Arbeiterklasse harmlos im Vergleich mit dem Drama, in dem die rund 18 Millionen Angestellten die Hauptrolle spielen. Der Autor geht davon aus, dass die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes Deutschland gründlicher verändern wird als die Wiedervereinigung. Entlassen Firmen wie Deutsche Bank, Siemens und Co. Angestellte wird das auf dem Aktienmarkt mit Kursgewinnen belohnt. Die Angestellten sind nur noch ein Kostenfaktor in der Bilanz. 2006 hatten nur noch 50 Prozent der Beschäftigten eine Vollzeitstelle. 4,6 Millionen Menschen stecken bereits in Teilzeitjobs. Arbeitsverhältnisse, deren Lohn nicht zum Leben reicht, nehmen massiv zu.

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