Eine geopolitische Mittellage hat einen großen Nachteil

Herfried Münkler erklärt: „Im Verlauf des 16. und 17. Jahrhunderts bildete sich für die Deutschen eine geopolitische Lage in der Mitte des Kontinents heraus, mit der sie sich nicht leichttaten.“ Denn die geopolitische Mittellage hat einen großen Nachteil. Denn die aus der Mitte heraus zur Hegemonie über einen Großraum strebende Macht hat es auf mindestens zwei Seiten mit Konkurrenten zu tun, die diesen Aufstieg verhindern wollen. Eine der geopolitischen Beobachtungen besagt darum, dass Aufstiege aus einer Mittellage selten gelingen und, wenn sie doch einmal gelungen sind, stets prekär und bedroht bleiben. Deswegen, so die daraus abgeleitete geopolitische Direktive, ist es ratsam, sich in eine periphere Position zu manövrieren, wenn man als raumbeherrschenden Akteur agieren will. Herfried Münkler ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Viele seiner Bücher gelten als Standardwerke, etwa „Imperien“ oder „Die Deutschen und ihre Mythen“.

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