Hannah Arendt stellt fest, „dass man der Staatsräson jedes Prinzip und jede Tugend eher opfern“ könne „als gerade Wahrheit und Wahrhaftigkeit“. Das liegt für Peter Trawny auf der Hand: „Indem sich die Politik im Element des Scheins und der Täuschung bewegt, wird die Wahrheit, die Anerkennung bestimmter Tatsachen, immer unverzichtbarer.“ Selbst in demokratischen Systemen etablieren sich Öffentlichkeiten, in denen zwar das Allermeiste sagbar bleibt, doch bestimmte Aussagen gesellschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Wie in totalitären Systemen scheinen Männer und Frauen bereit zu sein, sich selbst zu canceln, wenn es dem großen Ganzen dient. Die Disziplinierungen in Ost und West sind verschieden, doch beide wirksam. Ausgesprochene Tatsachen sind politisches Dynamit. Peter Trawny gründete 2012 das Matin-Heidegger-Institut an der Bergischen Universität in Wuppertal, dessen Leitung er seitdem innehat.