Das soziale Unbewusste ist ein Teil der Kultur

Viele Überzeugungen eines Menschen liegen in einer weitgehend undefinierten Form vor, die Terry Eagleton als soziales Unbewusstes bezeichnet. Dabei handelt es sich um jenen riesigen Bestand an Instinkten, Vorurteilen, religiösen Einstellungen, Empfindungen, halb ausgeformten Meinungen und spontanen Annahmen, die das Substrat der das Substrat der alltäglichen Verhaltensweisen bilden und die man selten in Frage stellt. Terry Eagleton ergänzt: „Tatsächlich sind einige dieser Annahmen so tief verwurzelt, dass wir sie vermutlich nur in Zweifel ziehen könnten, wenn es zu einer weitreichenden Veränderung unsere Lebensweise käme, die sie uns zum ersten Mal deutlich zu Bewusstsein brächt.“ Dieses soziale Unbewusste ist ein Aspekt dessen, was man unter Kultur versteht. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Schönheit ist sichtbare Liebe

Frank Berzbach zeigt in seinem Buch „Die Form der Schönheit“ Wege auf, ein glücklicheres Leben zu führen, den Sinn für die Schönheit zu schärfen und ein Bewusstsein für Ästhetik zu entwickeln. Nur so kann ein Mensch die Schönheit eines Individuums, von Kleidung und Essen sowie auch die der Natur wertschätzen. Gleich auf der ersten Seite schreibt Frank Berzbach, dass man das Transzendente nie loswird, wenn es um Schönheit geht. Denn sie ist weder rational noch logisch, sie ist nicht nützlich und nicht unnütz. Sie lässt sich aber assoziativ und essayistisch umkreisen, ihr wohnt etwas Persönliches inne. Frank Berzbach glaubt an die Möglichkeit, Menschen für die Schönheit zu sensibilisieren. Dr. Frank Berzbach unterrichtet Psychologie an der ecosign Akademie für Gestaltung und Kulturpädagogik an der Technischen Hochschule Köln.

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Die Weisheit ist die Kunst des Lebens

Der römische Philosoph und Staatsmann Seneca schreibt: „Liebe ist Vernunft! Diese Liebe wird die wappnen auch gegen das Härteste.“ Gleichwohl ist diese Einsicht nur die eine Seite der Weisheit. Ein Mensch muss sie auch umsetzen können. Seneca fährt fort: „Die Weisheit ist eine Kunst, eine Kunst des Lebens.“ Albert Kitzler weiß: „Erst im Laufe der Zeit verfestigt sich die Weisheit durch kontinuierliches Üben, Praktizieren und durch Erfahrungen zu einer inneren Haltung und tatsächlichen Bewältigung des Lebens, die Freude und Erfüllung verschafft und Fehlverhalten weitgehend vermeidet.“ Durch anhaltendes Üben wird das Erlernte zu einer festen Lebenspraxis und zu einem Teil des Charakters. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Deutschland hat sich einst nur über seine Kultur definiert

Wer eine deutsche Zeitung aufschlägt, landet mit großer Wahrscheinlichkeit bei einem Teil, über dem „Feuilleton“ steht. Oder eben „Kultur“. Hier meint „Kultur“ nicht mehr und nicht weniger als „Kunst“. Es ist Thea Dorn wichtig, darauf hinzuweisen, dass es möglicherweise doch einen Bereich gibt, in dem der Staat bestimmte Aspekte der Kultur besonders fördern und privilegieren, in diesem Sinne von „Leitkultur“ sprechen darf: „Eben wenn es um Kunst, wenn es um die geistig-kulturellen Fundamente unseres heutigen Selbstverständnisses geht.“ Kein anderes Land der Welt – außer vielleicht Italien, die zweite der „verspäteten“ europäischen Nationen, und Griechenland als Erbe des antiken Hellas – hat sich so stark, ja in einer bestimmten Epoche sogar ausschließlich über seine Kultur im Sinne von Kunst, Philosophie und Geisteswissenschaft definiert, wie Deutschland dies getan hat. Thea Dorn studierte Philosophie und Theaterwissenschaften. Sie schrieb eine Reihe preisgekrönter Romane, Theaterstücke und Essays.

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Geschliffene Bildung trifft auf tiefschwarzen Humor

Denken statt Daten, Diskussionen statt Diagramme, Kultur statt Kulturverweigerung: Der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann ist der zurzeit gewandteste Anwalt in Sachen Aufklärung, Bildung und Wissen. Schar in der Analyse, provozierend in der Argumentation und rhetorisch geschliffen nimmt der Denker ins Visier, was den Menschen – und damit der Politik – unter den Nägeln brennt. Seine kurzen aber aphoristischen Texte werden in seinem neuen Buch „Die kleine Unbildung. Liessmann für Analphabeten“ kongenial von Nicolaus Mahler in Zeichnungen übersetzt, die zum Nachdenken und Schmunzeln anregen. Den Humor, der da zum Vorschein kommt, lässt sich teilweise als tiefschwarz beschreiben. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech. Nicolas Mahler lebt und arbeitet als Zeichner und Illustrator in Wien.

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Oscar Wilde besaß einen ungewöhnlichen Widerspruchsgeist

Der irische Schriftsteller Oscar Wilde studierte am Trinity College in Dublin und machte dann Furore in London. Er beschäftigte sich als extravaganter Ästhet intensiv mit Kunst. Er begeisterte sich dabei für die Kunst um ihrer selbst willen und betrachte sie zudem als eine verstecke Form des politischen Radikalismus. Terry Eagleton weiß: „Oscar Wilde war Salonlöwe und Homosexueller, Angehöriger der Oberklasse und Underdog, angesehener Bürger und Freier von Strichjungen, schamloser Bon Viveur und, nach eigenen Bekunden, Sozialist. Genauso vertraut, wie er mit den Lady Bracknells umging, verkehrte er auch in aufständischen Kreisen und zählte Revolutionäre wie William Morris und Peter Kropotkin zu seinen Freunden. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Thomas Mann unterscheidet strikt zwischen Kultur und Zivilisation

Es gibt den tief in der deutschen Geistesgeschichte verwurzelte Sonderauffassung, dass zwischen „Kultur“ und „Zivilisation“ ein unüberbrückbarer Gegensatz besteht. Denn nur wenn man sich mit diesem deutschen Sonderweg befasst, kann man begreifen, was Thomas Mann meinte, als er 1945 davon sprach, dass es nicht „zwei Deutschland“ gebe, „ein böses und ein gutes, sondern nur eines, dem sein Bestes durch Teufelslist zum Bösen ausschlug“. Thea Dorn weiß: „Thomas Mann selbst war bis in sein fünftes Lebensjahrzehnt hinein ein Anhänger dieser Auffassung.“ In seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“, geschrieben zwischen 1915 und 1918, schließt er sich dem damals vorherrschenden konservativen deutschen Zeitgeist an, indem er den Ersten Weltkrieg als „Krieg der Zivilisation gegen Deutschland“ deutet und deshalb ohne Einschränkung unterstützt, dass Deutschland seinerseits mit aller Kraft zuschlägt. Thea Dorn studierte Philosophie und Theaterwissenschaften. Sie schrieb eine Reihe preisgekrönter Romane, Theaterstücke und Essays.

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Die Philosophie hat das Ganze des Lebens im Sinn

Seneca schreibt: „Dass wir leben, ist unzweifelhaft ein Geschenk der Götter, dass wir gut leben, ein Geschenk der Philosophie. … Die Weisheit ist die Lehrerin der Seele. … Die Gestaltung des Lebens selbst ist ihre Aufgabe und Kunst. … Indes ist es nur das glückliche Leben, auf das sie zielt: dahin führt sie, dahin öffnet sie die Wege.“ Seneca ist davon überzeugt, dass der Weise ein Meister in der Kunst ist, die Übel zu bändigen. Schmerz, Armut, Schmack, Kerker, Verbannung, die sonst überall Schrecken erzeugen, wandeln sich ins Milde, wenn sie auf den Weisen stoßen. Albert Kitzler weiß: „Die Philosophie beschränkt sich nicht auf Einzelzwecke, sondern hat das Ganze des Lebens mit allen seinen Bezügen und Bedürfnissen im Sinn.“ Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Holger Volland stellt die Frage nach der Einzigartigkeit des Menschen

Ein kulturelles Selbstverständnis beruht auf der Annahme, dass die Menschen einzigartige Wesen sind, weil sie mit ihrem kreativen Geist komplexe Ideen entwickeln und die Welt nach ihrem Willen gestalten können. Holger Volland fügt hinzu: „Die christlichen Religionen und das Judentum nennen den Menschen ein Abbild Gottes und die Krone der Schöpfung, weil nur er wie Gott Dinge nach freiem Willen selbst erschaffen kann.“ Die meisten Philosophen stimmen darin überein, dass der Mensch nicht nur ein Geschöpf in der Welt, sondern ein aktiver Schöpfer seiner Welt und Gestalter des Wesens seiner Gattung ist. Wenn Algorithmen nun so funktionieren können wie unsere neuronalen Netze im Gehirn, dann können sie lernen, was Kultur ist und darauf basierend ihre eigene Kultur gestalten. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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Konrad Paul Liessmann betrachtet Europa unter ästhetischen Gesichtspunkten

Europa, so lautet eine gerne mit abwertendem Unterton vorgetragene These, sei in erster Linie ein ökonomisches Projekt, dem noch die Seele fehle; seit einiger Zeit sei Europa auch ein politisches Projekt, dem es allerdings noch an Demokratie und der Beteiligung der Bürger ermangele; und nicht zuletzt sei Europa ein moralisches Projekt, das den Nationalismus und seine Exzesse ebenso in die Schranken weisen werde wie Fremdenfeindlichkeit, soziale Ungerechtigkeit und jede Form von Ausgrenzung. Konrad Paul Liessmann stellt sich dabei folgende Frage: „Wie wäre es, das europäische Projekt einmal unter ästhetischen Gesichtspunkten zu betrachten?“ Welche Farbe trägt Europa? Nein, das EU-Blau ist nicht die einzige Antwort. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Der Mensch gibt sich durch die Verwendung von Zeichen Sinn und Orientierung

Laut Ernst Cassirer (1874 – 1945) ist der Mensch vor allem ein zeichenverwendendes und zeichenhervorbringendes Wesen – ein „animal symbolicum“. Wolfram Eilenberger ergänzt: „Er ist mit anderen Worten ein Wesen, das sich selbst und seiner Welt durch die Verwendung von Zeichen Sinn, Halt und Orientierung gibt. Das wichtigste Zeichensystem des Menschen ist dabei seine natürliche Muttersprache.“ Doch gibt es zahlreiche andere Zeichensysteme – in Ernst Cassirers Begrifflichkeit: „symbolische Formen“ –, etwa die des Mythos, der Kunst, der Mathematik oder der Musik. Diese Symbolisierungen, seien es sprachliche, bildliche, akustische oder gestische Zeichen, verstehen sich in der Regel nicht von selbst. Der fortlaufende Prozess, in dem Zeichen in die Welt gesetzt und durch andere Menschen interpretiert und verändert werden, ist der Prozess der menschlichen Kultur. Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“, ist „Zeit“-Kolumnist und moderiert „Sternstunden der Philosophie im Schweizer Fernsehen.

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Das Thema Pornografie ist stark ideologiegeprägt

Timothy Garton Ash stellt fest: „Pornografie ist seit einem halben Jahrhundert eines der umstrittensten und meistdebattierten Themen in der westlichen Literatur über die Redefreiheit.“ Was ist Pornografie? Ist sie Kunst? Ist sie „Masturbationsmaterial“, wie die feministische Schriftstellerin Catharine MacKinnon verkündete? Ist sie Meinungsäußerung? Ist sie Hassrede? Übernimmt man die Definition von Ogi Ogas: „Alles, was die sexuellen Regionen in unserem Gehirn stimuliert“, dann erstreckt sie sich wahrscheinlich über den Großteil eines täglichen Männerlebens und über eine ordentliche Portion Kunstgeschichte. Im Gegensatz dazu definieren Catharine MacKinnon und Andrea Dworkin den Begriff enger als „die grausame, sexuell explizite Unter-Ordnung von Frauen durch Bilder und/oder Worte. Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.

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Die Begriffe Kultur und Zivilisation sind mehrdeutig

Es mag den Anschein haben, als sei Kultur eine Frage der Werte und Zivilisation eine Sache der Gegebenheiten, doch jeder der beiden Begriffe lässt sich normativ und deskriptiv verwenden. Terry Eagleton erklärt: „Das Wort >ganz< in dem Ausdruck >eine ganze Lebensweise< kann deskriptiv >vollständig< bedeuten, aber auch normativ >vereinigt<, >ganzheitlich<, >ohne Mangel<.“ Wenn der Anthropologe Edward Burnett Tylor im 19. Jahrhundert Kultur und Zivilisation definiert als „jenen Inbegriff von Wissen, Glauben, Kunst, Moral, Gesetz, Sitte und allen übrigen Fähigkeiten und Gewohnheiten, welche der Mensch als Glied der Gesellschaft sich angeeignet hat“, spricht er deskriptiv. Wenn der Dichter Henry James Pye im 18. Jahrhundert in seinem Gedicht „The Progress of Refinement“ schreibt: „Auf dem afrikanischen Schwarz zeigt sich keinerlei Kultur“, versteht er das als Wertung. Der Literaturwissenschaftler und Kulturtheoretiker Terry Eagleton ist Professor für Englische Literatur an der University of Manchester und Fellow der British Academy.

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Das Neue bricht plötzlich und unvorhergesehen in das Sein ein

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 02/2018 beantwortet folgende Frage: „Woher kommt das Neue?“ Denn es existiert jener Punkt, an dem das Alte nicht mehr passt, Gewohnheiten schal werden, Routinen beziehungsweise Rituale einem Menschen die Kehle zuschnüren. Vielgepriesene Losungen der Gegenwart lauten: Bleib up to date! Erfinde dich neu! Sei kreativ! Der permanente Wandel in der modernen Zeit zwingt die Menschen zu einer ständigen Anpassung, die nicht wenige von ihnen überfordert. Sie wissen nicht, ob sie den Sprung ins Ungewisse wagen sollen, um das zu finden, was noch nicht vorhanden ist. Während das Neue für die einen gar nicht schnell genug kommen kann, fühlen sich andere von ihm chronisch erschöpft. Für Denker wie Martin Heidegger oder Alain Badiou ereignet sich das Neu im eminenten Sinne. Das heißt, es bricht so plötzlich wie unvorhergesehen in das Sein ein.

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Wissen und Kunst sind für die Menschen unverzichtbar

Zwei Dinge sind für den Menschen unverzichtbar und bilden doch gegenüber dem Alltag ein Gegenmodell: Wissen und Kunst. Beide sind integrale Bestandteile einer freien Gesellschaft und spielen doch eine Sonderrolle. Otfried Höffe ergänzt: „Ferner sind beide für die Moderne wesentlich, womit diese erneut ihr Interesse zeigt, anthropologische Grundinteressen zu realisieren, sogar zur Blüte zu bringen.“ Schließlich besteht hinsichtlich der Freiheit eine formale Ähnlichkeit: Beide erlauben dem Menschen ein hohes Maß an Kreativität und Kritik, die allerdings unterschiedliche Gestalten annimmt. Ebenso fällt die Ambivalenz von Freiheit bei ihnen unterschiedlich aus. Eine Antriebskraft seit der frühen Moderne, zugleich ein Kernelement eines aufgeklärten Liberalismus bildet die Freiheit der menschlichen Vernunft. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Die Kultur hat ihren Ausgangspunkt in den Gefühlen

Antonio Damasio möchte in seinem neuen Buch „Im Anfang war das Gefühl“ folgende Frage klären: „Wie ist all das entstanden, was wir Kultur nennen?“ Seine scheinbar verblüffende Antwort lautet, dass dabei nicht Verstand und Intellekt, sondern die Gefühle dabei die entscheidende Rolle gespielt haben. Zudem war es seiner Meinung nach das ständige Wechselspiel zwischen Körper und Geist, das die Evolution des Menschen geprägt hat. Dabei spannt der Autor einen großen Bogen von den evolutionären Anfängen des Lebens bis hin zur Hirnforschung der Gegenwart und eröffnet seinen Lesern dabei einen neuen, aufregenden Blick auf den biologischen Ursprung der menschlichen Zivilisation. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Lanzarote wirkt wie ein Stillleben von überwältigender Schönheit

Lanzarote, die nordöstlichste der Kanarischen Inseln ist ein Urlaubsziel der besonderen Art. Die Insel zählt seit 1993 den Biosphärenreservaten der UNESCO. Die Landschaft der Feuerberge entwickelt eine geradezu surreal anmutende Stimmung. Ansonsten strahlt das Eiland eine sagenhafte Ruhe aus: ein Stillleben von überwältigender Schönheit. Im Reiseführer „Lanzarote mit 20 Wanderungen“ beschreibt Dieter Schulze detailliert alle Sehenswürdigkeiten der Insel wie zum Beispiel die Papageienstrände im Süden, eine smaragdgrünen Kratersee im Westen, die Kolonialstadt Teguise im Norden, geheimnisumwitterte Grotten und die Traumstrände von La Graciosa. Am besten lernen Reisende, die auf Lanzarote Urlaub machen, die Insel auf einer Wander-, Rad- oder Mietwagentour kennen. Die Routen führen quer über die Insel, zum Beispiel auf spektakulären Klippenwegen zur Küste, ins Tal der tausend Palmen und zu pittoresken Fischerdörfern.

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Die Momente des Innehaltens sind die intensivsten des Liebesspiels

Der amerikanische Philosoph Robert Nozick (1938 – 2002), ein Kollege Thomas Nagels, widerspricht dem Klischee des prüden Amerikaners mit den Worten des Kenners, indem er sinnfällig die Erregung beschreibt, die nur das Zwischenmenschliche bieten kann: „Manchmal konzentrieren wir uns beim Liebesakt auf die winzigsten Bewegungen, das zarteste Streifen eines Haars, das langsame Wandern der Fingerspitzen oder der Nägel oder der Zunge über die Haut, die geringste Veränderung oder das Einhalten an einem Punkt.“ Die Momente des Innehaltens sind für ihn die intensivsten des Liebesspiels. Ludger Pfeil ergänzt: „Das Warten auf das, was als Nächstes geschieht, schärft die Wahrnehmung aufs äußerste. Das gegenseitige Wissen um die Spannung und die Fokussierung auf die Empfindungen des anderen erhöhen den Reiz weiter.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Friedrich Nietzsche will denkend die Welt umgestalten

Friedrich Nietzsche stellt alles in Frage. Andreas Urs Sommer vertritt in seinem Buch „Nietzsche und die Folgen“ die These, dass ihm im Übergang vom letzten Ernst der ersten Werke zu ausgelassener Heiterkeit in späten Schriften die Lust zu unbedingten Festschreibungen immer mehr abhandenkam. Dennoch scheint er ein Denker zu sein, der zu Vereinseitigungen einlädt. Andreas Urs Sommer arbeitet in seinem Buch heraus, was seinen Lesern heute noch von Friedrich Nietzsches Denken bleibt. Das Buch erschließt, welchen Rollen Friedrich Nietzsche auf so unterschiedlichen Feldern wie der Literatur und der bildenden Kunst oder der Religion und der Politik bis heute spielt. Andreas Urs Sommer lehrt Philosophie an der Universität Freiburg i. B. und leitet die Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

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Viele Wege führen vom Burn-Out zum Burn-In

In seinem Buch „Burn-In statt Burn-Out“ vertritt Klaus Biedermann die These, dass Arbeitsüberlastung und Tempodruck nicht zwangsläufig zu einem Zusammenbruch führen. Vielmehr sind es fehlende Sinnhaftigkeit und Fremdbestimmung im Privatleben und im Beruf sowie der Verlust an Werten. Daneben haben viele Menschen die Fähigkeit verloren, sich zu entspannen und positiv wahrzunehmen, was früher oder später zu einem Kollaps führt. Statt innerlich auszubrennen, gilt es, im positiven Sinn für etwas zu brennen. Dazu kann es hilfreich sein, das eigene Leben mit allem, was einen Menschen als Persönlichkeit ausmacht, infrage zu stellen. Klaus Biedermann rät die ausgetretenen Pfade zu verlassen, und neue Perspektiven zu entdecken und erstmalige Erfahrungen zu sammeln. Dr. phil. Klaus Biedermann leitet seit mehr als 30 Jahren Selbsterfahrungskurse und Burn-In-Seminare in seiner Sommerakademie auf der Insel Korfu.

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Jedes Land hat seine eigenen Klassiker

Was „Klassik“ in der Literatur eigentlich ist, lässt sich nicht eindeutig festlegen. Zum einen ist sie verstanden worden als ein von Ausnahmekünstlern, von Genies geschaffenes überzeitliches Kunst- und Lebensideal, als Norm und Vorbild schlechthin, aus entschwundener Vergangenheit leuchtend und in die Zukunft weisend. So etwa begriffen von der Renaissance bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Humanisten das Klassische und hatten dabei als historische Ausformung stets nur einen Kulturraum vor Augen: die Antike – besonders die perikleische Glanzzeit Griechenlands im 5. Jahrhundert v. Chr. und die augusteische Blütezeit Roms um Christi Geburt. Die Tatsache jedoch, dass darüber hinaus die Italiener schon frühzeitig das 15. Jahrhundert (Leonardo da Vinci, Raffael), die Engländer und Spanier das 16. Jahrhundert (Shakespeare, Cervantes), die Franzosen das 17. Jahrhundert (Corneille, Molière, Racine) und schließlich die Deutschen die Goethezeit als die Epoche ihrer Klassik bezeichneten, zeigt ein verändertes Klassikverständnis an, das auch im Zusammenhang mit der Herausbildung moderner Nationalstaaten gesehen werden muss.

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Das Phänomen der Resonanz geht weit über die Liebe hinaus

Auf die Frage wie Hartmut Rosa zu seinem Thema „Resonanz“ gekommen ist, antwortet der Soziologe wie folgt: „Ich habe mich gefragt: Was sind eigentlich die sozialen Bedingungen dafür, dass wir uns in der Welt getragen und gehalten fühlen und uns nicht nur als ausgesetzt oder in die Welt geworfen?“ Das berühmte Motto von Johann Wolfgang von Goethe drückt das gut aus: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein“. Getragen fühlen sich Menschen dort, wo sie sich mit ihrer Umgebung, ihren Mitmenschen, der Natur oder auch einer bestimmten Ästhetik lebendig verbunden fühlen. Hartmut Rosa lehrt Soziologie an der Universität Jena. Sein neues Buch trägt den Titel „Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung“ und ist im Januar 2016 im Verlag Suhrkamp erschienen.

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Ein freundliches Nein ist besser als ein hartes Nein

Es liegt zum großen Teil am Auftreten der eigenen Person, wie das Umfeld auf ein Nein kurzfristig reagiert. Tanja Baum kann sich vorstellen, dass ein knappes und hart formuliertes Nein eher auf Unverständnis beim Gegenüber stößt als eine freundliche Absage. Schnell wird dieses Verhalten als fehlende Hilfsbereitschaft, Antipathie, Gleichgültigkeit oder Ablehnung interpretiert. Tanja Baum betont: „Mithilfe der Körpersprache, der Art des Sprechens, der Wortwahl und des gesamten Auftretens kann ein Nein verbindlich und dennoch bestimmt formuliert werden. Die Reaktion der Umwelt fällt dann weniger scharf aus.“ Die Reaktionen auf ein Nein sind natürlich auch unterschiedlich, da jede Situation in einen bestimmten Zusammenhang eingebettet ist. Tanja Baum, systemische Organisationsberaterin und Coach, gründete 1999 in Köln die Agentur für Freundlichkeit mit den Arbeitsschwerpunkten Beratung, Coaching, Training und Meditation.

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Die Freiheit von Naturzwängen ist heute weniger denn je gegeben

Zwei Dinge erwartete einer der Pioniere der neuzeitlichen Philosophie, René Descartes, von der von ihm mitbegründeten Naturforschung, und beide Dinge sind für die Freiheit relevant: ein müheloses Genießen der Früchte der Erde und eine Befreiung von unendlich vielen Krankheiten, sowohl des Körpers als auch der Seele. Otfried Höffe ergänzt: „Auch heute, bald 400 Jahre später, zeichnet sich selbst im wohlhabenden Westen weder ein müheloses Genießen noch eine Befreiung von unendliche vielen Krankheiten ab.“ Trotzdem kann man die glänzenden Erfolge einer noch immer wachsenden Naturforschung schwerlich bestreiten, weder für den Bereich der Arbeitserleichterung durch die Kunst der Ingenieure samt den neuen Informationstechniken noch für den Bereich von Gesundheit und verlängerter Lebenserwartung mit Hilfe von Medizin, Medizintechnik und Pharmazie. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Hinter Gefühlen verbergen sich oft vernünftige Überlebensstrategien

Eyal Winter zeigt in seinem Buch „Kluge Gefühle“, dass sich selbst hinter vermeintlich irrationalen Gefühlen wie Liebe und Hass vernünftige Überlebensstrategien verbergen. Dabei rehabilitiert der Autor auch negative Gefühle wie Neid und Angst, die produktiv sind, wenn man sie nicht leugnet. Eyal Winter erklärt mit Erkenntnissen aus den aus den Forschungsgebieten der Evolution, Neurologie und Spieltheorie sowie anhand von zahlreichen Fallgeschichten, warum Gefühle die meisten Menschen schnell und zuverlässig das Richtige tun lassen. Die emotionalen und rationalen Mechanismen eines Menschen arbeiten Hand in Hand und unterstützen sich gegenseitig. Bisweilen lassen sie sich überhaupt nicht voneinander trennen. Sehr häufig ist eine auf Emotion oder Intuition beruhende Entscheidung viel effizienter – und im Grunde viel besser – als eine Entscheidung, die nach einer gründlichen und genauen Beurteilung aller denkbaren Ergebnisse und Folgerungen getroffen wurde. Eyal Winter ist Professor für Ökonomie und Leiter des Zentrums für Rationalität an der Hebräischen Universität von Jerusalem.

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