Große Umbrüche führen zu besonderer Erregung

Es entspricht der Logik der Gefühle, dass permanente Vergnügungen sich abnutzen und permanente Entbehrungen ihre Schärfe verlieren. Das gilt auch für die Liebe. So zeigen zum Beispiel Studien, dass die Häufigkeit sexueller Kontakte mit einem Partner umso mehr sinkt, je länger eine Beziehung besteht. Nach einem Jahr Ehe ist die sexuelle Frequenz in der Regel nur noch halb so groß wie im ersten Ehemonat, danach sinkt sie langsamer. Der Gefühlsforscher Aaron Ben-Ze`ev stellt fest: „Das mag man zwar bedauern, aber so funktioniert nun einmal unser emotionales System.“ So sei etwa ein gewisses Maß an Veränderung die Voraussetzung für Glücklichsein. Besondere Erregung spüren Menschen immer bei großen Umbrüchen im Leben. Ulrich Schnabel nennt Beispiele: „Bei einer Hochzeit, der Geburt eines Kindes, bei einem neuen Job, aber auch bei einer Trennung oder Scheidung.“

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Alle Menschen sind Opfer eines Macht-Paradoxes

Es ist der Gemeinsinn und nicht die Ellenbogen, die den Menschen Macht verleihen. Doch sobald sie die Macht haben und ihren Verführungen erliegen, geht ihnen die soziale Kompetenz schnell wieder verloren. Der renommierte amerikanische Psychologe Dacher Keltner sagt, dass alle Menschen Opfer dieses Macht-Paradoxes sind. In seinem neuen Buch „Das Macht-Paradox“ zeigt er, wie die Verhältnisse der Macht jeden Winkel des sozialen Lebens bestimmen. Nur wer sich dies vor Augen führt, kann das Macht-Paradox auflösen. Damit die „Guten“ nicht nur an die Macht kommen, sondern empathisch bleiben und sie behalten. In seinem Buch geht es Dacher Keltern um einen Zusammenhang des sozialen Lebens, der das alltägliche Miteinander ausmacht und bestimmt, worauf das Leben letzten Endes hinausläuft. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

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Verzeihen bedeutet Verzicht auf Vergeltung und Wiedergutmachung

Verzeihen ist grundlegend für das menschliche Zusammenleben. In ihrem Buch „Verzeihen“ beantwortet die Philosophin Svenja Flaßpöhler unter anderem die Frage, wie Menschen, die schuldig geworden sind, der Spirale aus Schuld und Sühne entkommen können. Außerdem lotet sie mittels philosophischer Gedankengänge die Grenzen des Verzeihbaren aus. Wer verzeiht, beschuldigt nicht länger andere für das eigene Leid, fordert keine Rache oder ein Urteil vor Gericht, sondern lässt die Sache auf sich beruhen. Svenja Flaßpöhler ergründet, indem sie Opfer wie Täter zu Wort kommen lässt, unter welchen Bedingungen ein Schuldenschnitt im moralischen Sinne gelingen kann. Svenja Flaßpöhler schreibt, dass ihr Buch ein Versuch sei, das Verzeihen zu verstehen: „Wer verzeiht, handelt weder gerecht noch ökonomisch, noch logisch. Verzeihen bedeutet dem Wort nach: Verzicht auf Vergeltung. Verzicht auf Wiedergutmachung.“ Svenja Flaßpöhler ist promovierte Philosophin und stellvertretende Chefredakteurin des „Philosophie Magazin“.

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Nur der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstbestimmung

Das Wählen ist für den Menschen eine Pflichtaufgabe. Das hat der Philosoph Jean-Paul Sartre den „Zwang zur Freiheit“ genannt. Ein Mensch wählt immer, ob er sich nun dessen bewusst ist oder nicht. Reinhard K. Sprenger betont: „Aber das bewusste Wählen ist es gerade, dass der Wahl die Würde gibt. Echte Verantwortung erwächst also aus einer bewussten Wahlentscheidung.“ Ein Weiser sagt: „Wähle, was du tust, dann tust du immer, was du gewählt hast.“ Wer sich dagegen als Opfer der Umstände erlebt, macht andere verantwortlich, lebt nicht selbstbestimmt. Dann hat das Jammern kein Ende. Dann zahlt man den höchsten Preis, den man in diesem Leben zahlen kann: den Verlust der Selbstachtung. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Gewalt gegen Frauen und Fremde ist durch nichts zu rechtfertigen

In Deutschland wurden im Jahr 2015 rund 117.000 Frauen vergewaltigt oder sexuell belästigt; jede Fünfte vom Ehemann, Freund oder von der Ex-Beziehung. Etwa 643.000 Frauen wurden Opfer von Gewalt in Beziehungen, verschleiernd „häusliche Gewalt“ genannt. Und 327 wurden getötet; eine von dreien vom eigenen Ehemann oder Freund. Woher die Zahlen kommen? Alice Schwarzer kennt die Antwort: „Es handelt sich um reale Fälle, bei den Toten, oder um erstattete Anzeigen mal zwölf.“ Denn, so erforschte das Bundesfrauenministerium in einer breit angelegten Studie: Nur jedes zwölfte Opfer von Gewalt erstattet Anzeigen. Und da redet Alice Schwarzer weder von Flüchtlingen noch von Migranten, noch vom Islamismus: „Diese epidemische, strukturelle Männergewalt in unserer christlich geprägten Demokratie ist hausgemacht. Sie ist das dunkle Geheimnis im Herzen des Machtverhältnisses der Geschlechter.“ Alice Schwarzer (73) ist Feministin sowie Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Emma“.

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Jeder ist für die Erfüllung seiner Wünsche selbst verantwortlich

Niemand ist an den Plänen eines Menschen interessiert. Was ein Mensch tut – darauf kommt es an. Reinhard K. Sprenger betont: „Niemand schuldet Ihnen die Erfüllung Ihrer Wünsche.“ Manchmal braucht man allerdings die Kooperation anderer Menschen, um die eigenen Wünschen zu erfüllen. Das ist die unintelligenteste Art, sein Leben zu leben: darauf warten, dass sich die eigenen Wünsche von selbst erfüllen. Warten heißt: Man gibt den anderen, den Umständen, den Ereignissen viel Macht über sein Leben. Anerkennen, dass man allein für die Erfüllung seiner Wünsche verantwortlich ist, hat den großen Vorteil, dass man die Macht zurückgewinnt. Man hört auf zu warten und ist frei zu handeln. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Massenmörder ist heutzutage eine Karriere geworden

„Sinnlose“ Massenmorde gehören zu den großen Gesten in den Konsumgesellschaften des 21. Jahrhunderts. Wolfgang Schmidbauer stellt fest: „Sie werden zunehmen und uns bedrohen, bis wir ein wirksames Gegenmittel finden.“ Die meisten gewissenhaften Selbstbeobachter werden zugeben, dass ihnen Mordimpulse nicht gänzlich fremd sind. Massenmörder ist heutzutage eine Karriere geworden. Die meisten Täter schaffen sich durch die Tat aus der physischen Welt, hoffen aber auf unsterblichen Ruhm. Diese Formen des Massenmords sind wie eine Seuche. Sie breitet sich aus. Wenn wir eine Kurve der Zahlen von Tätern und Opfern zeichnen könnten, sie würde steil ansteigen. Wo die Suche nach den Wurzeln der Tat etwas tiefer graben kann, entdeckt sie den Zusammenprall von Krisen des Selbstwertgefühls mit dem als erlösend und ruhmreich imaginierten Endpunkt des Massenmordes.

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Der Staat hat für sichere Märkte zu sorgen

Märkte sicher zu machen ist eines der ältesten Probleme des Marktdesigns, das weit vor die Erfindung der Landwirtschaft zurückreicht, als Jäger Axtköpfe und Pfeilspitzen tauschten. Archäologen finden sie heute an Stellen, die Tausende von Kilometern von dem Ort ihrer Herstellung entfernt liegen. Alvin E. Roth nennt ein anderes Beispiel: „In jüngerer Vergangenheit waren Könige im mittelalterlichen Europa unter anderem dafür verantwortlich, Händlern eine sichere Passage auf den Wegen von und zu den Märkten und Messen zu gewährleisten.“ Ohne das Versprechen einer sicheren Passage hätten diese Märkte nicht funktioniert; sie wären so riskant gewesen, dass sie nicht viele Teilnehmer angelockt hätten. Und wenn diese Märkte versagt hätten, hätten die Königreiche niemals den Wohlstand erreicht, den Märkte direkt und über die Steuern, die auf sie erhoben werden, erzeugen. Im Jahr 2012 erhielt Alvin E. Roth den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Der Wirtschaftsprofessor lehrt an der Stanford University.

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Die AfD ist eine Sammlungspartei von Unzufriedenen

Im Bundeswahlgesetz sind die Lehren aus den Schwächen der Weimarer Verfassung gezogen worden, beispielsweise die Fünf-Prozent-Hürde, mit der die Zersplitterung des Parteiensystems verhindert werden soll. Auf die Frage, ob dies für Stabilität sorgt, antwortet der Historiker Andreas Rödder: „Wenn eine Partei über fünf Prozent landet, nützt diese Hürde auch nichts mehr. Un bei der letzten Bundestagswahl haben fast zehn Prozent der Wähler für zwei Parteien gestimmt, die es dann nicht ins Parlament geschafft haben, die FDP und die AfD. Ob das unser System am Ende stabilisiert oder nicht vielmehr Unzufriedenheit schafft, ist eine offene Frage.“ Politiker wie Wolfgang Schäuble und Sigmar Gabriel rücken die AfD in die Nähe der Nationalsozialisten. Andreas Rödder lehrt Neueste Geschichte an der Universität Mainz und veröffentlichte zuletzt den Bestseller „21.0. Eine kurze Geschichte der Gegenwart“.

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Viele Menschen machen sich selbst klein

Es gibt ein weitverbreitetes Phänomen: Wenn es etwas Positives zu sagen gibt, wenn etwas gelingt, dann ist man es selbst gewesen. Wenn nicht, sind die anderen schuld. Reinhard K. Sprenger ergänzt: „Die meisten Menschen haben nicht das geringste Problem, die Verantwortung für das Gute, das Gelungene, das geglückte in ihrem Leben zu übernehmen.“ Für das Positive erklären sich die meisten Menschen – mal stillschweigend, mal prahlerisch – verantwortlich. Wenn die Dinge aber schiefgegangen sind, mutieren die meisten Menschen plötzlich zum Opfer. Das Urheberrecht wird abgewiesen: an die Umstände, das Pech, die anderen. Auch Wissenschaftler übernehmen gern für positive Leistungen die Verantwortung, bei negativen Begleiterscheinungen sprechen sie lieber von unvorhersehbaren Nebenfolgen und Restrisiko. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Neue Gewohnheiten lassen keine Ausnahme zu

Der amerikanische Psychologe William James schrieb im Jahr 1877 eine kurze Abhandlung mit dem Titel „Gewohnheit“. Darin heißt es: „Wenn man versucht, ein anständiges Leben zu führen, soll man sein Nervensystem zu seinem Verbündeten und nicht zu seinem Gegner machen. Es empfiehlt sich, bestimmte Gewohnheiten so tief in sich zu verankern, dass sie zu einem unwillkürlichen Instinkt werden.“ Wer eine neue Gewohnheit annehmen will, sollte dies mit größtmöglicher Entschlossenheit anpacken. Außerdem soll man den Beginn einer neuen Gewohnheit zu einem bedeutenden Ereignis in seinem Leben machen. Dann darf man keine Ausnahme machen, bis die Gewohnheit zu einem festen Bestandteil des Alltagslebens geworden ist. Denn ein kleiner Patzer macht viele edle Akte der Selbstbeherrschung zunichte. Anschließend soll man jede Gelegenheit nutzen, um die Gewohnheit zu schulen.

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Die Freiheit erschreckt viele Menschen zu Tode

Die Freiheit ist ein wundersames Ding. Die meisten Menschen sehnen sich danach, schätzen sie als höchstes Gut. Gleichzeitig aber erschreckt sie viele zu Tode. Weil aus ihr auch Schuld resultiert. Reinhard K. Sprenger schaut sich beispielsweise an, wie in modernen Gesellschaften Verbrechen reflektiert werden: „Der Bildungsbürger führt sie auf die Gräuel desolater Familienverhältnisse, auf seelische Defekte und soziale Missstände zurück. Da müsse man ja geradezu zwangsläufig kriminell werden!“ So werden die Dinge allerdings ins Gegenteil verkehrt – aus Tätern werden Opfer. Sie sind von vornherein unmündige Personen; ihr Rechtsbruch insofern verstehbar, ein Unfall. Der Unhold gehört dann in die Gesellschaft der Kranken, Armen und Ausgestoßenen, denen fürsorglich und therapeutisch zu begegnen ist. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Entscheidungen sind manchmal schwer zu treffen

Oft erscheint nichts schwieriger, als eine klare, bewusste Entscheidung zu treffen, da ein Mensch kaum alle Auswirkungen seiner Entscheidung gedanklich vorwegnehmen kann. Man ist fast immer gezwungen, aufgrund unvollständiger Informationen zu wählen. Oder, wie es der Philosoph Immanuel Kant einst ausdrückte: „Die Notwendigkeit zu entscheiden übersteigt die Möglichkeit zu erkennen.“ Außerdem ist ein Mensch natürlich äußeren Einflüssen ausgesetzt. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Wählen ist natürlich nur im Rahmen der Naturgesetze möglich; wir können das Gravitationsgesetz nicht außer Kraft setzen.“ Und die wenigsten Menschen leben einsam auf einer Insel. Menschen sind soziale Wesen und brauchen andere, um ihre Ziele zu erreichen. Dazu kommen Ereignisse, die nicht im Bereich der persönlichen Kontrolle liegen: politische, wirtschaftliche, gesundheitliche. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Ich will die Welt nach meinem Willen prägen

Reinhard K. Sprenger vertritt in seinem Buch „Die Entscheidung liegt bei dir!“ folgende Hauptthese: „Glück ist keine Glückssache. Glück, was auch immer Sie persönlich darunter verstehen, ist nicht etwas, das Ihnen „zustößt“. Glück ist das Ergebnis von selbstverantwortlichem, entschiedenem Handeln.“ Er zeigt, wie Menschen eine aktive Rolle übernehmen, wie sie durch aktives Tun der alltäglichen Unzufriedenheit entkommen und wieder die Kontrolle über ihr Leben gewinnen. Das Buch „Die Entscheidung liegt bei dir!“ ist eine Lebensphilosophie des Wollens, die die Fesseln des „Du sollst!“ sprengen und ein Leben ohne Angst ermöglichen will. Diese Lebensphilosophie will die Freiheit mehren und fordert die Menschen zum aufrechten Gang der Mündigkeit auf. Reinhard K. Sprenger ist promovierter Philosoph und gilt als einer der profiliertesten Managementberater und Führungsexperte Deutschlands.

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Partnerschaften scheitern aus fünf wichtigen Gründen

Christian Thiel warnt: „Wer auch nur einen einzigen Tag vor dem Fernseher hinter sich hat, der hat mehr Unwahrheiten über die Liebe gelernt, als sich in einem Monat wieder verlernen lassen. Es ist ein unglaublich unrealistisches Bild der Liebe, das täglich über die Bildschirme flimmert. Ein Bild, dem jährlich viele Tausend Beziehungen zum Opfer fallen. Die Liebe ist für Christian Thiel zu wichtig, um sie den Quotenjägern des privaten Fernsehens und den auflagenheischenden Schlagzeilen der Skandalberichterstattung zu überlassen. Seiner Überzeugung nach sind auch heute noch Treue und Beständigkeit wichtige Voraussetzungen für eine langjährige Beziehung. Und ebenso das Wissen davon, was der Liebe Haltbarkeit verleiht und wie Paare schwierige Phasen bewältigen können. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Die Oktoberrevolution wurde zum Vorbild für die extreme Linke

Die deutsche Revolution von 1918/19 vollzog sich vor dem Hintergrund der Ereignisse in Russland, wo seit dem Sommer 1918 der offene Bürgerkrieg herrschte. Ulrich Herbert erklärt: „Antirevolutionäre Kräfte der verschiedensten Richtungen bekämpften dort das neue Regime an allen Fronten, unterstützt von Truppen der Westmächte, die ein Ausgreifen des revolutionären Elans nach Westen fürchteten.“ Die Randstaaten des Reiches erklärten ihre Unabhängigkeit, der russische Vielvölkerstaat schien auseinanderzubrechen. Die Wirtschaft versank im Chaos, die Produktion von Gütern ging dramatisch zurück, die Inflation stieg in schwindelerregende Höhen, wodurch ein riesiger Schwarzmarkt entstand. Der immer heftiger geführte Bürgerkrieg gefährdete auch die Versorgung mit Lebensmitteln in den Städten und führte schließlich zu Hungersnöten, denen rund zwei Millionen Menschen zum Opfer fielen. Ulrich Herbert zählt zu den renommiertesten Zeithistorikern der Gegenwart. Er lehrt als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg.

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Burn-out ist für Alexander Goebel eine Geschichte der Ja-Sager

Burn-out ist eine Katastrophe, die durch emotionale Entscheidungen beziehungsweise Entscheidungsschwäche entsteht, durch Emotion beschleunigt wird und somit von den Erkrankten ebenso wie von Organisationen auch nur emotional bewältigt werden kann. Burn-out ist die Geschichte der Ja-Sager. Alexander Goebel hat, wann immer er darum gebeten wurde, sich etwas zum Thema Burn-out zu überlegen, stets darauf bestanden, den Begriff Burn-out zu vermeiden: „Balance – nicht anderes ist es. Wer unter Burn-out leidet, hat die Balance für seine persönlichen Verhältnismäßigkeiten verloren, die Balance zwischen Arbeitswelt und Privatwelt, die Balance zwischen Selbstbewusstsein und Anerkennung von außen.“ Die komplette Hingabe an die Arbeitswelt, die Bestimmung des Jobs als des einzig Wichtigen im Leben, das ist eine schleichende Entwicklung. Alexander Goebel ist seit 40 Jahren erfolgreich im Emotionsgeschäft unterwegs.

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Die Selbstbehauptung der inneren Wahrheit zeugt von Ehre

Zur ultimativen Aufklärung zählt Rotraud A. Perner nicht nur das Nachforschen, wer aus bestimmten Aktionen und Konstellationen welchen Gewinn ziehen will und wird, sondern auch, welche Werte damit verwirklicht werden. Manche Berufe verlangen von ihren Angehörigen Eide, mit denen sie sich darauf verpflichten, darauf zu achten, keinen Schaden anzurichten, Verschwiegenheit zu bewahren oder auch sich ihren Erziehungs- oder Fürsorgeunterworfnenen nicht sexuell zu nähern. Man spricht in diesen Fällen von Ethikrichtlinien oder auch von Standesehre. Ehre oder auch Würde sind heute aber vielfach als Werte verloren gegangen. Unter Ehre versteht Rotraud A. Perner nicht bloß als Anspruch auf Ehrerbietung oder Ehrungen, sondern als Kern der Selbstachtung und Selbstbehauptung der inneren Wahrheit. Rotraud A. Perner ist Juristin, Psychotherapeutin, Psychoanalytikerin und absolvierte postgraduale Studien in Soziologie und evangelischer Theologie. Eines ihrer aktuellen Bücher heißt „Die reuelose Gesellschaft“ und ist im Residenz Verlag erschienen.

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Soziale Netzwerke sind ein Nährboden für Cybermobbing

Wer andere im Internet schikaniert will diese bewusst quälen. Im World Wide Web herrscht eine geringe Hemmschwelle für die Täter und großes Leid für die Opfer. Fast jeder fünfte Jugendliche hat bereits und Hassattacken im Netz gelitten. Ein Nährboden für Cybermobbing sind vor allem Soziale Netzwerke: mit gemeinen Kommentaren auf Facebook, herablassenden Posts auf Instagram oder bloßstellenden Videos auf Whatsapp sehen sich einer Onlinestudie von Vodafone und dem Meinungsforschungsinstitut YouGov zufolge viele Jugendliche in ihrem Alltag konfrontiert. Fast 5.000 junge Menschen im Alter von 13 bis 18 Jahren wurden dafür weltweit befragt. Die deutliche Mehrheit gab zu: Wer nicht selbst gemobbt wurde, dem ist mindestens ein Fall von Mobbing im Internet bekannt. Fast 40 Prozent der Befragten hatten ein Opfer im engen Familien- oder Freundeskreis.

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An amerikanischen Universitäten gibt es wieder indizierte Bücher

Die Studenten der Columbia University in New York wollen seit einiger Zeit von Ovids „Metamorphosen“ gewarnt werden. Denn die Geschichten von den liebestollen Göttern und ihren Nachstellungen laufen in der Regel auf den Tatbestand der sexuellen Nötigung hinaus. Inzwischen gibt es vieles, was bei anfälligen Studenten ungute Gefühle hervorrufen kann. Psychologen nennen das triggern. Professoren müssen das in Zukunft berücksichtigen. Die Forderungen von Studenten nach „Trigger Warnings“ sind während der letzten zwei Jahre im amerikanischen Hochschulbetrieb zu einem beherrschenden Thema geworden. Viele Universitäten haben dem Druck nachgegeben. Es gibt jetzt wieder indizierte Bücher, eigentlich sogar ganze Themenbereiche. Das Beharren darauf, dass schon die Benennung einer Verletzung wie eine semiotische Voodoopuppe selbst eine Verletzung hervorruft, führt in der Konsequenz natürlich dazu, dass im Prinzip schon Trigger-Warnungen selbst zu Triggern werden und am besten jedes Thema, bei dem sich jemand verletzt fühlen könnte, gleich ganz vermieden wird.

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So sahen Sitte und Brauchtum im antiken Griechenland aus

Ein Grundzug im sittlichen Denken des antiken Griechenlands ist die Teilnahme am öffentlichen Leben, das jedoch fast ausschließlich den Männern vorbehalten war. Männlich geprägt sind nicht nur der Sport und die Feldzüge, sondern auch die gesamthellenische Liebe zum männlichen Körper, der in höchster Vollendung dargestellt wird und in der griechischen Kunst eine dominierende Stellung einnimmt. In diesem Zusammenhang ist auch die Homosexualität zu betrachten, die nicht nur in den dorischen Männerbünden, sondern in ganz Hellas als normal angesehen und nie in Frage gestellt wurde, sofern ein erwachsener Mann auch für die Nachkommenschaft in seiner Familie sorgte. Die sportliche Ausbildung am Gymnasium und der tätige Anteil am politischen Geschehen sind ebenso selbstverständlich wie die Teilnahme an den religiösen Festen, die nur in den seltensten Fällen einer gesetzlichen Regelung bedurften.

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Peter Bieri erkundet die rätselhafte Welt der Affekte

Affekte können die Menschen nicht einfach anstellen und abstellen. Sie sind nicht frei verfügbar. Die Menschen können sich aber fragen, ob ihre Affekte einer Situation angemessen sind, ob sie zu einer Begebenheit und ihrer Geschichte passen. Denn man möchte nicht von Affekten bestimmt und getrieben werden, die jeder Grundlage entbehren. Denn dann würden die Affekte wie ein Gefängnis erscheinen. Die Menschen möchten in ihren Affekten nicht das Opfer von lauter Irrtümern sein. Peter Bieri erläutert: „Vielleicht könnte man von einer Autorität im Empfinden sprechen: Wir möchten sicher sein, dass wir angemessen empfinden. Und wir können etwas für diese Autorität tun, was auf der Selbstständigkeit im Beurteilen beruht: uns über den wirklichen oder irrtümlichen Anlass der Affekte Gewissheit verschaffen.“ Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor für Philosophie in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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Bei der Scham treten Gefühle der Machtlosigkeit auf

„Wer Scham empfindet, fühlt sich – zumindest für den Augenblick – machtlos. Und wer Macht hat, neigt nicht dazu, sich zu schämen“, stellt Ulrich Greiner fest. Empfindungen der Scham sind dabei relativ unabhängig von einer historischen und kulturellen Situation, wobei die Betonung auf dem Wörtchen relativ liegt. Außerdem sind diese Schamempfindungen auf besondere Weise von der der sozialen Lage desjenigen bestimmt, der sich schämt oder beschämt wird. Niederdrückende Armut oder demütigende Abhängigkeit können dabei eine entscheidende Rolle spielen. Es geht dabei auch immer um Fragen der Macht. Das können auch mehr oder weniger zufällige sein. Ulrich Greiner war zehn Jahre lang der Feuilletonchef der ZEIT. Als Gastprofessor lehrte er in Hamburg, Essen, Göttingen und St. Louis. Außerdem ist er Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

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Man muss den Kapitalismus vor den Kapitalisten schützen

Wenn es einen Begriff gibt, der alles Unbehagen am Kapitalismus und an der Marktwirtschaft verkörpert, dann ist es „neoliberal“. Der Neoliberalismus bezeichnet ungefähr dies: Marktradikalismus, Rückzug des Staates, Abbau der sozialen Leistungen und freies, eben liberales, Spiel der Kräfte im Wirtschaftsleben. Natürlich wissen Ökonomen, dass man damit den Begründern der neoliberalen Schule des wirtschaftswissenschaftlichen Denkens in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts Unrecht tut. Walter Eucken, Alfred Müller-Armack, Alexander Rüstow und Wilhelm Röpke waren alles als Marktradikale. Politisch waren sie freiheitlich und so bürgerlich, wie es gerade in Deutschland eher selten ist. Von Wilhelm Röpke gibt es zum Beispiel eine klar geschriebene „Lehre von der Wirtschaft“, ein Grundlagenlehrbuch der Ökonomie. Dort finden sich Argumente, die auf viele heutige Probleme passen und die Klischees über den Neoliberalismus widerlegen.

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Den Ausgleich von Leid nennt man Rache oder Vergeltung

Wenn jemand einem anderen Menschen wissentlich Leid zufügt, verspürt das Opfer Empörung, Groll oder sogar Hass. Solche Empfindungen verlangen, dass etwas geschieht: ein Ausgleich von Leid, der zur Besänftigung des Zorns beiträgt. Peter Bieri erklärt: „Diesen Ausgleich nennen wir Rache oder Vergeltung. Das ist es, was die Opfer von den Richtern erwarten: dass sie den Täter hinter Gitter bringen und so Leid mit Leid vergelten.“ Wer ein mildes Urteil ungerecht nennt, dann meint er: Das ist nicht Leid genug, um begangenes Leid aufzuwiegen. Und auch wenn Menschen ohne Richter Vergeltung üben, sprechen sie manchmal von Gerechtigkeit. Peter Bieri, geboren 1944 in Bern, studierte Philosophie und Klassische Philologie und lehrte als Professor in Bielefeld, Marburg und an der Freien Universität Berlin.

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