Eine der Meistererzählungen der Liebe, ihrer Erfahrung, ihres Verständnisses oder Unverständnisses ist die vom Bruch zweier Kulturen. Peter Trawny erklärt: „Zunächst war da Eros, dieser geflügelte Gott, der ein Begehren hervorrief, das oft nicht anders als tragisch enden konnte: Phädra-mäßig, die sich in der Scham enttäuschter Liebe selbst erhängte.“ Dann die Agape, die jesuanische Gabe, Appell zum friedlichen Miteinander: Christus am Kreuz, der noch seine Henker liebt. Dazwischen soll ein Abgrund gähnen. Vermutlich gehört diese Erzählung zum Christentum, das offenbar ein Interesse hatte, die heidnischen Ausschweifungen zu verdammen. Denn einen Abgrund gibt es zwischen der erotischen Liebe und der Nächstenliebe wohl nicht, doch sind Unterschiede deutlich vorhanden. Peter Trawny gründete 2012 das Matin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, dessen Leitung er seitdem innehat.